Kryptowelt

Gelingt AllUnity mit EURAU ein europäischer Stablecoin-Wurf?

Euro-Symbol in Gold geprägt als Symbol für EUR-Stablecoins
Bild: Skorzewiak | Shutterstock

Ob der neue Euro-Stablecoin von AllUnity den Durchbruch in die Breite schaffen kann, ist noch offen. Das FinTech mit Joint-Venture-Power ist zuversichtlich.

Im Gegensatz zu USD-Stablecoins spielen EUR-Pendants in der Kryptowelt noch eine kleine Rolle. Mit dem EURC des US-amerikanischen Unternehmens Circle und dem EUR CoinVertible (EURCV) der französischen Grossbank Société Générale sind erste Player im Markt.

Beide sind jedoch im Vergleich zu Tether (USDT) und USDC von Circle in Sachen Marktkapitalisierung und Nutzung noch Winzlinge. Stablecoins in den USA haben aktuell zusätzlichen Auftrieb bekommen durch den Genius Act.

Diese offene Regulierung im Rahmen der Pro-Krypto-Strategie der USA motiviert Grossunternehmen wie Walmart, Amazon, J.P. Morgan und zahlreiche andere Player, ihre eigenen Stablecoins zu emittieren. Mit der Idee, Zahlungen ausserhalb des Fiat-Zahlungssystems zu beschleunigen und massiv günstiger zu machen.

Haben EUR-Stablecoins überhaupt Chancen?

Grundsätzlich schon und insbesondere dann, wenn die Stabilität des US-Dollar zunehmend infragegestellt ist. Der Wunsch nach Diversifizierung in den Euro könnte EUR-Stablecoins Schub verleihen.

Stablecoins sind 1:1 mit hinterlegten US-Dollar oder eben mit Euro abgesichert. Naheliegend, dass Nutzerinnen und Nutzer von Stablecoins keine grossen Schwankungen der zugrundeliegenden Fiat-Währungen mögen. Das kann zu Wertverlusten führen, wenn Stablecoins wieder ins Fiat-Geldsystem zurückgeführt werden.

Die EU-Regulierung MiCAR (Markets in Crypto Assets Regulation) dürfte höhere Hürden aufstellen als der Genius Act. Aber: Circle und die Société Générale haben mit ihren EUR-Stablecoins diese Hürden bereits erfolgreich übersprungen. 

Der nächste EUR-Stablecoin kommt von AllUnity

AllUnity ist ein Joint Venture der Deutsche-Bank-Tochter DWS, von Flow Traders und von Galaxy. Das Unternehmen hat  am 1. Juli 2025 von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Zulassung als E-Geld-Institut (EMI) erhalten. Damit ist AllUnity berechtig, E-Geld-Tokens zu emittieren. Damit sind im MiCAR-Sprech Stablecoins gemeint.

AllUnity will nach eigenen Aussagen den ersten Euro-Stablecoin Deutschlands herausgeben – in Übereinstimmung mit der Verordnung über Märkte für Kryptowerte (MiCAR) und nach den höchsten Anforderungen an finanzielle Integrität und Stabilität.

Mit der Unterstützung der Branchenpartner als Investoren wird AllUnity einen vollständig regulierten Euro-Stablecoin emittieren, der auf den Namen EURAU hört. Der Stablecoin soll zunächst zu hundert Prozent durch Einlagen und später durch weitere hochqualitative Anlagen in der Eurozone besichert sein.

AllUnity will als reguliertes Institut Transparenz und Vertrauen auf institutionellem Niveau durch Bereitstellung regelmässiger Reservenachweise schaffen. Mit EURAU können grenzüberschreitende Zahlungen sofort und 24/7 abgewickelt werden. Der neue Stablecoin soll dabei nahtlos für regulierte Finanzinstitute, FinTechs und Unternehmenskunden in Treasury- oder ERP-Systeme integriert werden können.

Der Schritt weg von der beobachtenden Seitenlinie ins Lager der innovativen Macher bringt auch Banken mitten ins Spielfeld der neuen Zahlungssysteme

Stablecoins werden Zahlungssysteme verändern

«Die EMI-Lizenz ist nicht nur ein regulatorischer Meilenstein – es ist die Grundlage für den Aufbau eines sicheren, transparenten und rechtskonformen digitalen Zahlungssystems für Europa und die globalen Märkte», sagt Alexander Höptner, CEO von AllUnity.

Mit dieser Aussage hat Höptner recht. Gerade deshalb dürfte das «digitale Zahlungssystem für Europa und die globalen Märkte» von Banken und Zentralbanken eher argwöhnlsch beäugt werden. Ein Zahlungssystem, das ohne Zentralbanken und Banken funktioniert, kommt den Genannten nicht eben gelegen – das bedeutet Kontrollverlust für die einen und wegbrechende Margen für die anderen.

Genau das ist allerdings auch der Grund, weshalb fortschrittliche Banken wie J.P. Morgan oder Société Générale eigene Stablecoins planen oder bereits emittieren. Der Schritt weg von der beobachtenden Seitenlinie ins Lager der innovativen Macher bringt auch Banken mitten ins Spielfeld der neuen Zahlungssysteme.

Das Joint Venture mit grossen Plänen beschreibt seine Ambitionen mit folgenden Worten: Durch Lizenzerhalt positioniert sich AllUnity mit dem EURAU als regulierter Euro-Stablecoin-Emittent und begegnet damit der dringenden Nachfrage nach Liquidität in der europäischen Digitalwirtschaft. Durch mehr Effizienz, Sicherheit und Transparenz bei grenzüberschreitenden Zahlungen setzt AllUnity einen neuen Standard für die praktische Nutzbarkeit von Stablecoins im regulierten Umfeld – und beschleunigt die Weiterentwicklung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs.

Die Zukunft gehört den Stablecoins und wird Zahlungssysteme verändern. Ob der EURAU als Stablecoin mit Gewicht dazugehört, wird sich zeigen.