In der Schweiz stehen die schnellen Zahlungen, die innerhalb von höchstens zehn Sekunden von Konto zu Konto ausgeführt werden, noch am Anfang. Der Service stösst bei Banken auf Widerstand und hat keine Priorität.
Das war im EU-Raum auch so. Zahlreiche Banken verspürten wenig Lust, ihren Kundinnen und Kunden Instant Payments anzubieten. Damit die schnellen Zahlungen jedoch flächendeckend funktionieren, müssen alle Banken am System angeschlossen sein. Ist das nicht der Fall, kann eine als Instant Payment lancierte Zahlung von der Empfängerbank nicht verarbeitet werden, wenn sie nicht mit im Boot ist.
Im EU-Zahlungsraum hat schliesslich das EU-Parlament ein Machtwort gesprochen und Überweisungen innerhalb von zehn Sekunden – rund um die Uhr – für sämtliche Banken in der EU zum verpflichtenden Standard erklärt.
Instant Payments in der Schweiz
In der Schweiz ist der Widerwille der Banken noch grösser. Unter anderem mit der Begründung, dass die schnellen Zahlungen keinem Kundenbedürfnis entsprechen würden.
Die E-Commerce-Branche und Händler sehen das allerdings anders. Zahlen Kunden zum Beispiel in einem Online-Shop über Instant Payments, trifft das Geld höchstens zehn Sekunden nach der Auslösung der Zahlung auf dem Konto des Händlers ein.
Das eröffnet für den Handel und deren Kunden neue Möglichkeiten. Dadurch werden die schnellen Zahlungen von Konto zu Konto zur Alternative für Kartenzahlungen oder auch für Twint – nur ungleich kostengünstiger.
Vor allem dieser Punkt erklärt die Abneigung der Banken. Mit Karten- oder Twint-Zahlungen verdienen Banken mehr als mit Instant Payments. Es sei denn, sie belasten die schnellen Zahlungen mit hohen Gebühren. Das ist allerdings ein Anachronismus erster Güte. Niemand will für eine erwartete und als selbstverständlich vorausgesetzte Leistung zusätzlich bezahlen.
Zumal es keinen einzigen einsichtigen Grund gibt, weshalb in der heutigen Zeit Banküberweisungen in der Schweiz Stunden, manchmal sogar Tage in Anspruch nehmen sollten, bis das Geld auf dem Konto des Empfängers ankommt und gutgeschrieben wird.
Damit die Schweiz den Anschluss an europäische Gepflogenheiten und Standards nicht vollends verliert, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die grösseren Banken dazu verpflichtet, ab August 2024 Instant Payment anzunehmen. Kleinere Finanzinstute haben bis Ende 2026 Zeit, um technisch nachzurüsten.
Der Druck der SNB war offenbar notwendig, hält sich jedoch insofern in Grenzen, als Banken und Finanzdienstleister nur zum Empfang von Instant Payments verpflichtet werden. Freiwillig bleibt, ob Banken den Service auch für ausgehende Überweisungen anbieten wollen.
Welche Banken bieten den Service ausgehender Instant Payments kostenlos an?
Der Kreis der Banken, die Instant Payments kostenlos anbieten, ist noch sehr überschaubar, jetzt aber durch die Graubündner Kantonalbank (GKB) erweitert worden. Die GKB bietet seit wenigen Wochen auch ausgehende Instant Payments ohne Kosten und Gebühren 24/7 an, bis zum Betrag von 20'000 Franken.
Mit zum Kreis der fortschrittlichen und kundenorientiert denkenden Banken gehören die Hypothekarbank Lenzburg und die Berner Kantonalbank, welche ebenfalls gebührenfreie Instant Payments zum Standard gemacht haben.
Raiffeisen bietet Mitgliedern 12 Gratis-Überweisungen pro Jahr, danach kostet die schnelle Zahlung 2 Franken.
Eine kleine Handvoll weiterer Banken bietet ausgehende Instant Payments mit Gebühren zwischen 2 und 5 Franken pro Zahlung an. Das heisst: Instant Payments werden als Innovation, als Special und als kostenpflichtige Zusatzleistung betrachtet, die Kundinnen und Kunden sich ab und zu leisten werden.
Es wird noch eine Weile dauern, bis sich auch in der Schweiz auf breiter Front die neue Einsicht durchgesetzt hat, dass Instant Payments heute zu den Selbstverständlichkeiten gehören, die Kunden von ihrer Bank erwarten. Ohne Zusatzkosten.
Möglich bleibt, dass auch in der Schweiz der Regulator oder die SNB intervenieren werden, wenn Instant Payments ohne Druck von aussen nicht so richtig zum neuen Normal werden sollten.