Künstliche Intelligenz

Wenn Selma AI übernimmt: Was halten Kundinnen und Kunden von KI-basierter Vermögensberatung?

Münzen und Schild mit "Need Advice?" als Symbol für die Notwendigkeit von Finanzberatung

Wird ein mit künstlicher Intelligenz getunter Chatbot als Berater in Finanz- und Vermögensfragen vom Markt akzeptiert?

Künstliche Intelligenz statt Mensch: Seit Ende März 2024 hat der digitale Vermögensverwalter Selma Finance KI-basierte Finanz- und Vermögensberatung im Einsatz, MoneyToday.ch hat berichtet, hier

Den Chatbot Selma hat das Unternehmen seit Jahren schon im Einsatz. Nun ist Selma klüger geworden, soll wesentlich mehr können und trägt deshalb neu den Zusatz "AI" im Namen. Wie kommt Selma AI im Markt bei Kundinnen und Kunden an? Das FinTech zieht eine erste Bilanz und berichtet über die Erfahrungen der letzten Wochen. 

Wie kommt Selma AI im Markt an?

Selma hat erste Erfahrungen und Einsichten zusammengetragen sowie Details und Fallbeispiele dazu in einem Whitepaper zusammengefasst. Erste Einblicke gibt's im Folgenden bereits hier.

Seit der Lancierung der KI-Beratung und nach einem Monat im Einsatz verzeichnet Selma nach eigenen Aussagen 4'500 Chat-Unterhaltungen. Durchschnittlich 150 individuelle Beratungen pro Tag zeigen, dass Kundinnen und Kunden offenbar bereit sind, mit einem KI-Chatbot ihre Vermögensfragen zu "besprechen".

Das FinTech geht noch weiter und fasst die bisher gemachten Erfahrungen mit folgendem Statement zusammen: "Die Qualität der Beratung durch Selma AI steht einer persönlichen Beratung in nichts nach". Als Beleg führt Selma die positiven Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer an, von denen 86 Prozent die Interaktionen mit Selma AI als hilfreich bewertet hätten.

Darüber hinaus würden Kundinnen und Kunden den Empfehlungen von Selma AI tatsächlich folgen und entsprechende finanzielle Entscheidungen treffen.

Patrik Schär, CEO von Selma Finance, führt aus: «Schon im ersten Monat haben wir gesehen, dass viele Kundinnen und Kunden den Empfehlungen von Selma AI folgen und ihre Investments entsprechend anpassen». Schär schliesst daraus, dass das Vertrauen in künstliche Intelligenz genauso stark ist, wie das Vertrauen in menschliche Finanzberater. 

Als weiteren Beleg führt das FinTech an: 34 Prozent der Kunden hätten nach der Beratung durch Selma AI eine Folgeeinlage getätigt, 9 Prozent davon in deutlich höherem Umfang als üblich. In diesen ersten Wochen hätte Selma AI dazu beigetragen, mehr als 3.4 Millionen Franken an zusätzlichen Einlagen zu aktivieren.

Die im Chat mit Selma AI von Kundinnen und Kunden primär angesprochenen Themen: "Analyse meiner finanziellen Situation und was zu verbessern ist" und "Einblicke in meine Anlagestrategie". Diese Schwerpunkte der Kundenanfragen unterstreichen in der Betrachtung von Selma den massgeschneiderten und umfassenden Charakter der angebotenen Beratung.

Wie arbeitet der KI-Chatbot von Selma?

Im Folgenden zitieren wir aus einem Whitepaper von Selma, das die Funktionsweise von Selma AI zusammenfasst:

Alle Analysen und Empfehlungen beruhen auf den Algorithmen von Selma. Selma AI nutzt OpenAIs Large Language Model (LLM), um ein personalisiertes Erlebnis zu bieten. Dies stellt sicher, dass die Qualität der Antworten, die gegebenen Informationen und die Empfehlungen unseren Richtlinien folgen und auf die individuelle Situation von Kundinnen und Kunden zugeschnitten sind, während KI-Halluzinationen vermieden werden. Selma AI wurde entwickelt, um hochgradig personalisierte finanzielle Einblicke und Analysen zu liefern, die auf der ganzheitlichen finanziellen Situation basieren. Sie analysiert die Informationen, die Kundinnen und Kunden über ihr Anlegerprofil oder die Anlagen, die sie bei Selma halten, zur Verfügung stellen.

Selma kombiniert seine eigenen Algorithmen mit der Leistungsfähigkeit der KI. Zunächst die Algorithmen von Selma:

  • Analysiere und interpretiere die ganzheitliche finanzielle Situation auf der Grundlage einer Gesamtvermögensperspektive, die Vermögen, Schulden und Humankapital umfasst.
  • Evaluiere die finanzielle Risikofähigkeit und Risikobereitschaft des Kunden.
  • Kreiere die Anlagestrategie des Anlagekontos eines Kunden und die empfohlene Vorsorgestrategie der Säule 3a.
  • Definiere einen individuellen, idealen Einzahlungsplan für den langfristigen Vermögensaufbau.

In einem zweiten Schritt werden die trainierte generative KI und das LLM mit der individuellen Finanzanalyse eines Kunden verbunden. Dies bildet die Grundlage für die LLM, um Antworten auf Fakten zu stützen und ermöglicht es der Selma-KI, die Fragen der Kunden auf der Grundlage ihrer ganz spezifischen Situation zu beantworten. Selma AI kann zum Beispiel Fragen beantworten wie:

  • Wie viel Risiko kann eine Kundin oder ein Kunde in der aktuellen Lebenssituation tragen, wie viel Bargeldreserven sollten zurückgehalten werden und wie viel kann investiert werden?
  • Wie können Investitionen und Vermögen im Laufe der Zeit bestmöglich aufgebaut werden?
  • Einblicke in die Anlagestrategien und deren Übereinstimmung mit der finanziellen Gesamtsituation.

Das Whitepaper von Selma enthält einige konkrete Fallbeispiele, wie Selma AI mit Kundinnen und Kunden kommuniziert – das PDF kann hier runtergeladen werden. 

Sparpotenzial in der Finanzberatung durch KI

Das FinTech Selma erkennt in Selma AI ein gewaltiges Sparpotenzial für Kundinnen und Kunden. Auf der Basis der im ersten Monat geleisteten 4'500 KI-Beratungen stellt das FinTech eine verwegene Berechnung an:

Selma AI hat seinen Kundinnen und Kunden rund 375'000 Franken eingespart, rechnet Selma vor, die sie für den Beratungsservice an einen professionellen Finanzberater hätten entrichten müssen. Über 30 Finanzberater, die im Durchschnitt einen Stundensatz von 250 Franken berechnen, wären erforderlich gewesen, um die Beratungsgespräche im gleichen Zeitraum durchzuführen. 

Ob die Berechnung und die Zahlen einer vertieften Prüfung standhalten, bleibt offen. Absehbar ist jedoch: KI-Beratung spart Zeit, Aufwand und Geld. Für Kundinnen und Kunden – aber auch für das Unternehmen, das den KI-Chatbot betreibt. Eine Rechnung, die für alle Beteiligten aufgeht – immer vorausgesetzt, die KI-Beratung ist genau so gut oder sogar besser im Vergleich mit menschlicher Beratung.