Der QR-Code platzt aus allen Nähten

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Der neue alte Einzahlungsschein: die Digitalisierung überholt den Papierbeleg mit QR-Code.

Das Tempo der Digitalisierung zeigt sich auch am neuen Einzahlungsschein: der geht in Revision, bevor er die erste Zahlung geleistet hat.

Der neue Einzahlungsschein wird nochmals neu erfunden

Der neue Einzahlungsschein ist in Ausführung, Look und Spezifikationen Ende 2015 präsentiert worden. Das digitale Umfeld dreht sich allerdings schneller als erwartet und macht dem bisherigen Konzept einen Strich durch die Rechnung. Konkret: zusätzliche Wünsche und erhöhte Anforderungen aus dem Markt an die Dateninhalte bringen den QR-Code in der aktuellen Struktur an den Anschlag.

SIX verordnet dem prallen QR-Code richtigerweise nun keine Diät, vielmehr ein neues Innenleben mit mehr Spielraum und zusätzlichen Reserven. Der Verwaltungsrat der SIX Interbank Clearing hat eine umfassende Überarbeitung des neuen Einzahlungsscheins mit QR-Code in Auftrag gegeben. Mit anderen Worten: der neue Einzahlungsschein ist bereits überholt, wird überdacht und nochmals neu entwickelt.

Die Auswirkungen

Nicht gerüttelt wird an der durchgängigen Verwendung der IBAN und an der Ablösung der Codierzeile durch den QR-Code. Auch die im Juni 2016 auf Wunsch von Swico und ERP-Anbietern erweiterte Datenstruktur des QR-Codes wird mit an Bord bleiben: zusätzliche rechnungsspezifische Informationen (Kundenbereich mit 71 Zeichen).

Neu kommt der QR-Code selbst grösser auf den Einzahlungsschein, wird also grafisch und in der Fläche mehr mehr Raum beanspruchen. Damit wird auch der Dateninhalt des QR-Codes erweitert, um aktuellen Ansprüchen zu genügen und vor allem auch, um Reserven für die Zukunft zu schaffen.

Die aktuellen Mass- und Gestaltungsmuster sowie die Spezifikationen haben sich deshalb überholt und sind im Moment nur als provisorische Etappe zu verstehen.

SIX möchte mit diesem Schritt den Fächer öffnen und den neuen Einzahlungsschein so auslegen, dass er der schnell laufenden Entwicklung der Digitalisierung, Mobile-Handling und auch künftigen regulatorischen Anforderungen langfristig gewachsen ist.

Und die Termine?

Ob die bisherigen Termine mit Einführung Mitte 2018 und Ende der Parallelphase Mitte 2020 gehalten werden können, wird sich zeigen. Die revidierten Spezifikationen zum neuen Einzahlungsschein werden im April 2017 kommuniziert, ebenso der bestätigte oder eben angepasste Fahrplan.

Die Krux mit Digitalisierung und Anachronismus

Ein persönlicher Kommentar zu zwei oft gehörten Bemerkungen in diesen Tagen, im Umfeld des Notstopps und der Revision des Einzahlungsscheins:

"Hätte man ja auch früher merken können!"
Die Zeit macht einen klüger – vor allem dann, wenn man in schnell drehenden digitalen Umfeldern arbeitet. Wer das bestreitet, hat noch zu wenig Zeit mit diesem Gedanken verbracht. Zudem ist die intelligente Kombination von Digitalisierung und analogen Belegen ohnehin ein Spagat. Und das innerhalb eines Projekts, das über Jahre mit sehr komplexen Prozessen und Aufgaben unterwegs ist – und dabei eine ganze Branche mit zahlreichen Gremien, Kommissionen und Ausschüssen involvieren muss. Kein Grund für Häme also. Wer innerhalb seiner eigenen Projekte in der digitalen Transformation jede digitale Entwicklung und jedes digitale Puzzleteil im Rückspiegel kommen sieht, bevor es ihn überholt, der möge mit berechtigtem Stolz den Finger heben – der nächste Award für Hell- und Scharfsehen ist ihm sicher.

"Braucht's in Zeiten der Digitalisierung überhaupt noch einen Papierbeleg?".
Nein, technisch braucht's den sicher nicht. Bleibt der Einzahlungsschein dennoch der einzige Überlebende aus der analogen Vorzeit, hat das andere Gründe. Die liegen vor allem im Markt und in verschiedenen Zielgruppen – beide sind für ein Leben ohne Einzahlungsschein noch nicht bereit. Gerade jene Bevölkerungsgruppen, die aus Tradition nicht digital ticken können oder wollen und auch in den nächsten Jahren noch analog zahlen möchten. Der Einzahlungsschein ist im Projekt der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs keine unnötige Reminiszenz an die guten alten Zeiten, sondern schlicht eine faire Notwendigkeit. Und damit das pragmatische Resultat einer Marketing-Überlegung mit Blick auf Märkte und unterschiedliche Zielgruppen. Deshalb ist es richtig, den Papierbeleg mit digitalem Tuning die über hundertjährige Tradition des Einzahlungsscheins fortsetzen zu lassen. Vorderhand ohne Verfallsdatum.

Stichworte im Lexikon zum Thema: Neuer Einzahlungsschein | QR-Code