Die Neo-Bank Alpian gehört – zusammen mit Radicant – zu den Schweizer Neo-Banken, welche die ursprüngliche Nische der spezialisierten Verticals vor einiger Zeit verlassen haben. Spezialisiert sind beide FinTechs immer noch, heute jedoch sichtbar deutlich breiter aufgestellt.
Bei beiden Neo-Banken standen Anlagen und Vermögensverwaltung ursprünglich im absoluten Vordergund. Bei Radicant mit einem supergrünen Nachhaltigkeits-Approach, bei Alpian ausgerichtet auf eine eher vermögende Klientel.
Um in der offenbar zu engen Nische nicht zu verdursten, haben sich beide Vertical-FinTechs zu Neo-Banken umpositioniert, die heute Konto, Karte, tiefe Gebühren und interessante Zinsen für breite Kundengruppen in den Vordergrund stellen.
Als Einstiegs-Lockstoff stehen die Vorzüge der kostengünstigen Bankingleistungen weiter vorne, in zweiter Linie dann Anlagen, Investitionen und aktive Vermögensverwaltung.
Der bei Radicant radikal durchgezogene Strategiewechsel hat dazu geführt, dass die Neo-Bank im Ranking der Preisbrecher-Neos heute auf dem ersten Platz steht. Alpian hat sich auch für Kleinkunden geöffnet und gehört ebenfalls zu den Anbietern mit einem aggressiven Pricing.
Bei beiden Neo-Banken spielen Anlagen und Vermögensverwaltung weiterhin eine wichtige Rolle, aber mit tiefer gelegten Zutrittshürden und über den Umweg von ganz normalem Banking zu tiefen Kosten.
Beide FinTechs sind heute mit dem Anspruch und der Etikette "Neo-Bank mit Private-Banking-Touch" unterwegs. Offen und attraktiv allerdings auch für junge Menschen, die erst auf dem Weg zum Affluent-Segment sind.
Das Umfeld und die finanzielle Ausstattung Neo-Bank Alpian
Drei Jahre nach der Gründung ist Alpian im Oktober 2022 gut finanziert gestartet, mit der Privatbank Reyl als starke Mutter im Rücken. Die Neo-Bank mit Banklizenz hat zwischen 2020 und 2022 in drei Finanzierungsrunden insgesamt 48.1 Millionen Franken eingesammelt.
Reyl ist 2021 mit einer Mehrheitsbeteiligung von Fideuram - Intesa Sanpaolo Private Banking (F-ISPB) übernommen worden. Alpian ist dadurch zu einer Tochter der F-ISPB geworden, der Private-Banking-Tochter der italienischen Bankengruppe Intesa Sanpaolo.
Im Mai 2024 hat Alpian nach Abschluss einer Series-C-Finanzierungsrunde – angeführt vom Mutterhaus F-ISPB – eine weitere kräftige Finanzspritze in der Höhe von 76 Millionen Schweizer Franken erhalten.
Wo steht Alpian heute?
Ein Jahr nach Abschluss der grossen Finanzierungsrunde zeigt Alpian nach eigenen Aussagen in zentralen strategischen Bereichen weiterhin eine starke Dynamik.
Die Kundenbasis wäre allein 2024 nahezu um das Neunfache gewachsen. Alpian betreut heute über 20'000 Kunden und gibt an, dass sich das verwaltete Vermögen (AuM) im Jahresvergleich mehr als verdreifacht hätte.
Die aktuelle Höhe des AuM gibt Alpian nicht bekannt. Vor einem Jahr hatte die Neo-Bank jedoch kommuniziert, dass sich die Gesamtsumme der Kundenvermögen rasch der Marke von 100 Millionen Franken nähern würde. Folglich müssten die verwalteten Vermögen aktuell irgendwo um die 300 Millionen Franken liegen.
Im Vergleich der Vorjahreszahlen und der Entwicklung dürfte Alpian damit in einer ähnlichen Grössenordnungen unterwegs sein wie ihre direkte Konkurrentin Radicant. Bei beiden Neo-Banken beziehen sich die genannten Vervielfachungen auf ein jeweils tiefes Niveau in den Vorjahren. Das ist nicht ungewöhnlich, Alpian und bei Radicant sind junge Neo-Banken und noch nicht sehr lange aktiv im Markt.
Alpian sieht sich auf Kurs und führt das Wachstum auf das Leistungsangebot der "fairen Preise, attraktiven Renditen und erstklassigen Services" zurück. Die Neo-Bank unterstreicht explizit, dass die diskretionären Mandate von Alpian weiterhin überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen würden.
Die Dynamik der Entwicklung erklärt Alpian mit dem breiten Angebot im Banking-, Karten- und Sparbereich – und mit den deutlich tieferen Kosten im Vergleich zu traditionellen Anbietern. Das dürfte zutreffen, Alpian verfügt tatsächlich über ein breites Angebot mit einem attraktiven Pricing. Zudem können Anlage-Kunden jederzeit persönliche Beratung in Anspruch nehmen.
Alpian will bei der Angebots- und Produktgestaltung weiterhin darauf setzen, dass Kundinnen und Kunden sowohl finanzielle Ziele als auch Lifestyle-Entscheidungen miteinander verbinden können. Das wirft ein Licht auf zukünftige Produkte und Services, die nicht ausschliesslich im Bereich der Anlagen angesiedelt sein dürften, Lifestyle wird ebenso hoch gewichtet.
CEO Gianmarco Bonaita sieht seine Neo-Bank nun ideal positioniert, um weiter zu wachsen und die Relevanz von Alpian im Schweizer Bankwesen zu vertiefen.