Was 2015 mit einer Debitkarte für Vielreisende und tiefen Gebühren begann, ist in zehn Jahren zu einer digitalen Universalbank geworden. Weltweit präsent für 60 Millionen Kundinnen und Kunden, nach wir vor ohne Filialen, neuerding aber sogar mit eigenen Geldautomaten.
Revolut agiert weiterhin als Challenger-Bank, das Wort "Universalbank" würde im Hause Revolut niemand laut aussprechen. Das wirkt zu langweilig und ist traditionell besetzt. Gründer und Team sprechen lieber von der Super App, das ist cooler. Eine App, die alles kann und in einer einzigen Anwendung all das vereint, was Kundinnen und Kunden heute oder in wechselnden Lebensphasen wünschen und brauchen.
Dazu gehören bei Revolut auch Features und Leistungen, die Universalbanken nicht unbedingt anbieten, die deshalb unter "Plus" subsummiert werden können. Zum Beispiel Versicherungen, Shopping- oder Reisebuchungen und mehr. All das verfügbar innerhalb mehrerer Abo-Formen, für Private und für Unternehmen, die zwischen kostenlos mit Basisfunktionen und edel mit Platin-Karte und ausgebauten Leistungen angesiedelt sind.
Dazu kommen die hauptsächlichen Leistungen, die heute praktisch keine Lücken mehr aufweisen. Privat-, Spar- und Geschäfts und Multiwährungs-Konten, Sparpläne inklusive, mit einem breiten Sortiment an Karten. Nationale und internationale Zahlungen. Im Bereich Anlegen Aktien und ETFs, Kryptowährungen, Edelmetalle, Rohstoffe, Geldmarktfonds und mehr. Kredite gibt's schon länger, das Hypothekengeschäft ist im Aufbau.
Das alles klingt weniger nach einer hippen App, mehr nach einer Universalbank.
Sind eine smarte App und eine Universalbank unter einen Hut zu bringen?
Ob das auf Dauer gelingt, wird sich zeigen, aktuell funktioniert der Spagat. Der Gründer Nik Storonsky verfolgt das Ziel, als globale, grenzenlose Bank gesehen zu werden – und er tut alles dafür, dieses Ziel der weltumspannenden Superbank auch zu erreichen. Eine Bank allerdings, die in seiner Vorstellung viel moderner aufgestellt ist als die bestehenden Traditionsbanken. Der smarte Approach und die hippe Positionierung sollen erhalten bleiben, auch in Gross. Und die Superbank soll Menschen auf der ganzen Welt helfen, mehr aus ihrem Geld zu machen.
Warum wird eine Bankerin Europachefin von Revolut?
Revolut hat innerhalb von zehn Jahren den Sprung von 0 auf 60 Millionen Kundinnen und Kunden geschafft. Das erklärte Ziel von 100 Millionen Kunden rückt näher.
Mit der Ernennug von Béatrice Cossa-Dumurgie zur CEO für Westeuropa setzt Revolut auch ein Zeichen, wohin die Reise im weiteren Wachstum und in der Angebotsgestaltung gehen soll.
Cossa-Dumurgie ist Bankerin mit Hintergrund. Sie startete ihre Karriere bei McKinsey und im französischen Finanzministerium. Nach dem Wechsel zu BNP Paribas besetzte sie 15 Jahre lang verschiedene Führungspositionen, darunter COO des Privatkundengeschäfts und CEO des Bereichs Privatanleger.
Zudem war sie Mitglied des Verwaltungsrats der Société Générale, aus dem sie jetzt ausgeschieden ist, damit sie ihre neue Position bei Revolut antreten kann. Sie bleibt weiterhinn unabhängiges Verwaltungsratsmitglied von Peugeot Invest.
Dass Revolut eine Bankerin mit Erfahrung an die Führungsspitze setzt, ist nicht unbedingt ein Paradigmenwechsel, zumindest aber eine neue Strömung im Hause Revolut. Damit unterstreicht das FinTech Stossrichtungen, Absichten und Ziele der Challenger-Bank.
Dazu passt auch das Statement der neuen CEO für Westeuropa: «Revolut leitet derzeit das ehrgeizigste Bankprojekt in Europa, und ich bin stolz darauf, eine Schlüsselrolle dabei spielen zu dürfen. Ich werde mein Fachwissen voll und ganz in den Dienst unserer Kunden stellen, mit dem Ziel, dauerhaftes Vertrauen aufzubauen – nicht nur zu ihnen, sondern auch zum gesamten französischen und europäischen Bankensystem.»
Storonsky doppelt nach und ergänzt seine Willkommensansprache für Cossa-Dumurgie mit klar formulierten Zielen: «Ihre Ernennung spiegelt unser klares Ziel wider: Revolut zur führenden Digitalbank in Frankreich und Westeuropa zu machen».
Mit weltweit 60 Millionen Kundinnen und Kunden, über 40 Millionen davon in Europa, über 1 Million in der Schweiz, ist Revolut weiterhin als Challenger-Bank unterwegs, segelt inzwischen aber unter der Flagge einer Grossbank. Beinahe schon zu verwechseln mit einer grossen Universalbank – nur eben smarter, hipper, innovativer und vor allem deutlich aggressiver.
Die Französin Béatrice Cossa-Dumurgie wird ihre Aufgaben im neu eröffneten Hauptquartier West von Revolut in Paris anpacken. Frankreich ist mit über 5 Millionen Kunden der grösste EU-Markt von Revolut. Die Challenger-Bank will die französische Banklizenz beantragen, um auch im Westen Europas sämtliche Finanzdienstleistungen anbieten zu können. Dazu gehören unter anderem Hyptheken (!), Mobilfunktarife, Dispokredite und mehr.
Zudem will Revolut in den nächsten drei Jahren über eine Milliarde Euro in Frankreich investieren und über 200 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Pläne, vom Hauptquartier Paris aus Revolut in Europa zur führenden Digitalbank zu machen, werden nun von einer CEO mit viel Erfahrung aus klassischen Banken vorangetrieben.