Die Hypothekarbank Lenzburg will echtes Multibanking für alle

Silvan Hilfiker (CEO Hypothekarbank Lenzburg) & Fabio Marchesin (Co-Founder Blue Finance)
Silvan Hilfiker (CEO Hypothekarbank Lenzburg) & Fabio Marchesin (Co-Founder Blue Finance) | Bild: HBL

Die Hypothekarbank Lenzburg nimmt einen neuen Multibanking-Anlauf und kooperiert dazu mit dem FinTech Blue Budget.

Multibanking bedeutet, über eine einzige Plattform alle persönlichen Bankkonten verwalten zu können. Eine Service unter dem Segel von Open Finance, der für Banken ganz oben auf der Prioritätenliste stehen müsste, weil: Menschen haben wenig Lust, sich in jedes ihrer Bankkonten immer wieder separat und manuell einloggen zu müssen. 

Können Bankkunden im E-Banking ihrer Hauptbank sämtliche Konten, die sie bei anderen Banken haben, ebenfall auf einen Blick sehen und verwalten, ist das erwarteter Komfort. Und deshalb einfach nur kundenfreundlich.

Was nach Selbstverständlichkeit klingt, ist es nicht. Technologisch steht dieser Funktion nichts im Wege, aber das Zögern und Zaudern der Schweizer Banken und die Angst vor dem Verlust der Kundenschnittstelle haben Multibanking in der Schweiz bisher weder zum Abheben noch zum Fliegen gebracht. 

Im Gegensatz zu Ländern wie Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Finnland, Schweden und anderen – oftmals mit dem regulatorischen Druck der PSD2 – hinkt die Schweiz hinterher und hat sich bisher nicht dazu aufrappeln können, Multibanking flächendeckend möglich zu machen. 

Open Finance scheint in der Schweiz nur mit Druck in die Gänge zu kommen

Diese Ansicht vertritt offenbar auch der Bundesrat, der Ende 2022 die Schweizer Banken explizit zu "konkreteren Fortschritten sowie mehr Verbindlichkeit" in ihren Open-Finance-Bemühungen aufgefordert hat. Andernfalls würden Konsequenzen drohen, so der Bundesrat, möglicherweise auch regulatorische.

Die aufgeschreckten Banken – zumindest einige –  haben sich daraufhin unter der Führung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) im Mai 2023 zu einem gemeinsamen Memorandum of Understanding (MoU) durchringen können.

Mit dieser nicht bindenden Absichtserklärung verfolgen die Unterzeichner-Banken das Ziel, Multibanking für ihre privaten Kunden möglich zu machen. Vorerst nur als Read-only-Version, das heisst, Kontostands- und Zahlungstransaktionddaten anderer Banken werden angezeigt, eine aktive Verwaltung der Bankonten ist jedoch noch nicht möglich.

Multibanking ist im grossen Teich der Open-Finance-Möglichkeiten erst das kleine ABC – es ist jedoch ein prima Anfang, um ein Open-Banking-Ökosystem in der Schweiz aufzubauen. Dadurch könnten nach und nach auch Erweiterungen aus dem breiten Spektrum der grossen Schwester Open Finance integriert werden.

Einmal mehr die Hypothekarbank Lenzburg als Speerspitze der First Mover

Nicht erstaunlich ist, dass die Hypothekarbank Lenzburg (HBL) zu den Unterzeichnerinnen des MoU gehört und sich auch an die Spitze der First Mover gesetzt hat.

Die HBL ist im Bereich Open Finance seit Jahren schon am Ball. Die Aargauer Bank ist führend in diesen Sphären, verfügt über entsprechende Technologie und kann mit Hintergrund und Erfahrung ohne Anlaufschwierigkeiten in diesen Bereichen agieren.

Aktuell melden die Lenzburger eine Konkretisierung auf dem Weg zum Multibanking für alle.

Eine Kooperation, um das künftige Multibanking-Angebot zu schärfen

Die Hypothekarbank Lenzburg kooperiert mit dem Lenzburger Finanzblogger Fabio Marchesin, der als Co-Gründer von Blue Finance die Budget App Blue Budget in Arbeit hat. Diese App soll zahlreiche Budget- und Sparfunktionen bieten und an sämtliche Banken angebunden werden können. Die HBL will innerhalb der neuen Kooperation ihr System für den Datenaustausch mit Blue Budget öffnen.

Das Tool ist aktuell in Entwicklung und noch nicht produktiv im Markt. Marchesin kündigt jedoch bereits heute selbstbewusst und vollmundig an: «Wir bauen die geilste Budget-App der Schweiz, an die die Nutzerinnen und Nutzer alle ihre Bankverbindungen anbinden können. Die App wird dabei helfen, aktiv Geld zu sparen.»

Sollte Marchesin mit Blue Budget sein Versprechen einlösen können, wäre in Kooperation mit der Hypothekarbank Lenzburg Multibanking in der Schweiz schon mal einen Schritt weiter.

An der Open-Finance-Technologie der Hypothekarbank Lenzburg wird es nicht scheitern. Die ist vorhanden und in zahlreichen Anwendungen im Markt im Einsatz. Die Bank arbeitet im Rahmen ihrer Multibanking-Angebote mit weiteren Banken und FinTech-Anbietern zusammen. Sämtliche Projekte zu diesem Thema befinden sich derzeit in der Testphase.

Die HBL verfügt seit März 2025 über eine Anbindung an bLink im Testbetrieb. Die Markteinführung der Multibanking-Angebote ist im laufenden Jahr geplant.

Wo die anderen Unterzeichner-Banken des Memorandum of Understanding in ihren Multibanking-Entwicklungen stehen, ist bisher nicht kommuniziert worden. Wir bleiben am Ball und werden berichten.