IT-Stauatlas 2016

Bild: Comstock | Getty Images

Die aktuelle Studie von PPI Deutschland zeigt: Der Ausbau von digitalen Projekten steckt im Stau, veraltete IT und Kernbankensysteme behindern Zukunftsprojekte.

Der IT-Stauatlas 2016 von PPI Deutschland gibt einen Überblick, welche Projekte aktuell bei deutschen Privatbanken im Fokus stehen. Und die Studie untermauert, wie veraltete Kernbankensysteme die Banken in ihrer Geschäftsentwicklung behindern oder ausbremsen.

Die Studie 2016 basiert auf der Befragung von 54 Finanzinstituten, rund ein Viertel der insgesamt knapp 200 deutschen privaten Banken. Einige zentrale und teilweise überraschende Resultate der Erhebung in der Zusammenfassung:

Blockierte Projektautobahn

Die Umsetzung von regulatorischen Vorgaben, Digitalisierungsprojekten, Ausbau von Online- und Mobile-Angeboten, Kundenmanagement und anderen Projekten ist bereits 2015 ins Stocken geraten. Der Rückstau aus dem Vorjahr belastet zwangsläufig die Projektagenda im laufenden Jahr und stellt damit wichtige Zukunftsprojekte infrage. Keine gute Ausgangslage im Umfeld der aktuellen Herausforderungen und in Anbetracht umfangreicher und anspruchsvoller Projektpläne der Finanzinstitute.

Projekte 2016 und Stauopfer

Ganz oben auf der Agenda der privaten Banken stehen mit 64 Prozent der Ausbau von Vertriebswegen sowie der Ausbau des Kundenmanagements mit 61 Prozent. Im Mittelfeld rangieren unter anderen Anpassung von Geschäftsprozessen, Implementierung neuer IT-Lösungen, Ausbau Produkt- und Leistungsspektrum sowie Ausbau Online-Services.

Die Implementierung von Big Data-Lösungen steht mit 21 Prozent am Schluss der Projektliste und ist damit faktisch bereits zum Stauopfer auf dem Pannenstreifen geworden.

Hemmende Faktoren

Zu den meist genannten Bremsklötzen und damit zu den führenden Staufaktoren gehören: Hohe Kosten und knappe Mittel sowie der Druck, regulatorische Anforderungen mit Priorität behandeln zu müssen. Letzteres dann zulasten erfolgsbestimmender Zukunftsprojekte, die vorangetrieben werden sollten.

Deutlich ins Gewicht fallen Umsetzungshürden aufgrund nicht mehr zeitgemässer und überholter IT- und Kernbankensysteme. Mehr als ein Drittel der Befragten fühlt sich durch Altsysteme, die offensichtlich an Grenzen stossen, behindert.

Veraltete Kernbankensysteme

Die IT-Architektur wurde in 41 Prozent der befragten Banken seit zehn Jahren nicht mehr generalüberholt. In zwei von drei privaten Finanzinstituten sind die Systeme historisch gewachsen, bestehen oft aus zahlreichen Einzelbausteinen und sind nach und nach erweitert worden. So bemängelt denn auch jeder zweite Befragte aus Gross- und Privatbanken, dass der technische Kern seit zehn Jahren praktisch unangetastet geblieben ist.

Dieses "Nichtanfassen" von laufenden Altsystemen kann als Indikator dafür gewertet werden, dass organische Erweiterungsmöglichkeiten längst ausgeschöpft und Leistungsgrenzen erreicht sind. Oder auch, dass schlicht das Know-how früherer IT-Mitarbeiter fehlt, die sich als altgediente Cobol-Programmierer noch halbwegs gefahrlos dem Kern einer Applikation nähern durften. Im einen wie im anderen Fall eine sehr unkomfortable Situation, mit einem fragilen und unflexiblen System gegen Banken und Nicht-Banken anzutreten, die mit schlanken End-to-End-Applikationen, smarten User Interfaces und leistungsfähigen Modulen Wettbewerbsvorteile nutzen.

Für rund 60 Prozent der Manager liegt in der veralteten IT und mangelnder Leistungsfähigkeit des Kernbankensystems denn auch der Grund, weshalb wichtige Vorhaben und Projekte nicht mit dem notwendigen Schwung vorangetrieben werden können.

Investitionen in die Baustelle Core Banking

Fast 70 Prozent der privaten Banken wollen in die Baustelle Core Banking investieren, ein beträchtlicher Teil bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate. Der Handlungsdruck wird vor allem bei den Banken mit veralteten Systemen zwangsläufig als sehr gross empfunden.

30 Prozent wollen bereits in einem Jahr besser aufgestellt sein als heute. Diese optimistische Prognose dürfte sich allerdings nur dann bewahrheiten, wenn das Projekt bereits seit längerem läuft. Der teilweise oder vollständige Ersatz eines Core Banking Systems gehört finanziell, personell und auch vom Zeitanspruch her zu den Herkulesaufgaben.

Outsourcing als Lösung?

Die Vorteile von BPO-Lösungen (Business Process Outsourcing) werden durchaus anerkannt und teilweise als Qualität gesehen. Allerdings nicht unbedingt in Sachen Effizienz und Kosten. Bei den Gross- und Privatbanken bezweifelt jeder zweite Studienteilnehmer, dass ein Outsourcing durch Effizienzgewinne und Reduktion der internen Ressourcen Kosten einsparen kann. Nicht ganz überraschend fehlt rund 40 Prozent der Banken zudem das Vertrauen in die Professionalität externer Provider.

«Für die Banken geht es jetzt ans Eingemachte. Denn vom Erfolg bei der digitalen Kundenkommunikation hängt ihre Zukunft ab.»
Christian Appel, Partner PPI Deutschland

Ein Auszug mit zentralen Resultaten aus der Studie kann kostenlos direkt bei PPI Deutschland angefordert werden.

Resultate in der Zusammenfassung: IT-Stauatlas 2016

Stichworte im Lexikon zum Thema: Core Banking System | Business Process Outsourcing | Big Data

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