Neo-Banken

Werden die N26-Gründer von ihren Investoren ausgebootet?

Die beiden Gründer von N26: Valentin Stalf & Maximilian Tayenthal
Die beiden Gründer von N26: Valentin Stalf & Maximilian Tayenthal | Bild: N26

Die Neo-Bank N26 steht einmal mehr im Fokus der Finanzaufsicht. Hat das nun auch Konsequenzen für die beiden Gründer?

Die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal sind 2013 mit ihrer Neo-Bank N26 gestartet und haben ihr Unternehmen zu bemerkenswerter Grösse gebracht. Übersee-Abenteuer haben Stalf und Thayenthal vor Jahren schon beendet und sich auf die europäischen Kernmärkte fokussiert.

Schnelles Wachstum war nicht nur positiv, sondern hat für die Neo-Bank auch zu offenbar schwer lösbaren Compliance-Problemen geführt. N26 hat sich in den letzten Jahren durch verschiedene Verstösse wiederholt aufs Radar der Finanzaufsicht BaFin gespielt – mit teilweise drastischen Konsequenzen: Auflagen des Regulators, Busse in Millionenhöhe, Sonderbeauftragte im Haus und dazu eine verordnete Wachstumsbeschränkung, N26 durfte mehr als zwei Jahre lang pro Monat höchstens 50'000 Neukunden an Bord nehmen.

Ob die von der BaFin wiederholt aufgedeckten Verstösse mit fehlenden Strukturen, Nachlässigkeit, Ignoranz, Überforderung oder einer Mischform von Defiziten zu erklären sind, bleibt offen. Tatsache ist, dass N26 nach dem regulatorischen Befreiungsschlag Mitte 2024 – die Neo-Bank durfte wieder ohne Beschränkungen wachsen – erneut ins Visier der Finanzaufsicht geraten ist.

Innerhalb einer Sonderprüfung der BaFin im vierten Quartal 2024 sind "Schwachstellen in den internen Kontrollsystemen, Prozessen und der allgemeinen Organsation der N26 Bank SE aufgedeckt worden", wie N26 im Geschäftsbericht rapportiert. Details und mögliche Konsequenzen seitens BaFin sind noch nicht bekannt, aber offenbar werden nach diesem Vorfall nun die Investoren der Neo-Bank aktiv.

Werden die N26-Gründer von ihren Investoren ausgebootet?

Die aktuelle Intervention der Finanzaufsicht war für die Investoren von N26 möglicherweise nun eine zu viel. Mit dem üblichen Bezug auf gut informierte Insider hat das Manager Magazin berichtet, dass die N26-Gründer Valentin Stalf (CEO) und Maximilian Tayenthal (Co-CEO & COO) vor der Ablösung stehen würden. Grund wären verärgerte und unzufriedene Investoren, welche einen Wechsel in der Führungsspitze der Neo-Bank fordern würden.

Die WirtschaftsWoche und das Handelsblatt haben die gesetzte Spur des Berichts weiterverfolgt und die Story mit Infomationen aus eigenen Recherchen ergänzt, ebenfalls mit Verweis auf anonyme, aber offenbar gut informierte Quellen.

Derzeit werde ein Ausstiegs-Szenario diskutiert, nach dem Stalf in den Aussichtsrat von N26 einziehen könnte. Tayenthal dürfte noch so lange CEO bleiben, bis ein Nachfolger gefunden wäre, der Tayenthal ablösen würde.

Bei den Anführern der Palastrevolution soll es sich um die drei US-Investoren Thirdpoint, Dragoneer und Coatue handeln. Neben den wiederholten Problemen mit dem Regulator würde diesen Investoren auch die Wachstums-Entwicklung bei N26 nicht genügen – die Neo-Bank operiert im Schatten der Challenger-Bank Revolut.

N26 weist total 4.8 Millionen Kunden aus, Revolut liegt bei über 60 Millionen. Diese Werte sind allerdings nicht direkt vergleichbar, aus zwei Gründen: Revolut operiert mit der Gesamtkundenzahl, N26 weist seit einiger Zeit nur noch "ertragsrelevante" Kunden aus. Zudem ist Revolut, im Gegensatz zu N26, neben Europa auch in zahlreichen Übersee-Destinationen am Ball. Ein anderer Vergleichswert ist die monatliche Produktion von Neukunden: N26 schafft nach eigenen Angaben derzeit rund 200'000, Revolut kommt seit längerem auf rund 1 Million.

Dem Vernehmen nach würden einige der grösseren Investoren den Vorstoss der drei Aufrührer begrüssen, bei anderen hätten Stalf und Tayenthal aufgrund ihrer Aufbauarbeit jedoch noch Kredit. Von dieser Seite käme der Vorschlag, den Gründern erfahrene Banker im Vorstand zur Seite zu stellen, damit N26 sich besser und schneller entwickeln könne. 

Gerüchte oder Fakt?

N26 selbst will sich nicht zu Spekulationen äussern, dementiert jedoch, dass die Gründer auf Druck von Inverstoren vor der Ablösung stehen würden.

Um reine Gerüchte ohne Fundament handelt es sich wahrscheinlich nicht, dazu sind die Informationen aus verschiedenen Quellen und von unterschiedlichen Seiten zu dicht. Für die Gründer unerfreuliche Diskussionen dürften aktuell tatsächlich laufen.

Die Kräfteverhältnisse und die Haltung der Investoren mit Gewicht werden entscheiden, ob und in welcher Form sich die Führungsspitze der Neo-Bank verändern wird.

Sicher ist, dass die neuen Probleme mit der Finanzaufsicht und die aktuellen Medienberichte zum Schicksal der Gründer dem Image von N26 nicht eben gut bekommen. Deshalb dürfte eher schnell entschieden und kommuniziert werden, wie es mit der Neo-Bank weitergehen soll.


Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft im Überblick

Die Zusammenstellung der in der Schweiz aktiven Neo-Banken mit den jeweils zuletzt gemeldeten Nutzerzahlen vermittelt einen ungefähren Eindruck der aktuellen Grössenverhältnisse und Marktanteile.

Schweizer Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Alpian (F-ISPB) Oktober 2022 20'000 20'000
Kaspar& März 2022 7'000 7'000
Neon März 2019 237'000 237'000
Radicant (BLKB) August 2023 18'000 18'000
Yapeal Juli 2020 10'000 10'000
Yuh (Swissquote) Mai 2021 350'000 350'000
Zak (Bank Cler) März 2018 70'000 70'000
Aktive Schweizer Apps: 7      
       
Ausländische Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
N26 Schweiz 2019 4.8 Millionen* keine Angaben
Revolut Schweiz 2017 60 Millionen 1'000'000
Wise März 2010 16 Millionen keine Angaben
Aktive ausländische Apps: 3   *ertragsrelevante  
       
Neo-Banken Verticals Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Relio Oktober 2023 Angaben folgen Angaben folgen
Aktive Vertical Apps: 1      
       
Neo-Banken in Umwandlung      
CSX (Credit Suisse)
UBS plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Key4 Banking Pure von UBS
Oktober 2020 400'000 400'000
Coop Finance+ (Coop)
Coop plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Lila Set von Valiant
Oktober 2023 keine Angaben keine Angaben
       
Neo-Banken in Liquidation      
FlowBank
FINMA: Konkurs eröffnet am
13. Juni 2024
November 2020 keine Angaben keine Angaben
Swiss4
FINMA: Konkurs eröffnet am
4. März 2025
April 2024 keine Angaben keine Angaben

Hinweis der Redaktion: Neo-Banken, die ihre aktuellen Kundenzahlen nicht korrekt gespiegelt sehen, weil länger nicht kommuniziert, dürfen Letzteres jederzeit gerne nachholen, hier, damit Ersteres auf den neusten Stand gebracht werden kann.