Kryptowelt

Was treibt den Bitcoin in diesen Tagen zu neuen Höchstmarken?

Ein Gebäude nachts mit Bitcoin-Leuchtschrift

Der Bitcon hat aus mehreren Gründen gestern seine eigene Höchstmarke vom Januar 2025 übertroffen – die wichtigsten Faktoren hier im Überblick.

Hatte der Bitcoin im Januar 2025 seine bisherige Höchstmarke von 109'300 US-Dollar erklommen, hat er in den Wochen danach über 30'000 Dollar wieder nachgegeben.

Neben eher soliden Faktoren war der Aufstieg im Januar vor allem durch übersteigerte Hoffnungen getrieben, der Rücksetzer danach durch die nicht erfüllten überzogenen Erwartungen. Insbesondere die Tatsache, dass die staatliche Bitcoin-Reserve der USA nicht durch sofortige Zukäufe erweitert werden soll, hat die durch ansonsten gute Nachrichten verwöhnten Anleger enttäuscht.

Massgeblich zum damaligen Rücksetzer beigetragen hat auch das von US-Präsident Donald Trump angerichtete Hin und Her im Zoll-Debakel mit den befürchteten und erwartbaren Folgen eines Handelskrieges.

Anfang April hat der Bitcoin dann von einem Niveau um die 76'000 Dollar aus seinen ziemlich kontinuierlichen Aufstieg wieder begonnen. Gestern hat er seinen eigenen Rekord übertroffen und mit 109'700 US-Dollar eine neue Höchstmarke gesetzt.

Was treibt den Bitcoin in diesen Tagen an?

Hoffnungen und Erwartungen spielen wie immer mit eine Rolle. Zum Beispiel die Hoffnung, dass Präsident Trump nach der Phase der Entspannung nicht erneut die Welt mit Höchstzöllen bedroht und dadurch Wirtschaft, Handel und Börsen in die Tiefe reisst.

Es gibt jedoch auch eine Reihe von durchaus soliden Faktoren, welche den Bitcoin-Kurs befeuern. Einige gab es schon, andere haben sich akzentuiert und ein paar Entwicklungen sind eher neu. Eine kurze Übersicht der treibenden Faktoren:

Abkopplung vom Auf und Ab der Börsen
Die letzten Wochen haben gezeigt, dass der Bitcoin nicht mehr bedingungslos mit den Börsen korreliert. Rauschte früher der Nasdaq mit den Technologie-Aktien in die Tiefe, rauschte der Bitcoin mit. Das hat sich geändert. Der Bitcoin scheint langsam zu lernen, dass er stark bleiben darf – auch dann, wenn die Tech-Akien verlieren. Schliesslich ist er keine Tech-Aktie, er ist etwas ganz anderes. 

Zunahme von institutionellen Investoren
Aktuelle Daten der US-Börsenaufsicht zeigen eine starke Zunahme von institutionellen Investoren und markante Zuflüsse in börsengehandelte Bitcoin-ETFs. Der Bitcoin wird auch für Institutionelle mehr und mehr zum akzeptierten Asset. Banken unterstützen diesen Trend aktiv, indem sie vermehrt institutionellen Anlegern die Türen zu Bitcoin-Investitionen öffnen.

Unternehmen und Bitcoin-Reserven
Die Nachrichten häufen sich, dass zahleiche Unternehmen dem Beispiel von Strategy-Chef Michael Saylor folgen und Teile ihrer Cash-Reserven in Bitcoin anlegen. Das stützt den Bitcoin, wenn die Käufe aus eigenen Barreserven erfolgen. Es könnte dem Bitcoin jedoch schaden, wenn die Bitcoins nach dem Muster von Strategy auf Pump gekauft werden. Dennoch beflügeln diese Nachrichten an sich die Kursentwicklung.

Krypto-Regulierung in den USA
Die Lockerung der Krypto-Regulierung in den USA, die im Moment im Senat disktutiert wird, gibt dem Bitcoin zusätzlichen Auftrieb.

Globale Geldmenge
Die globale Geldmenge wächst, der Bitcoin steigt mit. Das war immer schon so und trägt auch aktuell zum Kursgeschehen bei.

Charttechniken
Wer auf technische Analysen setzt: Charttechniken tun ihr Übriges, diese prognostizieren dem Bitcoin weiterhin eine positive Entwicklung.

Wird sich der Höhenflug des Bitcoin fortsetzen?

Eine Mehrheit von Analysten tendiert zur Ansicht, dass sich der positive Lauf noch eine Weile halten kann. Langfristig dürfte das der Fall sein, ob sich die Erwartungen auch kurzfristig erfüllen, wird sich erst zeigen. 

Adrian Fritz, Head of Research bei 21Shares, kommentiert den aktuellen Aufschwung von Bitcoin mit folgenden Worten:

«Der Anstieg von Bitcoin auf ein neues Allzeithoch markiert den Beginn, nicht das Ende dieses Zyklus. Anders als frühere Kursanstiege, die von spekulativen Privatanlegern getrieben waren, beruht dieser Anstieg auf solideren Fundamenten: institutionelle Zuflüsse, günstige makroökonomische Bedingungen und die stärkste Angebotseinschränkung in der Geschichte von Bitcoin. Mit stabilen strukturellen Rückenwinden und nachlassenden geopolitischen Spannungen glauben wir, dass Bitcoin gut positioniert ist, seinen Aufstieg fortzusetzen.»

Was sich generell sagen lässt

Der Kryptomarkt ist reifer geworden, die Investoren im Umgang mit Bitcoin ebenfalls. Der Bitcoin ist nach wie vor ein volatiles Asset, aber das Börsengeschehen ist deutlich weniger nervös.

Rücksetzer bleiben allerdings immer möglich – in diesen Tagen insbesondere auch durch Verkäufe, die aufgrund des starken Anstiegs von Gewinnmitnahmen motiviert sind.

Der Index Fear & Greed steht aktuell mit 70 von 100 Punkten auf Grün und signalisiert Gier und Kauflaune. Das kann sich erfahrungsgemäss jedoch schnell ändern. Dennoch werten vor allem Kleinanleger diesen Index teilweise als Signal für einen guten Kaufzeitpunkt.

Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt im Moment bei stolzen 2.182 Billionen US-Dollar. Zum Vergleich, das "neue Gold" ist noch sehr weit entfernt von der Maktkapitalisierung des alten Goldes, diese liegt bei mehr als 22 Billionen US-Dollar.

Allerdings hat Gold auch einige tausend Jahre Vorsprung. Bitcoin hat innerhalb von 16 kurzen Jahren bereits zehn Prozent der Marktkapitalisierung von Gold erreicht. Das ist erstaunlich. Und, was den Glauben an Bitcoin ebenfalls befeuert, im Gegensatz zu Gold ist die Ressource Bitcoin endlich. Nach 21 Millionen geschürften Bitcoins ist Schluss, danach werden keine neuen Bitcoins in den Markt kommen.

Heute sind etwa 19.85 Millionen Bitcoins bereits im Umlauf. Ergo kommen in den nächsten Jahren nur noch gut eine Million neuer Bitcoins auf den Markt. Für eine zusätzliche Verknappung haben zudem unvorsichtige Bitcoin-Hodler selbst gesorgt. Experten schätzen, dass mindestens 20 Prozent der existierenden Bitcoins verloren gegangen sind – durch irrtümlich entsorgte Festplatten und Wallets oder durch vergessene und nicht mehr auffindbare Private Keys.

Die limitierte Menge gibt dem Bitcoin einen Sonderstatus unter den Vermögenswerten, auch und gerade im Vergleich zu Fiat-Währungen. Letztere können erweitert und gewissermassen beliebig nachgedruckt werden, Bitcoin bleibt limitiert. Inflation dürfte für den Bitcoin ein Fremdwort bleiben. Aus diesen Gründen glauben langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger, dass der Bitcoin als zunehmend stabiler Wertspeicher auch seine Höchstmarken noch längst nicht erreicht hat.