Mit der Einführung von Instant-Zahlungen hat ein neues Kapitel im Zahlungsverkehr begonnen: Transaktionen werden innerhalb von Sekunden verarbeitet und der Empfängerin oder dem Empfänger in Echtzeit gutgeschrieben. Doch entspricht dieser Service überhaupt einem Kundenbedürfnis?
Mit Instant-Zahlungen sind Überweisungen in Echtzeit auch an Wochenenden oder Feiertagen 24 Stunden pro Tag möglich. Während es bei gewöhnlichen Transaktionen bis zu einem Werktag dauern kann, bis das Geld beim Begünstigten ankommt, steht es bei Instant-Zahlungen sofort zur Verfügung.
In der Schweiz müssen die grösseren Banken seit August 2024 Instant-Zahlungen annehmen. Kleinere Banken sind erst ab Ende 2026 zu dieser Dienstleistung verpflichtet. Ausgehende Transaktionen in Echtzeit sind hingegen bislang für alle Banken freiwillig. Das bedeutet, dass jede Bank selbst entscheiden kann, ob sie ihrer Kundschaft diese Dienstleistung anbietet und ob sie dafür eine Gebühr verlangt oder nicht.
Geschwindigkeit, Sicherheit und jederzeitige Verfügbarkeit
Die Frage ist, ob Kundinnen und Kunden diesen Service tatsächlich wünschen. Verfügen die meisten von ihnen dank Angeboten wie Twint nicht bereits über Möglichkeiten für schnelles Bezahlen?
Die Graubündner Kantonalbank (GKB) geht davon aus, dass Instant-Zahlungen die grundlegenden Bedürfnisse moderner Kundinnen und Kunden erfüllen. Dazu gehören Geschwindigkeit, Sicherheit und jederzeitige Verfügbarkeit. Diese Anforderungen sind nicht neu – sie entsprechen vielmehr dem Zeitgeist –, aber sie werden in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.
Es gibt diverse Situationen, in denen Kundinnen und Kunden froh sind, wenn sie Echtzeitzahlungen nutzen können. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn eine Kundin an einem Wochenende einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, ihre Kreditkarten- oder Twint-Limite aber nicht ausreicht. Ausserdem kann das Auto bei solchen Käufen für gewöhnlich erst mitgenommen werden, wenn die Zahlung beim Händler eingegangen ist. Mit einer Instant-Zahlung wäre dies folglich möglich.
Ein anderes Beispiel betrifft KMU-Kunden, die einen eigenen Onlineshop betreiben. Instant-Zahlungen würden ihnen eine weitere Bezahloption für ihre Kundschaft bieten. Zudem könnten sie die bestellte Ware direkt nach Erhalt der Zahlung bereitstellen und sich damit einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern verschaffen.
Obwohl die Branche aktuell noch nicht so weit ist, könnten Instant-Zahlungen je nach Preis aus Händlersicht künftig also eine interessante Alternative zu Kreditkarten und anderen Zahlungsmitteln darstellen.
Auf lange Sicht der Standard
Instant-Zahlungen entsprechen nicht nur einem Kundenbedürfnis, sie eröffnen auch neue Möglichkeiten für innovative Geschäftsmodelle – insbesondere dort, wo Zahlungen in Echtzeit neue Kundenerlebnisse oder Prozessvereinfachungen ermöglichen.
Denkbar wäre etwa, dass eine Versicherung einen bestimmten Versicherungsschutz auf Abruf anbieten könnte, beispielweise eine Skibruch-Zusatzversicherung, die ab Zahlungseingang und lediglich für den Zeitraum der Skiferien gültig ist.
Die Integration von Instant-Zahlungen in bestehende digitale Banking-Angebote ist für Banken zweifellos mit Aufwand verbunden. Die GKB bietet diesen Service, weil sie überzeugt ist, dass sich diese Form des Bezahlens langfristig als neuer Standard im Zahlungsverkehr etablieren wird. Deshalb führte sie den Dienst früh ein, um gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden erste Erfahrungen zu sammeln.
Seit Juni 2025 stehen neben eingehenden auch ausgehende Instant-Zahlungen allen Kundinnen und Kunden kostenlos zur Verfügung.