Neo-Banken

Revolut bedient jetzt weltweit mehr als 30 Millionen Kunden

Smartphone mit Revolut-App und Debitkarte
Bild: Revolut

Die Challenger-Bank bleibt auf Wachstumskurs und kann inzwischen von Skaleneffekten massiv profitieren.

Revolut hat eine weitere Marke geknackt – das FinTech bedient jetzt nach eigenen Angaben weltweit mehr als 30 Millionen Privatkunden. Das ist für Revolut insofern wichtig, als das Unternehmen im Leistungsangebot sehr breit aufgestellt ist und deshalb stark von Skaleneffekten profitieren kann.

2021 hat Revolut zum ersten Mal ein Geschäftsjahr profitabel abgeschlossen. Bleibt das Unternehmen auf dieser Spur bedeutet das: realisierte Skaleneffekte müssen nicht länger Verluste minimieren, sie helfen mit, Gewinne zu steigern.

In welchen Bereichen steigern Skaleneffekte die Erträge?

Zum Angebot der Challenger-Bank gehören heute digitales Banking und traditionelle Kontoführung, P2P-Zahlungen, Umtausch von Fremdwährungen, Handel von Aktien, ETFs und Rohstoffen sowie Kryptowährungen, Buchung von Aufenthalten und Reiseversicherungen und auch Instant Messaging.

Als weitere Servieleistungen bietet die App eine Reihe von Produkten, die das Geldmanagement im Alltag erleichtern, wie zum Beispiel die automatische Aufteilung von Gruppenrechnungen, Tools zum Budgetieren, Ausgabenanalysen, Push-Benachrichtigungen, virtuelle Einwegkarten oder das Anlegen von flexiblen Spartöpfen, die das Wechselgeld bei jedem Karten- oder Online-Kauf aufrunden und zur Seite legen.

Revolut verdient Geld mit der Palette von kostenpflichtigen Abos, bei Kartentransaktionen, im Anlage- und Handelsbereich mit Vermögenswerten sowie bei der Vermittlung von Reisen, Marktplatz-Produkten und Versicherungen. Jeder Neukunde dazu, der einen kleineren oder grösseren Teil der bestehenden Angebotspalette nutzt, generiert zusätzliche Erträge für das Unternehmen, ohne dass dabei die Kosten nennenswert steigen.

Wie viele Neukunden produziert Revolut?

Das Unternehmen meldet aktuell ein Wachstum von nahezu einer Millionen neuer Kundinnen und Kunden pro Monat. Das durchschnittliche Transaktionsvolumen ist nach Angaben von Revolut zwischen November 2022 und heute von 350 auf 400 Millionen Transaktionen gestiegen, über alle Produktbereiche hinweg. Ein Indikator dafür, dass neue Kunden Produkte und Leistungen, die dem Unternehmen Fees und Erträge in die Kasse spülen, tatsächlich intensiv nutzen.

Die Waage von Expansion und Skalieren

Hält Revolut dieses Wachstum und die Quote der Neukundengewinnung durch, müsste sich das nicht nur in Erträgen, sondern auch in Gewinnen bemerkbar machen. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten beschränkt sich Revolut allerdings nicht auf das Konsolidieren bestehender Märkte, das FinTech setzt weiterhin auch auf geografische Expansion. Der kürzliche Markteintritt in Brasilien öffnet einen grossen Markt, kostet jedoch auch massiv Geld, bevor Erträge und Gewinne realisiert werden können.

Steht die 2021 erreichte Profitabilität auch für die Zukunft auf soliden Beinen, werden die nächsten Jahresabschlüsse zeigen, ob Revolut auch den Spagat zwischen Investitionen und Skalieren oder Geld ausgeben und Gewinne erwirtschaften beherrscht.

Neben Erfolgen gibt's auch Sorgen – die britische Banklizenz steht auf der Kippe

Mit zum Aufschwung der grösseren Geschäfte im EU-Raum dürfte die litauische Banklizenz beitragen, die Revolut über ganz Europa ausrollt. Der Unterschied zwischen einem blossen FinTech und einer Bank mit EU-Lizenz liegt unter anderem darin, dass Kunden von der Einlagensicherung bis 100'000 Euro und damit von mehr Sicherheit profitieren. Das erhöht die Motivation, Revolut als Hauptbank auszuwählen. Zudem erweitert sich das Spektrum der Finanzdienstleistungen, die Revolut anbieten darf, zum Beispiel Kreditangebote und mehr. Diese Karte kann Revolut als Inhaberin einer litauischen Banklizenz in Europa ausspielen.

Was in der EU gilt, ist im Heimmarkt von Revolut noch nicht der Fall. Das Unternehmen hat eine Banklizenz in Grossbritannien bereits 2021 beantragt, scheint jedoch Berichten britischer Medien zufolge im Moment in einer ziemlich schwierigen Kurve mit den zuständigen Behörden zu liegen. Aktuell sollen Krisengespräche mit der britischen Finanzmarktaufsicht, der Regierung in London und dem Grossaktionär Softbank laufen und Klarheit bringen, ob Revolut die ersehnte Banklizenz erhält. Oder eben nicht. Im Kern der Gespräche sollen Auflagen stehen, welche die Neo-Bank nicht erfüllen kann oder will. 

Das Leben ohne Banklizenz in Grossbritannien wäre für Revolut weiterhin möglich, allerdings eine bittere und einschränkende Pille. Der Heimmarkt mit rund 7 Millionen Kundinnen und Kunden ist für das britische FinTech der grösste Markt. Ohne Einlagensicherung und mit einem beschränkten Angebot von Finanzdienstleistungen könnte Revolut nicht in vollem Ausmass bestehendes und neues Terrain bewirtschaften.