Neo-Banken

Neo-Bank N26 öffnet Krypto-Trading für die Schweiz

Drei Kryptomünzen in einem Schraubstock eingeklemmt
Bild: WorldSpectrum | Pixabay

N26 launcht ihr Krypto-Produkt in europäischen Ländern – unter anderen auch in der kryptoaffinen Schweiz.

Krypto-Winter mit Verlängerung durch das FTX-Debakel hin oder her, der Handel mit Kryptowährungen bleibt ein Magnet für breiter gewordene Kundengruppen. Das kann auch bei der Wahl der Neo-Bank den Ausschlag geben. Davon profitieren Anbieter wie Yuh, Revolut und weitere. Zumal die integrierte Handelsplattform für Kryptowährungen nicht nur ein Neukunden-Generator sein kann, die Funktion öffnet Neo-Banken auch neue Ertragsquellen.

Deshalb steht das Feature des Kryptohandels bei Neo-Banken, die noch nicht mit im Spiel sind, meistens eher weit oben in der Agenda. Das hängt nicht zuletzt mit Investoren zusammen, die von ihren teilweise hoch finanzierten FinTechs nicht mehr in erster Linie Wachstum sehen möchten, sondern vermehrt auf Profitabilität drängen.

In der Schweiz hat auch Neon nach der letzten Finanzierungsrunde und einer Strategieabstimmung mit den Investoren ebenfalls Krypto-Trading auf die Agenda der kommenden Produkte gesetzt, MoneyToday.ch hat berichtet. Nach eigenen Aussagen will die Neo-Bank im laufenden Jahr mit einem integrierten Krypto-Produkt starten.

Mit Krypto as a Service neue Ertragsquellen erschliessen

Der Weg zu einer eigenen Krypto-Handelsplattform mit Verwahrung, regulatorischen Hürden und sonstigem Drumherum ist extrem zeit- und kostenintensiv und übersteigt in der Regel die Möglichkeiten einer Neo-Bank. Zumal der Kryptohandel ein attraktives Zusatzprodukt und nicht der Kern des Geschäftsmodells sein soll.

Neo-Banken wählen bevorzugt die White Label-Produkte etablierter Handelsplattformen und erhalten damit kostengünstig, schnell und ohne grosse Vorinvestitionen den Zugang zu einer funktionierenden Infrastruktur. Das österreichische FinTech Bitpanda gehört zu den Technologie-Unternehmen, die ihre eigene Trading- und Depot-Plattform als White-Label-Lösung Banken, Neo-Banken und FinTechs zur Verfügung stellen. Ob Aktien- oder Kryptohandel, Rohstoffe oder Edelmetalle liegt in der Entscheidung des jeweiligen Partners, die Bitpanda-Lösung funktioniert modular.

N26 erschliesst nach dem Krypto-Start in Österreich weitere europäische Märkte

Die Berliner Neo-Bank N26 ist im Oktober 2022 mit ihrem Krypto-Produkt in Österreich gestartet, MoneyToday.ch hat berichtet. Um die Durchführung des Handels und die Verwahrung der Coins kümmert sich Infrastruktur-Partner Bitpanda. Nutzerinnen und Nutzer handeln direkt in der N26-App und brauchen keine zusätzliche Wallet, keine Private Keys oder sonstiges "Zubehör". Die sichere Verwahrung der Coins hat nach dem FTX-Crash massiv an Bedeutung gewonnen, das zeigen die Abflüsse der letzten Wochen bei den grossen Kryptobörsen. Zudem ist es für technisch weniger versierte Menschen viel einfacher und komfortabler, alles in einer App zu haben. 

Dieser Meinung ist auch Gilles BianRosa, Chief Product Officer bei N26, er sagt: «Mit N26 Krypto haben wir ein unkompliziertes, intuitives Produkt geschaffen, das sich nahtlos in das vollständig regulierte N26 Bankingerlebnis einfügt und Kontostand, Ersparnisse und Anlageportfolio nebeneinander anzeigt – mit Kryptowährungen als erster Anlageklasse, die wir anbieten möchten.»

Der Hinweis auf die "erste Anlageklasse" zeigt, dass N26 weitere Ambitionen verfolgt in Richtung von Aktien oder anderen Assets, die Kundinnen und Kunden handeln können. Zum Start aber Kryptos.

Nach Österreich launcht N26 ihr Krypto-Produkt nun in der Schweiz und in vier weiteren europäischen Märkten: Deutschland, Belgien, Portugal und Irland. Die Erweiterung der App soll in den nächsten Wochen schrittweise in den einzelnen Ländern aufgeschaltet werden. 

N26 startet mit der beeindruckenden Palette von nahezu 200 wählbaren Coins, die direkt gehandelt werden können. Der Gegenwert von Kryptokäufen wird vom verfügbaren Kontoguthaben abgezogen, die gekauften Coins erscheinen sofort im Krypto-Portfolio der Nutzer. Dasselbe gilt auch, wenn sich Kunden entscheiden, eine Krypto-Position zu verkaufen, die finanziellen Mittel sind unmittelbar auf dem Hauptkonto verfügbar, sobald eine Position geschlossen wird. Um Nutzerinnen und Nutzern Klickereien zu ersparen, sind beide Transaktionsarten als Drag-and-Drop durchführbar. 

Wie hoch sind die Gebühren?

N26 belastet dieselben Gebühren, die für direkte Kunden auch auf der Bitpanda-Plattform gelten. Kundinnen und Kunden in der Schweiz werden für einen Bitcoin-Deal mit 1.5 Prozent Gebühren belastet, der Handel mit allen anderen Kryptowährungen schlägt mit 2.5 Prozent zu Buche. 

Wie auch bei den meisten anderen Anbietern bleiben die Hürden tief, Investitionen in Kryptos sind bereits ab 1 Euro möglich.

Warum startet N26 mit dem Kryptohandel in der Schweiz?

Dass die Schweiz zu den Erstländern gehört, die auf das Krypto-Feature zugreifen können, ist bemerkenswert. Aber auch nachvollziehbar.

N26 verwöhnt Schweizer Kundinnen und Kunden bisher nicht mit einem Übermass an Funktionen in der App und bietet nur Euro-Konten an. Nicht das ideale Konto für Nutzerinnen und Nutzer, die weniger im Ausland unterwegs sind, sondern ein Konto für das Bezahlen der Stromrechnung und für andere nationale Transaktionen in der Schweiz brauchen.

Mit der Öffnung von Krypto wird das Konto für breitere Kundengruppen attraktiver. Schweizerinnen und Schweizer sind im DACH-Vergleich bekanntermassen besonders kryptoaffin, wovon Erzrivale Revolut seit Jahren schon profitiert. Nicht alle der bald schon 600'000 Revolut-Kunden in der Schweiz handeln mit Kryptowährungen – aber die Möglichkeit, genau das tun zu können, ist ein starkes Argument bei der Wahl der Neo-Bank. Gerade bei jüngeren Kundengruppen. Davon ist auch Valentin Stalf, CEO und Co-Gründer von N26, überzeugt, er sagt: 

Für eine neue Generation von Investierenden, die nach Möglichkeiten sucht, um ihr Vermögen zu vermehren, gelingt der Einstieg in das Geldanlegen häufig über den Handel mit Kryptowährungen

Damit könnte Stalf richtig liegen. Revolut wird auch in der Schweiz den grossen Vorsprung vorderhand behalten, zumal N26 mit dem Krypto-Einstieg eher spät dran ist. Aber die neue Krypto-Option kann der Berliner Neo-Bank sicher helfen, die Distanzen etwas zu verringern. So gesehen könnte sich der vorgezogene Start in der Schweiz längerfristig als eine gute Entscheidung herausstellen. Vielleicht sogar schon kurzfristig – das werden wir wissen, wenn N26 zum ersten Mal konkrete Zahlen zu Nutzerinnen und Nutzern in der Schweiz kommuniziert.