Neo-Banken

N26 will personell weniger als FinTech, mehr als Bank operieren

Der frühere Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret soll Vorsitzender des N26-Aufsichtsrats werden
Der frühere Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret soll Vorsitzender des N26-Aufsichtsrats werden (Bild: ZVG)

Ein FinTech bleibt die Neo-Bank N26 natürlich schon, aber der Anstrich einer seriösen Bank wird wichtiger. Deshalb stellt sich N26 personell völlig neu auf.

Das Berliner FinTech hat schon seit 2016 eine europäische Vollbanklizenz. Nach Jahren mit starkem Wachstum hat der beibehaltene Startup-Groove und die Lockerheit aus den Gründungszeiten N26 jedoch wiederholt in Schwierigkeiten gebracht. Die Finanzaufsicht BaFin war Dauergast bei N26 und hat die Neo-Bank über Jahre an die kurze Leine genommen.

Das hat zu Interverntionen der Investoren geführt und auch zu personellen Konsequenzen. N26 soll zu einer "richtigen" Bank werden.

Der Weg zur "richtigen" Bank wird von erfahrenen Profis begleitet

Auf Druck der unzufriedenen Investoren räumt Mitgründer und Co-CEO Valentin Stalf seinen Sessel, zieht sich aus der operativen Verantwortung zurück und wechselt in den Aufsichtsrat. 

An seine Stelle tritt Marcus Mosen, bisheriger Aufsichtsratsvorsitzender von N26, der als neuer CEO seine Erfahrung aus Engagements bei Concardis, First Data Corporation, Easycash Holding und Ingenico einbringen wird.

Mosen war zudem mehrere Jahre Mitglied im Verwaltungsrat von Mastercard. Die Nähe zu Startups und FinTechs hat der neue CEO "von der anderen Seite" als Berater und Investor gewonnen.

Ab Dezember 2025 wird Jochen Klöpper als Chief Risk Officer das Führungsteam von N26 verstärken. Klöpper bringt viel Bank-Kompetenz mit, aus seinen Engagements als Chief Risk Officer der Santander Consumer Bank, CRO bei der Bawag Bank sowie aus verschiedenen Funktionen innerhalb von 20 Jahren beim Deutsche Bank-Konzern.

Der Vorstand von N26 soll, neben den bestehenden Mitgliedern Arnd Schwierholz und N26-Mitgründer Maximilian Tayenthal, längerfristig um mehrere Persönlichkeiten erweitert werden.

Prominente Besetzung an der Spitze des Aufsichtsrats

Der frühere Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret soll ab Oktober 2025 den Vorsitz des N26-Aufsichtsrats übernehmen. Dombret ist einer der erfahrensten europäischen Bankenexperten und war hochrangiger Aufseher und Regulator im deutschen und europäischen Bankensystem.

Im Vorstand der Bundesbank war Dombret zuständig für die Bereiche Banken- und Finanzaufsicht, Finanzstabilität, Statistik, Märkte und Risiko-Controlling. Zudem war der Banker unter anderem in führenden Positionen bei der Deutschen Bank, bei JP Morgan, Rothschild und bei der Bank of America aktiv.

Bis zu Dombrets Amtsantritt übernimmt übergangsweise Peter Kleinschmidt den Vorsitz des Aufsichtsrats. Auch Kleinschmidt bringt jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Bankwesen und Versicherungen mit.

Als ehemaliger Partner bei PwC war er knapp 30 Jahre als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in der Revisionsabteilung des Unternehmens tätig. Zusätzlich übernahm er Beratungsaufgaben in den Bereichen IT-Risikomanagement, Geldwäschebekämpfung, Governance und Compliance.

Die Intervention der Investoren hat ein personelles Erdbeben ausgelöst

Bei den Neubesetzungen fallen zwei Dinge besonders auf: An der Spitze von N26 stehen in Zukunft gestandene Banker mit sehr viel Hintergrund und Erfahrung. Und die Themen Risiko, Compliance, Governance sowie Erfahrung mit Regulierungen und Regulatoren stehen sehr weit vorne.

Die Investoren und die neue Führungsspitze machen Ernst: Ein Startup, ein Scaleup, eine Neo-Bank ist auf dem Weg zu einer "richtigen" Bank, die mit der Finanzaufsicht nicht weiterhin auf Kriegsfuss stehen soll.


Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft im Überblick

Die Zusammenstellung der in der Schweiz aktiven Neo-Banken mit den jeweils zuletzt gemeldeten Nutzerzahlen vermittelt einen ungefähren Eindruck der aktuellen Grössenverhältnisse und Marktanteile.

Schweizer Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Alpian (F-ISPB) Oktober 2022 20'000 20'000
Kaspar& März 2022 7'000 7'000
Neon März 2019 237'000 237'000
Radicant (BLKB) August 2023 18'000 18'000
Yapeal Juli 2020 10'000 10'000
Yuh (Swissquote) Mai 2021 350'000 350'000
Zak (Bank Cler) März 2018 80'000 80'000
Aktive Schweizer Apps: 7      
       
Ausländische Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
N26 Schweiz 2019 4.8 Millionen* keine Angaben
Revolut Schweiz 2017 60 Millionen 1'000'000
Wise März 2010 16 Millionen keine Angaben
Aktive ausländische Apps: 3   *ertragsrelevante  
       
Neo-Banken Verticals Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Relio Oktober 2023 Angaben folgen Angaben folgen
Aktive Vertical Apps: 1      
       
Neo-Banken in Umwandlung      
CSX (Credit Suisse)
UBS plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Key4 Banking Pure von UBS
Oktober 2020 400'000 400'000
Coop Finance+ (Coop)
Coop plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Lila Set von Valiant
Oktober 2023 keine Angaben keine Angaben
       
Neo-Banken in Liquidation      
FlowBank
FINMA: Konkurs eröffnet am
13. Juni 2024
November 2020 keine Angaben keine Angaben
Swiss4
FINMA: Konkurs eröffnet am
4. März 2025
April 2024 keine Angaben keine Angaben

Hinweis der Redaktion: Neo-Banken, die ihre aktuellen Kundenzahlen nicht korrekt gespiegelt sehen, weil länger nicht kommuniziert, dürfen Letzteres jederzeit gerne nachholen, hier, damit Ersteres auf den neusten Stand gebracht werden kann.