Valentine Pleser & Sascha Grumbach, die Gründer von Green Mining DAO (Bild: Green Mining DAO)
Ja, das geht, sagen die Gründer von Green Mining DAO. Das Schweizer Startup verfolgt seit drei Jahren ein bemerkenswertes Geschäftsmodell.
Der Kurz-Steckbrief des Zuger Startups liest sich – festgemacht an seinen Zielen – sehr ambitioniert: Green Mining DAO will Bitcoin-Mining in ein Projekt verwandeln, bei dem sich Profitabilität und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen lassen. Das soll dem Planeten gut bekommen, weil Bitcoins CO2-neutral geschürft werden.
Dabei soll nicht nur das Startup verdienen, sondern Anlegerinnen und Anleger, die tokenisierte Aktien einer Mining-Anlage kaufen und – neben Dividenden – auch ein Mitspracherecht bekommen.
Mit diesen Zielen nehmen die Gründer Valentine Pleser und Sascha Grumbach für ihr Startup in Anspruch, nun schon seit drei Jahren in Sachen Nachhaltigkeit, Umweltverantwortung und Profitabilität auf Kurs zu fahren.
Lassen sich Bitcoins nachhaltig minen?
Bitcoin-Mining ist durch den notwendigen Konsensmechanismus Proof of Work sehr energieintensiv. Das ist so lange kein Problem, als Mining-Anlagen neuster Technologie in Regionen betrieben werden, in denen Strom im Überfluss zur Verfügung steht. Zudem muss dieser Strom grün und ohne Belastung für die Umwelt produziert werden, also CO2-neutral.
Die drei bisher gebauten und von Green Mining DAO betriebenen Mining-Anlagen stehen in Paraguay. Das südamerikanische Land erzeugt 100 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energiequellen, der Grossteil stammt aus den Wasserkraftprojekten Itaipú, Yacyretá und Acaray.
Das gesamte nationale Stromnetz Paraguays wird ausschliesslich mit erneuerbarer Wasserkraft versorgt – ganz ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe oder anderer Energiequellen. Durch die Nutzung dieses enormen Wasserkraftpotenzials verfügt Paraguay über einen erheblichen Energieüberschuss und exportiert rund 70 Prozent seines Stroms in benachbarte Länder.
Green Mining DAO bezieht seinen Strom von ANDE (Administración Nacional de Electricidad), das ausschliesslich Energie aus erneuerbaren Wasserkraftwerken liefert.
In diesem wettbewerbsfähigen Energiemarkt zahlt das Startup Strompreise von nur 0.047 bis 0.057 US-Dollar pro kWh – das macht es möglich, Bitcoin nachhaltig, effizient und profitabel zu minen.
Mining-Anlage Green Mine #003 in Paraguay (Bild: Green Mining DAO)
Die neuste Anlage Green Mine #003 (GM3) steht in Villarrica, ist seit September 2024 in Betrieb und wird aktuell von 2 Megawatt auf 6 Megawatt ausgebaut.
Was Mangos mit Bitcoin-Mining zu tun haben
Green Mining DAO nutzt die Restwärme aus dem Bitcoin-Mining, um Dehydratoren zu betreiben, die frisch geerntete Mangos in nährstoffreiche, konservierungsmittelfreie Trockensnacks verwandeln. Das lässt die Ökobilanz noch besser aussehen, vor allem aber verhilt das durch faire Preise und dezentrale Logistik Familien in der Region ihr Einkommen um bis zu 50 Prozent zu steigern.
Was normalerweise als Nebenprodukt weggeworfen wird, wird zu einem Werkzeug für die Wertschöpfung und spart dabei bis zu 2.5 Tonnen CO2 pro Megawatt.
Dieses System ist keine Theorie. Es ist einsatzbereit, skalierbar und verändert bereits die lokalen Lieferketten in Paraguay.
Green Mining DAO trocknet Früchte, verbessert dadurch die Lebensbedingungen einkommensschwacher Haushalte und reduziert gleichzeitig die Emissionen.
Fazit: Intelligente Infrastruktur fängt Abwärme der Mining-Anlagen auf und leitet sie um. Daraus entstehen gut verkäufliche Produkte. Die Gewinne werden mit den Gemeinden geteilt und sowohl ins Mining als auch in die Landwirtschaft reinvestiert.
Diese Initiative gehört mit zum Credo des Startups: Nachhaltiges Bitcoin-Mining soll in Verbindung mit kreativem Denken und fundierter Ausführung echte und nutzenorientierte Veränderungen bewirken.
Was haben Anlegerinnen und Anleger davon?
Anlegerinnen und Anleger investieren nicht direkt in Bitcoin, sondern werden Miteigentümer von nachhaltigen Bitcoin-Mining-Anlagen. Die tokenisierten Anteile einer Schweizer Aktiengesellschaft geben den Anteilseignern der Stammaktien ein Mitspracherecht und sie gewinnen Bitcoin, die unter den jeweiligen Marktpreisen generiert worden sind.
Quelle: Green Mining DAO
Im Durchschnitt liegt der Produktionspreis 31 Prozent unter dem Bitcoin-Markpreis. Rund 10 Prozent der Einnahmen werden in neue Maschinen und Infrastruktur investiert, der Löwenanteil geht an die Investoren.
Gewinnbeteiligung in Bitcoins statt in Fiatwährungen: Die Bitcoin-Dividenden werden vierteljährlich ausgeschüttet und direkt in die Wallets der Anlegerinnen und Anleger eingeliefert.
Die Dividenden werden entsprechend der Anzahl der gehaltenen Anteile berechnet. Es gibt nur eine Aktiengattung, Stammaktien der Klasse A. Damit wird sichergestellt, dass alle Anteilseigner gleichbehandelt werden – ohne Vorzugsrechte für die Gründer oder andere Investorengruppen.
Nach Aussagen von Green Mining DAO läuft die neuste Anlage GM3 bereits nach weniger als einem Jahr profitabel und hat für das erste Quartal 2025 das erste Mal Dividenden gezahlt. Es wurden in Q1 in Summe insgesamt 0.57 Bitcoin an Dividenden ausgeschüttet. Langfristig wird bei Vollausbau der Anlage eine Dividenden-Rendite von bis zu 20 Prozent angestrebt.
Wo stehen die nächsten Anlagen?
Das Startup betreibt aktuell drei Bitcoin-Mining-Anlagen und wächst. Deshalb werden derzeit weitere internationale Standorte für neue Anlagen evaluiert. Green Mining DAO möchte jährlich einen neuen Kontinent erschliessen – mit Fokus auf Südamerika, Afrika, Europa, Nordamerika und Asien.
Damit verfolgt das Unternehmen das Ziel, Anlegerinnen und Anlegern den Aufbau eines geografisch diversifizierten Mining-Portfolios zu ermöglichen – vergleichbar mit einem Immobilienportfolio, bei dem die Erträge jedoch in Bitcoin erfolgen und individuelle Präferenzen sowie Risikoprofile berücksichtigt werden können.
Es kommen jedoch nur Standorte in Frage, die Zugang zu regenerativen Energiequellen bieten. Weitere Faktoren sind ein möglichst niedriger Strompreis, analog Paraguay, sowie ein freundliches und verlässliches regulatorisches Umfeld.
Dieses Umfeld ist übrigens auch der Grund, warum Green Mining DAO seine Anlagen in Form von mobilen Containern baut und betreibt. Sollten sich in einem Land regulatorische oder politische Umfelder ändern, müssen Rechenzentren nicht geräumt und anderswo kostenintensiv wieder aufgebaut werden – Container verladen, verschiffen neue Ziele ansteuern genügt.
Was treibt die Gründer an?
Das Geschäftsmodell von Green Mining DAO ist ungewöhnlich. Was treibt die beiden Gründer und ihr Team an? Valentine Pleser bringt ihre Erfahrung aus ihren früheren Engagement bei The Argonauts, Accenture und Bearing Point ein, um Nachhaltigkeit und Innovation im Bitcoin-Mining ein neues Gesicht zu geben. Sie prägt das Unternehmen als Expertin für DAOs und nachhaltige Technologien.
Der Mehrfach-Startup-Gründer Sascha Grumbach entdeckte Bitcoin bereits 2012. Seine Erfahrungen mit der Bitcoin-Mining-Industrie offenbarten Defizite: Kommunizierte Umweltverantwortung wird oft nicht eingehalten, Rendite-Versprechen werden oft nicht eingelöst.
Gemeinsam mit Valentine will er ein Unternehmen etablieren, das sich auf nachhaltiges, innovatives und gemeinschaftsorientiertes Bitcoin-Mining spezialisiert, Mining-Praktiken neu definiert und dabei Versprechen einhält.
Das scheint zu gelingen. Aussergewöhnlich dabei ist, dass Green Mining DAO Interessen, Bevölkerung und typische Produkte einer Region mit einbezieht – Beispiel Mangos in Paraguay – und CO2-neutrales Bitcoin-Mining mit zusätzlichen Initiativen für regionale Wirtschaftsförderung kombiniert.
Möglicherweise ist das generell ein bedenkenswerter Ansatz für Unternehmen. Profitiert auch die lokale Bevölkerung und eine ganze Region von niedergelassenen Bitcoin-Minern, geht der konkrete Nutzen für alle weit über die realisierbaren Effekte von reiner Imagepflege hinaus.
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