Wie kommt das Krypto-Angebot der Postfinance an?

Junge Frau am Laptop beim Traden von Kryptowährungen

Nach eineinhalb Jahren im Markt: Erfahrungen zum Krypto-Angebot der Postfinance und erste Zahlen, wie die Services genutzt werden.

Die Postfinance ist im Februar 2024 mit ihrem Krypto-Angebot für Kundinnen und Kunden gestartet. Damit war Postfinance die erste systemrelevante Bank in der Schweiz, die den Kryptohandel für Kunden möglich gemacht hat. Einfach zu managen direkt im E-Banking.

Zum Start waren 11 Kryptowährungen handelbar, Kryptosparpläne waren auch mit an Bord und die Einstiegsschwelle wurde mit 50 US-Dollar pro Trade bewusst tief angelegt.

Inzwischen hat die Postfinance auf 16 Kryptowährungen erweitert und bietet ihren Kunden seit Anfang 2025 auch die Möglichkeit des Stakens mit den eigenen Ethereum-Beständen.

Wie wird das Krypto-Angebot von Kundinnen und Kunden angenommen?

Im Januar 2025, also knapp ein Jahr nach Markteintritt, meldete Postfinance mehr als 25'000 Krypto-Portfolios. Wie sich diese Zahl von gut 1 Prozent der Postfinance-Kunden seit Anfang Jahr bewegt hat, beziffern die Verantwortlichen nur vage mit "im tiefen einstelligen Prozentbereich". Das Potenzial für die Zukunft bei insgesamt 2.4 Millionen Kundinnen und Kunden dürfte so oder so beträchtlich sein.

Eine bemerkenswerte Aussage kommt zusätzlich von Alexander Thoma, Head of Digital Assets bei Postfinance, in einem Interview mit Finews: «Rund 56 Prozent der Krypto-Kundinnen und -Kunden haben zuvor noch nie ein Anlageprodukt bei uns genutzt – für viele ist es der Einstieg ins Investieren überhaupt».

Das bedeutet, dass nicht in erster Linie Anlegerinnen und Anleger ihre bereits bestehenden Portfolios bei der Postfinance diversifizieren – Kryptowährungen sind der Anstoss, um überhaupt und zum ersten Mal bei der Hausbank zu investieren.

Dieser Fakt aus der Praxis bestätigt mehrere Studien, die besagen, dass sehr viele Menschen Kryptowährungen bevorzugt über ihre Hausbank handeln möchten. Offenbar haben Kundinnen und Kunden der Postfinance darauf gewartet, dass ihre Bank die Türen zum Kryptohandel öffnet.

Von wem wird das Angebot der Postfinance genutzt?

Prof. Dr. Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern hat verschiedene Daten der Postfinance ausgewertet, eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse seiner Studie.

Überdurchschnittlich hohe Anteile der Nutzerinnen und Nutzer sind in den Kantonen Zürich, Bern und Aargau zu Hause. Im Verhältnis zur Bevölkerung sind die Kantone St. Gallen und Luzern deutlich unterrepräsentiert.

Bei den Geschlechtern bestätigt sich auch bei Postfinance eine bisher schon bekannte Erkenntnis: Männer sind deutlich häufiger in Kryptoanlagen investiert als Frauen. Die grösste Investorengruppe bilden Männer im Alter zwischen etwa 30 und 45 Jahren. Frauen sind über alle Altersklassen hinweg deutlich seltener vertreten.

Erst ab etwa 65 Jahren nähert sich das Geschlechterverhältnis etwas an – allerdings bleiben Männer auch in dieser Altersgruppe in der Überzahl. Insgesamt ist ab einem Alter von rund 60 Jahren bei beiden Geschlechtern ein deutlicher Rückgang der Kryptonutzung zu beobachten.

Die Entwicklung der Transaktionen

Die ersten Monate nach dem Start zeigen ein konstantes Niveau der Trades, wobei jeweils deutlich mehr Käufe als Verkäufe registriert wurden. Die Zahl der monatlichen Transaktionen lag in dieser Phase meist unter 20’000.

Der sprunghafte Anstieg der Trades im November 2024 ist einerseits ein Indiz für eine wachsende Zahl von Kunden, vor allem aber auch ein Spiegel der Kursentwicklung. Diese Phase fällt zeitlich mit einer Aufwärtsbewegung an den Kryptomärkten zusammen.

Im Dezember erreichte das Handelsvolumen mit über 49’000 Trades einen Höchstwert, wobei rund drei Viertel auf Käufe entfielen.

Zu Beginn des Jahres 2025 ging das Handelsvolumen wieder zurück, blieb aber im Vergleich zum Sommer 2024 auf einem deutlich höheren Niveau.

Der Rückgang im März ist wahrscheinlich auf die im ersten Quartal 2025 einsetzende Preiskorrektur und die allgemein rückläufige Marktstimmung zurückzuführen.

Die folgende Grafik zeigt die monatliche Entwicklung der Anzahl Krypto-Trades bei Postfinance im Zeitraum von April 2024 bis März 2025, unterteilt in Käufe und Verkäufe.

Welche Kryptowährungen werden am meisten gehandelt?

Erwartungsgemäss ist Bitcoin mit 35 Prozent der am meisten gehandelte Coin. An zweiter Stelle, und das ist überraschend, folgt Ripple mit 23 Prozent.

Ethereum folgt, trotz seiner grossen Bedeutung, mit 11 Prozent erst auf dem dritten Platz.

Auch Solana (10%) und Cardano (6%) weisen noch eine gewisse Relevanz auf. Die übrigen Coins wie Chainlink, Aave, Polygon oder Litecoin machen jeweils nur einen kleinen Anteil des gesamten Handelsvolumens aus.

Wie kommt das Staking-Angebot der Postfinance an?

Per 31. März 2025 wurden rund 22 Prozent der Ether-Bestände der Postfinance-Kunden gestakt.

Dieser Anteil ist überraschend hoch, zumal Kundinnen und Kunden sich die derzeitige Rendite (Mai 2025) von rund 3 Prozent pro Jahr mit dem Nachteil "erkaufen", dass ihre hinterlegten Ether volle 12 Wochen lang blockiert sind. Das heisst, sie können bei einer ungünstigen Kursentwicklung nicht verkauft werden.