Banken

Technologieaffine Frauen im Verwaltungsrat der Banken

Weibliche Verwaltungsrätinnen für Banken
Prof. Dr. Sita Mazumder, Prof. Dr. Doris Agotai, Maria Teresa Vacalli, Dr. Monica Dell'Anna, Andreea Prange

Erfreuliches, weniger Erfreuliches und Gedanken zum Weltfrauentag.

Hatten wir in unserer VR-Story Ende November 2017 noch für neue und technologieaffine Farbe in grauen Verwaltungsräten plädiert, zeigen aktuelle Nominierungen eine überraschend positive Entwicklung.

Gleich mehrere Banken verstärken ihren Verwaltungsrat kompetent, weiblich und mit Persönlichkeiten, welche von ihrem Hintergrund her in digitalen Strategien denken. 

Die Planung der Zukunft

Um nichts weniger als um die Planung und die Sicherung der Zukunft geht es im Moment. Für die gesamte Wirtschaft, gerade auch für Banken und Finanzinstitute. Zumal sich das bereits hohe Tempo der Entwicklungen noch verschärfen wird und Nachrichten in der Güteklasse wie zum Beispiel Amazon lässt Banken pitchen zunehmen werden.

Banken bewegen sich aktuell in unruhigen Gewässern und anspruchsvollen Umfeldern. Die richtigen digitalen Strategien, die Ausgestaltung der Geschäftsmodelle, klare Ziele und der Blick für die eigene Position im wechselhaften Ganzen werden die Zukunft des eigenen Unternehmens entscheidend mitprägen. Ein stark besetzter und klug zusammengesetzter Verwaltungsrat, der als Führungsgremium aktiv den Kurs definiert und die Weichen richtig stellt, spielt die zentrale Rolle bei der Planung der Zukunft.

Wer gestaltet die digitale Zukunft der Banken aktiv mit?

Prof. Dr. Sita Mazumder für die Clientis AG
Bereits sei November 2017 gehört Sita Mazumder dem VR der Clientis AG an, dem gemeinsamen Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für die 15 Clientis Banken. Sita Mazumder ist Professorin für Wirtschaft und Informatik am Departement Informatik der Hochschule Luzern und Unternehmerin.

Prof. Dr. Doris Agotai für die Hypothekarbank Lenzburg
Nominiert für den Verwaltungsrat. Doris Agotai ist Professorin an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Hochschule für Technik, im Bereich Informatik und sie ist eine anerkannte Expertin in Human Computer Interaction, User Experience und Informationsvisualisierung. 

Maria Teresa Vacalli für die St. Galler Kantonalbank
Nominiert für den Verwaltungrat. Maria Teresa Vacalli ist CEO der Moneyhouse AG, hat 16 Jahre Führungserfahrung in der Telekommunikationsbranche und verfügt über profunde Kenntnisse digitaler Technologien und im Umgang mit IT-Risiken.

Dr. Monica Dell'Anna für die Swissquote
Nominiert für den Verwaltungsrat. Monica Dell'Anna ist in der Unternehmensleitung der NZZ-Mediengruppe AG für den Geschäftsbereich Business Medien verantwortlich. Zuvor in Führungsfunktionen bei der BKW AG und bei Swisscom. Hohe Fachkompetenz in digitalen Transformationsprozessen.

Andreea Prange für die Bank Cler
Nominiert für den Verwaltungsrat. Andreea Prange ist Leiterin Marketing der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG. Zuvor verschiedene Funktionen im Vertriebs- und Marketingbereich sowie in der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT). Erfahrung in der Begleitung tiefgreifender Transformations- und Changeprozesse.

Mit Ausnahme von Sita Mazumder, welche sich bereits seit November 2017 als Mitglied des Verwaltungsrates der Clientis AG engagiert, werden Doris Agotai, Maria Teresa Vacalli, Monica Dell'Anna und Andreea Prange der Generalversammlung der einzelnen Banken als neues Mitglied des Verwaltungsrates vorgeschlagen. Die GVs und damit die Wahlen finden zwischen März und Mai 2018 statt.

Paradigmenwechseln auch in Verwaltungsräten?

Die Zeiten der entspannten Treffen mit kurzer Agenda sind vorbei, der Verwaltungsrat ist extrem gefordert als Führungsorgan und als Taktgeber. Mit Kreativität, neuen Impulsen und klaren Strategien sollen Ziele angesteuert und erreicht werden, welche die Zukunft des eigenen Unternehmens sichern. 

Die Nominierungen der letzten Wochen zeigen, dass bei der Besetzung des Verwaltungsrates neue Massstäbe angelegt werden. Im Resultat: Smarte Verwaltungsrätinnen mit technologieaffinem Hintergrund, Erfahrung in Digitalisierung und digitalen Prozessen, Erfahrung im Marketing und deshalb mit Gespür für die machbaren Brücken zwischen den Möglichkeiten eines Unternehmens und den Wünschen von Kunden.

Gedanken zum Weltfrauentag

Der war gestern. Und die Medien waren voll mit guten Nachrichten. Unter anderen von der Zurich Insurance Group, welche mit Jasmin Staiblin ebenfalls eine Frau und Energieexpertin für ihren Verwaltungsrat nominiert. Oder mit den Überlegungen von Seraina Gross, welche in der Handelszeitung darüber reflektiert, warum Geschlechterdiversität funktioniert, wenn sie Teil des Geschäftsmodell ist und weshalb Roche und Novartis dafür als Beispiel stehen. Und auch mit den Gedanken von Nicole Schwab, Co-Gründerin der Stiftung Edge, welche im Tages-Anzeiger die Vorteile für Gesellschaft und Wirtschaft thematisiert, wenn optimale Arbeitsumfelder für beide Geschlechter geschaffen werden.

Und dann gab's auch weniger gute Nachrichten. Zum Beispiel mit dem aktuellen Schilling Report, der besagt, dass in den Schweizer Verwaltungsräten der Frauenanteil wohl in kleinen Schritten wächst (Anteil 19 Prozent), der Anteil der weiblichen Kader in den Geschäftsleitungen der grössten Schweizer Unternehmen allerdings wieder sinkt, von 8 Prozent im letzten Jahr auf 7 Prozent 2018. Oder auch, einen Tag zuvor, Überlegungen von Stefany Barker, Geschäftsführerin von Girls in Tech Switzerland, in Media Frontier, warum ein aktueller Anteil von 15 bis 25 Prozent von Frauen in Tech nicht genug sein kann.

Die Haltung unserer Redaktion zum Weltfrauentag

Der Weltfrauentag ist gut gemeint und soll sensibilisieren, birgt allerdings auch das Risiko, an einem Tag pro Jahr höchst sensibilisiert zu agieren und die restlichen 364 Tage dann deutlich weniger sensibel im gewohnten Alltagtrott zu versinken.

Wir von der Redaktion MoneyToday.ch haben am Weltfrauentag jeweils nichts zur Lage der weiblichen Nation zu sagen. Die Relationen von "Welttag" und "Alltag" haben wir schon längst umgedreht und die übrigen 364 Tage des Jahres zu Weltfrauentagen erklärt. Nur schon deshalb, weil Frauen die starke Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, die haben nicht alle innerhalb eines einzigen Tages Platz, das braucht mehr. Allerdings, wir betrachten dieselben 364 Tage auch als Weltmännertage, immerhin stehen Männer für die andere Hälfte der Bevölkerung. Mit dieser modifizierten Betrachtung machen wir in unserem eigenen Unternehmen sehr gute Erfahrungen.

Die schlichte Überlegung für diese umgedrehten Relationen: Sonntage, Feiertage, Gedenktage, Welttage und Aktionstage sind gut für Vorsätze, Lippenbekenntnisse und innere Einkehr ohne Wirkung. Der Alltag kann deutlich mehr. Der ist geschaffen für Strategien, Taten, Veränderungen und damit für einen ganz normalen und natürlichen Umgang mit Menschen und mit Dingen, welche Frauen und Männern punktgenau dieselben Chancen und Möglichkeiten einräumen.

Diese gelebte Selbstverständlichkeit bedeutet nicht, dass Frauen und Männer alle Möglichkeiten im genau ausgewogenen Verhältnis nutzen. Das müssen sie nicht, aber sie dürfen, wenn sie wollen. Und wenn sie können. Das bekommt Menschen gut, weiblichen und männlichen. Teams auch, welche keine Sekunde darüber nachdenken, aus welcher Geschlechterecke eine starke Idee kommt – ist sie gut, wird sie weiterverfolgt. Die Wirtschaft profitiert ebenfalls, weil, unabhängig vom Geschlecht, die Besten neue Impulse setzen und Strategien entwickeln. Und vieles wird möglich. Vieles, was Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Industrie innerhalb der Digitalisierung (und darüber hinaus) in den nächsten Jahren dringend brauchen werden.