Die Kampfansage der Credit Suisse an alle Neo-Banken war: "Schluss mit Apps, die Bank spielen". Die geplante Breitseite, die Neo-Banken das Leben schwer machen sollte, wurde von der Grossbank im Oktober 2020 mit grossem Tamtam in Form der App CSX eingeführt hat. Das war das Angebot einer etablierten Bank, "die sich anfühlt wie eine App".
Das volldigitale Angebot der CS hat nicht Neo-Banken in grosser Zahl vom Markt gefegt, aber als gut konzipierte App war es eine ernstzunehmende Neo-Bank mehr. Und eine ziemlich erfolgreiche dazu.
Nach einem Jahr hatte CSX bereits die beachtliche Zahl von 100'000 Kundinnen und Kunden an Bord. Das waren nicht durchwegs Neukunden. Die Credit Suisse hatte CSX auch als neuen digitalen Ankerplatz für absprungwillige, bankmüde oder auch gebührentraumatisierte Kunden aus dem eigenen Hause genutzt.
So blieben die Kunden unter dem gleichen Dach und wurden nicht passiv und kampflos der (immer noch) günstigeren Konkurrenz der Neo-Banken überlassen, die mit ihren Apps weiterhin Bank spielen. Einige sehr erfolgreich.
Dennoch bleibt die 100'000 eine starke Zahl. In der letzten Information, welche die CS vor ihrem Niedergang veröffentlichte, wurde die Zahl der Kunden mit mehr als 400'000 angegeben.
Und plötzliche hatte die UBS eine App zu viel
Mit der Übernahme der CS ist auch die bisherige Konkurrenz-App CSX an die UBS gefallen. Die Grossbank UBS ist mit einer eigenen digitalen App Mitte 2022 im Markt gestartet. Eine hybride Entwicklung, welche unter der Marke UBS Key4 Banking als digitale Erweiterung der Mobile Banking App der UBS konzipiert worden ist.
Die Frage, ob CSX oder UBS Key4 zur digitalen Flaggschiff-App der UBS werden soll, ist Mitte 2024 beantwortet worden. UBS Key4 soll bleiben, CSX wird eingestellt und spätestens Ende 2025 vom Markt verschwinden.
Die Lücke der fehlenden Gratis-App hat UBS mit "Pure" geschlossen
CSX gibt es in verschiedenen kostenpflichten Abo-Formen und mit CSX White auch in einer kostenlosen Version. Bei den Key4-Paketen der UBS fehlte eine Gratis-Version.
Keine gute Voraussetzung für die anrollende und jetzt laufende Migration der CSX-Kunden zu Key4-Nutzern. Detaillierte Zahlen wurden nie kommuniziert, aber ein beträchtlicher Teil der CSX-Nutzer dürfte mit der kostenlosen Version unterwegs sein.
Deshalb hat die UBS ihre Abo-Formen angpasst und ohne grosse Ankündigung mit einer Gratisversion erweitert, die auf den Namen "Pure" hört. UBS Key4 Banking gibt's jetzt in drei wählbaren Versionen zwischen kostenlos und 22 Franken pro Monat.
Zum kostenlosen Pure-Konto gehören Privat- und Sparkonto sowie Prepaid- und Debitkarte. Die Basisleistungen für Konto, Karte und Banking im Alltag bleiben kostenlos. Dort, wo Gebühren anfallen, zum Beispiel für die Kartennutzung im Ausland oder Bargeldabhebungen, bleibt die Preispolitik des Mutterhauses spürbar. Pure gehört im Vergleich zu anderen Neo-Banken nicht zu den günstigsten Angeboten.
Aber, und dieser Schattensprung ist bemerkenswert, UBS bietet jetzt auch ein Gratiskonto an. Wie viele der mehreren hunderttausend CSX-Kunden tatsächlich zu UBS Key4 wechseln, bleibt möglicherweise das Geheimnis der UBS. Aber die Chancen für eine erfolgreiche Migration hat die Grossbank mit ihrem kostenlosen Pure-Konto zweifellos erhöht.