Kryptowelt

Bitcoin erreicht neue Höchstmarken – und wie geht's weiter?

Bitcoin-Münze als Symbol für Bitcoin
Bild: Net Vector | Shutterstock

Nachdem der Bitcoin seine früheren Höchstmarken deutlich übertroffen hat, schiessen neue Analysen und Prognosen ins Kraut.

Analysen und Prognosen sind nicht falsch – testet der Bitcoin ein neues Allzeithoch um die 120'000 US-Dollar, möchte die Investoren-Gemeinde wissen, wie die Reise weitergeht.

Das kann allerdings auch dieses Mal niemand verlässlich vorhersehen. Aber immerhin, der Bitcoin bewegt sich insgesamt in erfreulichen Umfeldern, was seinen Boden solider macht. 

Welche Faktoren unterstützen den Bitcoin?

Zum Beispiel die folgenden: Der Bitcoin hat sich als eigenständiger Wertspeicher etabliert. Im Zuge der gefällten Entscheidung, Bitcoin als strategische Währungs-Reserve für die USA zu etablieren, sind bereits erste Bundesstaaten der Idee gefolgt und tun dasselbe auf der Ebene einzelner Staaten. Dazu gehören im Moment New Hampshire, Arizona und Texas.

Eine wachsende Zahl von Unternehmen folgt diesem Beispiel, zum Teil auch grosse börsenkotierte Unternehmen nehmen Bitcoin als Reserve in ihre Bilanzen auf.

Mit eine zentrale Rolle spielen weitere Faktoren, zum Beispiel: Börsennotierte Bitcoin-ETFs haben in den letzten zwölf Monaten in den USA markante Zuflüsse von mehr als 40 Milliarden US-Dollar verzeichnet.

Oder auch: Bitcoin wird bereits heute zum knappen Gut. Ein beträchtlicher Teil der Bitcoin-Bestände wird seit Jahren nicht bewegt, sondern gehalten. Das führt dazu, dass die verfügbaren und handelbaren Bitcoins auf Handelsplattformen knapp werden. Verknappung führt zu höheren Preisen.

Mit einer Bitcoin-Schwemme ist auch in Zukunft nicht zu rechnen. Ende Juni 2025 waren 19.89 Millionen Bitcoins im Umlauf und im Besitz von Hodlern. Bei der Marke von 21 Millionen Bitcoins ist das Ende des Schürfens erreicht, ab dann bleibt die Bitcoin-Menge konstant und vergrössert sich nicht mehr. Bis zu diesem Zeitpunkt kommen lediglich noch gut 1 Million Bitcoins in Umlauf, danach ist Schluss und der Markt muss den Bitcoins auskommen, die vorhanden sind.

Das sind dann nochmals weniger als gedacht, weil nach Expertenschätzungen rund 20 Prozent der bisher geschürften Bitcoins verloren sind. Knapp vier Millionen Bitcoins sind in der Blockchain wohl noch vorhanden, für ihre früheren oder aktuellen Besitzer aber nicht mehr erreichbar, weil die Besitzer aus unterschiedlichen Gründen den Zugriff auf ihre Wallets verloren haben.

All diese und einige weiteren Faktoren wie aktuelle Zinsumfelder oder geopolitische Entwicklungen beeinflussen den Bitcoin. Im Moment sind es die guten Nachrichen, die überwiegen, die dann auch zum Ausbruch und zum neuen Allzeithoch von 118'856 US-Dollar geführt haben.

Und wie sieht's mit den Prognosen aus?

Prognosen sind, wie gesagt, mit Vorsicht zu geniessen, weil niemand beeinflussende Ereignisse der Zukunft vorhersehen kann. Deshalb können Prognosen zum Bitcoin-Kurs trügerische Fährten legen, das haben wir vor einigen in einem ausführlichen Artikel thematisiert. Diese Story enthält auch eine Galerie der optimistischen und pessimistischen Prognosen, die zwischen Totalverlust und 1.5 Millionen Dollar pro Bitcoin im Jahr 2030 angesiedelt sind.

Heute bringen wir einen weiteren Versuch einer Prognose, diesmal von Blake Heimann, Senior Associate bei WisdomTree. Heimanns Betrachtungen sind insofern interessant, als er in verschiedenen Szenarien denkt. Für Bitcoin und für Gold. 

Die folgenden Szenarien spiegeln die Analyse und Schätzungen von Heimann – sie dienen der Information und sind nicht als Anlageempfehlung zu verstehen.

Drei Szenarien

Die Analyse modelliert die Bewertungen von Bitcoin und Gold unter drei unterschiedlichen makroökonomischen Szenarien – einem deflationären Fall, einem Basisszenario und einem inflationären Fall – unter Verwendung eines Rahmens, der ihren zukünftigen Wert an die prognostizierte globale Geldmenge koppelt.

Durch die Prognose der Geldmenge und unter Bezugnahme auf historische Zahlen darüber, wie sich der Gesamtwert von "Hard Money"-Vermögenswerten in verschiedenen Regimes zur globalen Geldmenge verhält, kann eine Schätzung für den Wert des "Hard Money"-Korbs aus Bitcoin und Gold vorgenommen werden.

Mit einem Verständnis der zukünftigen Umlaufmenge jedes Vermögenswerts und unter der Annahme eines wachsenden Anteils von Bitcoin an diesem Korb werden für jedes der folgenden Szenarien die zukünftigen Preise für Bitcoin und Gold abgeleitet.

  • Deflationäres Szenario: In diesem Fall kehren die Regierungen zur Haushaltsdisziplin zurück und straffen ihre Geldpolitik, was zu einem langsameren Wachstum der Geldmenge führt. Dieser Weg spiegelt die disinflationären Rahmenbedingungen der 1990er und frühen 2000er Jahre wider und dient angesichts des aktuellen Umfelds als nützlicher Anker für die Bewertung.
     
  • Basisszenario: Dieses Szenario spiegelt eine Fortsetzung der aktuellen makroökonomischen Bedingungen wider: moderate Inflation, bescheidenes reales Wachstum und anhaltende geldpolitische Expansion. Mit zunehmender Liquidität investieren Anleger weiterhin in knappe monetäre Alternativen wie Bitcoin, das neben Gold weiter allmählich an Marktanteilen gewinnt.
     
  • Inflationsszenario: Das letzte Szenario ist geprägt von einer hartnäckigen Inflation, anhaltenden Defizitausgaben und einem wachsenden Vertrauensverlust in Fiat-Währungen. Dieses Szenario entspricht dem historischen Verhalten während Phasen der Geldentwertung, in denen die Nachfrage der Anleger nach Wertspeicheranlagen als Reaktion auf Inflationsschocks deutlich steigt. Die Akzeptanz von Bitcoin als Wertspeicher neben Gold beschleunigt sich.

Die drei Szenarien sind in der folgenden Tabelle mit geschätzten Zahlen für Bitcoin und für Gold dargestellt.

Heimann fasst seine Analyse mit folgendem Fazit zusammen: Diese Analyse betrachtet Bitcoin und Gold als komplementäre harte Währungsanlagen, die von einer anhaltenden Geldmengenausweitung profitieren dürften. Wenn die Geldmenge im Einklang mit historischen Trends wächst und Anleger in knappe Wertspeicher umschichten, sind beide Anlagen für einen deutlichen Aufschwung gut positioniert.

Im Basisszenario erreicht Bitcoin innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Wert von 250’000 USD und Gold steigt auf 4’000 USD. Unter inflationäreren Bedingungen könnten die Bewertungen von Bitcoin auf über 500’000 USD und von Gold auf 5’500 USD pro Unze steigen.

Angesichts des stark begrenzten Angebots und der steigenden Nachfrage nach monetärer Widerstandsfähigkeit bieten beide Vermögenswerte unterschiedliche Rollen in einer diversifizierten "Hard Money"-Vermögensallokation.

Der ausführliche Bericht zu den drei Szenarien steht als PDF kostenlos zum Runterladen zur Verfügung, in englischer Sprache, gleich hier.