Instant Payment ist der Startschuss zur Modernisierung der Banken-Infrastruktur

Symbolbild für Schnelligkeit beim Bezahlen
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Dr. Carsten Wengel macht Banken Mut, im Zusammenhang mit der Pflicht zu Instant Payments veraltete Systeme und Infrastruktur auf Vordermann zu bringen.

Am 9. Oktober ist Stichtag. Ab diesem Datum sind Banken per EU-Gesetz dazu verpflichtet, Echtzeitüberweisungen anzubieten und durchzuführen.

Als grösstes Hindernis erweisen sich dabei veraltete Infrastrukturen und komplexe Abläufe. Doch in dem gesetzlichen Druck zur Umsetzung von Instant Payment liegt eine grosse Chance, endlich gründlich mit den technischen Altlasten aufzuräumen.

Der Verweis auf die latente Bremsfunktion von Legacy-Systemen mag begründet sein, doch haben wir ihn nicht schon viel zu oft gehört? Und keine Bank wird nach dem 9. Oktober mit dieser Ausrede Erfolg haben, wenn ihr Instant Payment nicht funktioniert. Die neue Regulatorik sieht es eben nicht als fakultative Zusatzleistung, sondern als obligatorischen Service, den jede Bank zu erbringen hat. Must-have statt Nice-to-have.

Wenn aber schon einmal der Zwang zur Modernisierung quasi vom Gesetzgeber verordnet wird, dann sollte man ihn gleich zum Aufbau und Startschuss für ein resilienteres und kundenfreundlicheres Banking nutzen. Eine Alternative dazu gibt es nicht. So wird aus Zwang von oben Fortschritt für alle.

Natürlich gilt es dabei Hindernisse auszuräumen, die schon viel zu lange im Weg stehen. Es stimmt, dass die Legacy-Infrastrukturen weder auf Rund-um-die-Uhr-, noch auf Echtzeit-Transaktionen ausgelegt sind. Aber wie lange können Banken diesen Kundenwunsch noch ignorieren?

Also steht mit dem neuen Gesetz eine grundsätzliche Migration der IT an, die Banken die Möglichkeit zu weit darüber hinausreichenden neuen Services eröffnet. Instant Payment macht Schluss mit Stillstand und den Weg frei für neue Optionen.

Der Countdown zur Modernisierung läuft

Die Grundzüge einer modernen IT-Infrastruktur für Banken liegen auf dem Tisch: Sie muss Lösungen wie Verification of Payee (VoP) oder adaptive Authentifizierung tief in bestehende Prozesse integrieren, modulare APIs zur Anbindung innovativer Services wie beispielsweise Request-to-Pay nutzen und Banken anschlussfähig machen für neue Geschäftsmodelle.

Gleichzeitig gewinnt das Thema Sicherheit zusätzliche Relevanz. Instant Payments brauchen Schutzmechanismen in Echtzeit – klassische Sicherheitsverfahren sind viel zu langsam. Dabei müssen Lösungsansätze wie Fraud Detection oder Behavioral Analytics die Transaktionen schützen, ohne Nutzerinnen und Nutzer auszubremsen. Auch das ist technisch machbar.

Natürlich muss die evolutionäre Transformation hin zu modularen, skalierbaren Plattformen vollzogen werden, ohne den laufenden Betrieb zu gefährden. Zweifellos eine anspruchsvolle, aber lösbare Aufgabe. Zudem erleichtert sie die Anpassung an zukünftige Regularien, die sicher kommen werden.

Cloud-basierte Payment-Plattformen ermöglichen neben höherer Skalierbarkeit, 24/7-Verfügbarkeit und Echtzeitzahlungen auch noch eine weitaus grössere regulatorische Agilität. Das reduziert den zeitlichen, organisatorischen und technischen Aufwand für die Adaption neuer Vorgaben erheblich, samt den damit verbundenen Kosten.

Die EU-Regulierung sollte daher nicht als lästige Pflicht begriffen werden, sondern als willkommene Chance, bremsende Altlasten endlich loszuwerden. IT-Infrastrukturen sind kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Und der kann nur lauten, Kunden genau die Services zur Verfügung zu stellen, die sie erwarten. Attraktiv für die Nutzer, profitabel für die Banken.

Dazu brauchen sie Echtzeit-Architekturen für eine Plattformökonomie, die keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern gelebte Realität. Insofern ist Instant Payment für die Banken ein willkommener Anlass, ihre technologischen Schulden abzubauen und ihre Innovationsfähigkeit zurückzugewinnen für ein offenes, schnelles und kundenorientiertes Zahlungsökosystem.