Bankprodukte

Wer nicht die Spur wechselt, den bestraft die eigene Brieftasche

Ein Verkehrsschild mit Hinweis auf die Ausfahrt und Aufdruck Change

Würden alle Schweizerinnen und Schweizer zu den jeweils günstigsten Bankprodukten wechseln, blieben 13 Milliarden Franken in den Brieftaschen der Bankkunden.

Alle Bankprodukte haben ihren Preis. Dieser Preis wird von Kundinnen und Kunden über Gebühren oder Zinsen bezahlt, je nach Produkt. Interessant ist die Bandbreite der Preisgestaltung für ein und dasselbe Produkt. Die Skala reicht von sehr günstig bis zu unverschämt teuer. 

Ebenso interessant ist, dass diese Unterschiede die hochpreisigen Banken mehr erfreuen, als dass sie Kundinnen und Kunden beschäftigen würden. Auch vergleichsweise hohe Gebühren werden akzeptiert und bezahlt. Würden sie das nicht, wären die Preisspannen geringer, weil analoge Produkte zu hohen Preisen aus dem Rennen fliegen würden. Das tun sie aber nicht – oder zumindest selten.

Der Markt regelt das Preisgefüge. Mit zum Markt gehört, dass die Wechselbereitschaft der Schweizer Bankkundinnen und -kunden zwar zunimmt, sie ist aber nach wie vor tief. Über die Gründe für dieses Beharrungsvermögen haben wir schon mehrfach berichtet, letztmals hier. Gut für die Banken, schlecht für die Brieftaschen von Kundinnen und Kunden. Dennoch ein fairer Deal – zu viel zahlt nur, wer nicht vergleichen oder wechseln mag. Diese Spar-Türen stehen allen Bankkundinnen und -kunden offen.

Lässt sich dieses Zuviel beziffern? Ja, Sparpotenzial von 13 Milliarden Franken.

Der Vergleichsdienst Moneyland hat eine interessante Rechnung angestellt. Die Analysten haben das durchschnittliche Sparpotenzial bei verschiedenen Bankprodukten berechnet und die Ergebnisse auf die gesamte Kundschaft in der Schweiz hochgerechnet. Dabei kommt die erstaunliche Summe von 13.4 Milliarden Franken zusammen, die eingespart werden könnte, wenn alle Privatkunden zum günstigsten oder bestverzinsten Angebot wechseln würden.

In der aktuellen Analyse hat Moneyland die Produktkategorien Privatkonto und Debitkarte, Sparkonto, Säule-3a-Sparkonto, Säule-3a-Vorsorgefonds, Kreditkarte, Hypothek, Online-Trading und Vermögensverwaltung ausgewertet. Sparpotenziale sind nicht nur bei den "schwergewichtigen" Produkten vorhanden, auch bei alltäglichen Leistungen liegt viel drin, erklärt Benjamin Manz, Geschäftsführer von Moneyland:

«Selbst Personen ohne Hypotheken, Trading und Vermögensverwaltung könnten durchschnittlich 1'210 Franken pro Jahr sparen»

Wer überdurchschnittlich teure Dienstleistungen nutzt, kann mit einem Wechsel zu den besten Angeboten noch deutlich mehr sparen. Wer seine alte Bank nicht gleich aufgeben will, rät Manz, kann auch einfach ein Angebot bei einer neuen Bank eröffnen, ohne das alte gleich zu kündigen. Dies bietet sich zum Beispiel bei Produkten ohne Grundgebühr wie Gratis-Kreditkarten, Sparkonten und Säule-3a-Konten an.

Die einzelnen Bankprodukte und ihre Sparpotenziale

Hypotheken: 4.8 Milliarden Franken
Die Mehrheit der Schweizer Bankkunden hat keine Hypothek. Umso grösser ist das durchschnittliche Sparpotenzial pro Hypothekarkunde. Im Durchschnitt könnten Hypothekarkundinnen und -kunden 3'080 Franken pro Jahr sparen, wenn sie zur Bank mit dem besten Hypothekarzins wechseln würden. Das sind 4.8 Milliarden Franken für alle Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer. Dieses hohe Sparpotenzial kommt zustande, weil sich viele Hypothekarnehmerinnen und -nehmer immer noch zu oft für das erste Angebot ihrer Hausbank entscheiden, ohne vorher zu vergleichen. Zudem vergessen viele Hypothekarnehmer, dass Hypothekarzinsen oft verhandelbar sind.

Sparkonten: 2.5 Milliarden Franken
Das sehr grosse Sparpotenzial mag erstaunen. Das liegt zum einen daran, dass Schweizerinnen und Schweizer viel Geld auf Sparkonten deponieren. Zum anderen haben einige Banken ihre Sparkonto-Zinsen seit der Negativzinsphase nur wenig, andere hingegen deutlich erhöht. Mit anderen Worten: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Sparkonten sind heute deutlich grösser als im Jahr 2022. Im Durchschnitt könnten Sparerinnen und Sparer 450 Franken mehr sparen, wenn sie zum Sparkonto mit dem höchsten Zins wechseln würden. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung entspricht dies etwas mehr als 2.5 Milliarden Franken.

Vermögensverwaltung: 2.4 Milliarden Franken
Vermögensverwaltung geht in der Schweiz ins Geld. Häufig merken das die Kunden aber nicht, da in guten Börsenjahren die Renditen deutlich höher sind als die Kosten. Entscheidender wäre aber die Gegenüberstellung mit günstigen Anlageprodukten. Am günstigen sind mittlerweile häufig digitale Vermögensverwalter.

Das durchschnittliche Sparpotenzial pro Kundin oder Kunde in der Vermögensverwaltung ist mit 14‘100 Franken pro Jahr das höchste aller untersuchten Produktbereiche. Auch wenn der Grossteil der Schweizer Bevölkerung kein Vermögensverwaltungsmandat hat, ergibt sich aufgrund des hohen Sparpotenzials pro Kunde ein hohes Gesamt-Sparpotenzial von insgesamt 2.43 Milliarden Franken.

Privatkonten und Debitkarten: mehr als 2 Milliarden Franken
Das durchschnittliche Sparpotenzial beträgt für Erwachsene 306 Franken und für Jugendliche 116 Franken pro Jahr. Hochgerechnet auf alle Kundinnen und Kunden ergibt dies die stolze Summe von 2.03 Milliarden Franken, welche die Bevölkerung mit dem günstigsten Konto und der günstigsten Debitkarte pro Jahr sparen könnte. Die grossen Unterschiede erklären sich einerseits durch die Gebühren (zum Beispiel für die Kontoführung, die Debitkarte, Bargeldbezüge und Einkäufe im Ausland). Aber auch die unterschiedlichen Zinssätze spielen wieder eine grössere Rolle.

Kreditkarten: 570 Millionen Franken
Das Sparpotenzial für einen durchschnittlichen Kunden beträgt 94 Franken pro Jahr – ohne Berücksichtigung von Prepaid- und teuren Platinum-Karten. Hochgerechnet auf alle Inhaberinnen und Inhaber von Karten ergibt dies ein jährliches Sparpotenzial von 570 Millionen Franken, wenn sie zur günstigen Kreditkarte wechseln würden. Grund sind die grossen Kostenunterschiede zwischen den Schweizer Kreditkarten.

Online-Trading: 410 Millionen Franken
Das Sparpotenzial für private Anlegerinnen und Anleger mit einem Wertschriftendepot ist in den letzten Jahren gestiegen. Einerseits gibt es immer wieder neue und günstigere Angebote von Online-Brokern. Andererseits haben sich die Gebühren der meisten klassischen Banken nicht wesentlich verändert. Die Kostenunterschiede zwischen den Angeboten sind also grösser geworden.

Das durchschnittliche Sparpotenzial für Traderinnen und Trader, die zum günstigsten Schweizer Broker wechseln, beträgt 491 Franken pro Jahr. Hochgerechnet resultiert daraus ein Sparpotenzial von 410 Millionen Franken pro Jahr.

Säule-3a-Sparkonten: 410 Millionen Franken
Bei den 3a-Sparkonten sind wie auch bei den normalen Sparkonten die Zinssätze relevant. Der durchschnittliche Zinssatz liegt derzeit bei 1 Prozent, die besten 3a-Konten bieten 1.7 Prozent. Daraus ergibt sich ein durchschnittliches Sparpotenzial von 152 Franken pro Kunde und Jahr. Hochgerechnet auf alle Kunden ergibt dies 410 Millionen Franken.

Säule-3a-Vorsorgefonds: 210 Millionen Franken
Das Hauptkriterium bei der Auswahl von Vorsorgefonds sind die Kosten. Neben den so genannten TER-Gebühren können auch Depot-, Ausgabe- und Rücknahmegebühren anfallen. Im Durchschnitt können Kundinnen und Kunden 208 Franken pro Jahr sparen, wenn sie zum günstigsten Vorsorgefonds wechseln. Hochgerechnet ergibt dies ein Sparpotenzial von insgesamt 210 Millionen Franken.

Die verschiedenen Produktkategorien auf einen Blick

Moneyland hat die berechneten Sparpotenziale pro Produkt in einer Tabelle zusammengefasst. So lässt sich auf einen Blick ablesen, wie viel hochgerechnet die ganze Schweiz sparen könnte. Oder auch, welcher Betrag durchschnittlich oder maximal in der Brieftasche pro Person bleiben würde.