Hypothekarbank Lenzburg als Vorreiterin der Digitalisierung

Bild: SRF Tagesschau vom 12. Juli 2017

Im Schweizer Fernsehen hängt die Tagesschau ihren Beitrag zur Online-Kontoeröffnung an der Bank auf, welche seit Jahren schon durch eine mutige Digitalisierungs-Strategie auffällt.

Kein Wunder, die Hypothekarbank Lenzburg hat die digitale Kontoeröffnung bereits im September 2016 mit der App "HypiStart" in die Palette der digitalen Services aufgenommen. Und auch gleich ein Erklärungsvideo dazu produziert: Video-Onboarding: So funktioniert's

Mediale Früchte einer konsequenten Strategie

Bemerkenswerte Anmoderation von Tagesschau-Redaktor Florian Inhauser:

«Wenn es um Digitalisierung im Bankenwesen geht, treibt die kleine Aargauer Regionalbank Hypothekarbank Lenzburg die Grossen in der Schweiz vor sich her.»

Dieser mediale Ritterschlag in der Tagesschau vom 12. Juli 2017 fasst zusammen, was die Aargauer Bank um CEO Marianne Wildi seit Jahren schon auszeichnet: Aktives Agieren, Neues im Markt ausprobieren, digitale Services und Kanäle lancieren und die Akzeptanz bei Zielgruppen testen. Mit dieser Strategie ersetzt die Hypothekarbank Lenzburg zuweilen generelle Lücken der Unentschlossenheit durch konkrete Angebote, agiert als Eisbrecherin und landet dabei oftmals einen Primeur – wie zum Beispiel im Mai 2017 mit der Open Banking-Initiative und der Öffnung ihrer Bankenplattform für FinTechs und Drittanbieter.

Eine Strategie und Leistungen, die auch Medien auffallen. Aktuell der Tagesschau-Redaktion, die zur besten Sendezeit das digitale Schaffen der HBL und der Schweizer Banken porträtiert. Interessant auch deshalb, weil das Schweizer Fernsehen als Massenmedium damit einen wichtigen Beitrag leistet, Services wie digitale Kontoeröffnung an breite Zielgruppen heranzutragen.

Digital Onboarding der Credit Suisse

Anke Bridge ist seit Dezember 2016 Digitalchefin der Credit Suisse, bringt frischen digitalen Wind und Startup-Denke in die Grossbank und hat in kurzer Zeit bereits mehrere Projekte auf den Weg gebracht. Eines davon: Digital Onboarding in 15 Minuten, verknüpft mit bestehenden Angebots-Paketen.

Der Tagesschau-Beitrag thematisiert genau dieses neue Tool der Credit Suisse und spielt auch gleich die digitale Kontoeröffnung bei der Grossbank durch. Anke Bridge, Head Digital Solutions & Delivery, Credit Suisse, zum Digital Onboarding:

«Wir rechnen damit dass in einem erste Schritt vor allem technikbegeisterte Neukunden den Onlineprozess nutzen werden. Wir gehen aber auch davon aus, dass in den nächsten Monaten und Jahren der Anteil der digitalen Kontoeröffnung kontinuierlich steigen wird.»

Das wird voraussichtlich sogar eher schnell passieren, sobald breite Kundengruppen die neuen Möglichkeiten kennen und verstehen. Jede zusätzliche Bank, die digitales Onboarding und andere Leistungen möglich macht, hilft mit, digitale Neuerungen zu kommunizieren und als Selbstverständlichkeit zu etablieren. Die Kontoeröffnung mit "ein paar Klicks, statt mit Papier und Unterschriften" wird sich nur schon deshalb durchsetzen, weil zusätzlicher Komfort für Kunden längerfristig immer gewinnt.

Mit einer ähnlichen Entwicklung rechnet auch Prof. Dr. Andreas Dietrich, Dozent und Studienleiter im Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ. Dietrich legt dabei den Finger auf einen weiteren wichtigen Punkt im Umgang mit Kunden. Er vertritt im Tagesschau-Beitrag die Haltung, dass die Zukunft im Banking darin liegt, Kunden verschiedene Lösungen anzubieten. Weil Kundengruppen unterschiedlich ticken, sollen analoge und digitale Angebote parallel verfügbar sein. Kann der Kunde wählen, nutzt er den Weg, der seinem persönlichen Temperament entspricht und fühlt sich gut betreut.

Die Erfolgsrechnung der Hypothekarbank Lenzburg

Florian Inhauser verweist im Tagesschau-Beitrag auf die Halbjahreszahlen der Hypothekarbank Lenzburg und meint mit einem Blick auf den Gewinn, dass die Bank mit ihrer digitalen Strategie offensichtlich "ganz gut fährt". Einige Kennziffern:

Erfolg im ersten Halbjahr 2017
Geschäftsertrag um 5.5 Prozent auf CHF 37.4 Millionen gesteigert, bei höheren Investitionen einen Semestergewinn erreicht, der mit CHF 9.9 Millionen dem Vorjahresresultat entspricht. Erstmals in ihrer Geschichte konnte die Hypothekarbank Lenzburg die Bilanzsumme auf über 5 Milliarden Schweizer Franken steigern.

Erfolg im Geschäft der digitalen Dienstleistungen
Eine Zahl sticht besonders ins Auge: Gemessen am Geschäftsertrag wird der Anteil der "indifferenten" Erträge mit 27 Prozent ausgewiesen. Zum "indifferenten" Geschäft zählen nach Angaben der Bank "sowohl das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft als auch die Lizenz- und Serviceeinnahmen von Drittbanken und anderen Finanzdienstleistern". Den Anteil von aktuell 27 Prozent darf man sich auf der Zunge zergehen lassen, weil er eine besondere Bedeutung in sich trägt:

Die Hypothekarbank Lenzburg baut sich kontinuierlich solide zusätzliche Standbeine auf. Zum Beispiel als Dienstleisterin mit ihrer eigenen Bankensoftware "Finstar", die inzwischen von zahlreichen Finanzinstituten genutzt wird. Modulare Leistungen in der Bandbreite zwischen Know-how, Beratung, Software, Services oder Outsourcing generieren wachsende Erträge und machen die Hypothekarbank Lenzburg von den Launen des reinen und klassischen Bankgeschäfts unabhängiger. Eine konsequent verfolgte digitale Diversifizierungs-Strategie, die heute schon in konkreten Zahlen Früchte trägt.

Weichenstellung für die Zukunft
Die HBL investiert auch in Zukunft in das duale Geschäftsmodell, das auf physischer Präsenz und auf gleichzeitiger Stärkung der digitalen Kanäle basiert. CEO Marianne Wildi erklärt ihr Geschäftsmodell und ihre Strategie über die gleichgewichteten Stichworte "Solidität" und "Agilität" und unterstreicht den notwendigen Ressourceneinsatz mit der Haltung:

«Wir sind überzeugt, dass sich diese Investitionen in Zukunft weiter auszahlen werden und uns zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen werden.»

Ein Kommentar zur Digitalisierung: Jede Bank ist auch ein FinTech

Vor einigen Jahren hat das Buzzword "FinTech" Auftrieb bekommen. Die ursprünglich im ersten Schock kolportierten Positionen in Richtung von "auf der einen Seite die bösen, disruptiven Startups und FinTechs, auf der anderen Seite die etablierten Finanzinstitute, welche von den jungen Wilden bedrängt werden", war als Betrachtung vor Jahren schon Blödsinn und hat inzwischen einer realistischeren Haltung Platz gemacht.

Rollenbesetzung ohne Vorgaben
Die jungen Wilden haben tatsächlich neue Bewegung ins Bankgeschäft gebraucht und damit eine Entwicklung beschleunigt, die fällig und überfällig war. Ohne dabei allerdings Positionen zu zementieren, die sich ohnehin jeden Tag verschieben und laufend neu definiert werden. Deshalb ist der Begriff "FinTech" nicht einem bestimmten Lager zugeordnet. FinTech als Technologie zielt nicht disruptiv auf Banken, sondern ersetzt schlicht überholte Produkte und Prozesse. Wer der Angreifer ist und wer zum Überholten wird, ist in den Spielregeln von FinTechs und Disruption nicht festgeschrieben und bleibt deshalb wählbar. Wer sich fit genug fühlt und agil agiert, besetzt die gewünschte Position.

Die Bank als FinTech?
Jede Bank ist auch ein FinTech, wenn sie das sein will. Das liegt im Begriff "FinTech" selbst schon drin, weil grundsätzlich niemand Financial Services Technologies näher stehen kann als eine Bank. Dass FinTechs von aussen oftmals schneller und agiler operieren, liegt in der Natur der unbelasteten Umfelder (Strukturen, Legacy Software-Umgebungen, Regulierung etc.). Zudem fokussieren Startups stärker auf neue Wünsche und Bedürfnisse von Kunden und ignorieren vermeintlich unüberwindbare Hürden. Ein Defizit, das Banken richtigerweise durch Kooperationen mit FinTechs ausgleichen.

Das Startup als Bank?
Nicht jedes, aber zunehmend mehr Startups können auch eine Bank sein, wenn sie eine sein wollen. Wie zum Beispiel die Solarisbank oder N26. Dann gibt's eben neue Digitalbanken oder Mobile-Banken mit FinTech-DNA. Oder neue Anbieter für White Label Banking und Dienstleister für Banking as a Service-Angebote. Allerdings: Startups mit smarten Ideen und cleveren Technologien kranken oft an fehlendem Kundenstamm (das Kapital der etablierten Banken), schwacher Kommunikation und fehlendem Vertrauen im Markt (nochmals das Kapital der Banken) und schaffen damit die Marktdurchdringung nicht in dem Tempo, das für den Erfolg der tollen Idee notwendig wäre. Defizite, die Startups oftmals durch Kooperationen mit Banken oder Versicherern ausgleichen.

Im einen wie im anderen Fall und wer da auch mit wem genau partnert: Lassen sich fehlende oder schwach ausgeprägte Puzzleteile durch Kooperationen ausgleichen, werden Konzepte und Lösungen auf Augenhöhe für alle Beteiligten möglich, welche das Potenzial zum Durchbruch haben.

Die gewählte Strategie entscheidet
Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und Services, die Haltung zu Kooperationen oder auch die Entscheidung für parallel geführte analoge und digitale Angebote sind Teil einer bewusst gewählten Strategie. Individuelle Strategien, die zahlreiche Banken verfolgen. Deshalb sind sie nicht nur klassische Finanzinstitute, sie sind auch FinTechs. Andere Banken agieren digital erst halbherzig, dann sind sie im Idealfall auf dem Weg zum FinTech. Einzig für die eher wenigen Finanzinstitute, welche Digitalisierung oder Digitale Transformation als vorübergehenden Hype betrachten, der sich bald wieder legen wird, könnte es in Zukunft eng werden.

Sicher, FinTechs, Startups und Finanzdienstleister ausserhalb der klassischen Bankenwelt gibt's selbstverständlich auch – weiterhin und zunehmend, erfolgreiche und weniger erfolgreiche. Deren Position wird mit der PSD2 in der EU und Open Banking auch ausserhalb der EU sogar zusätzlich gestärkt.

Strategie und Marketing
Was sich dabei jedoch nicht ändert: Im Zentrum stehen Kunden, Wünsche und Verhaltensweisen, die sich eher schnell wandeln werden. Wer hier mit den richtigen Angeboten, Leistungen und Komfort-Lösungen mit dabei ist, verschafft sich klare Vorteile. Verstärkt durch Marketing und Kommunikation, beides am Puls bestehender Kunden und auch in der Sprache neuer Zielgruppen, die gewonnen werden sollen. Kunden werden mittelfristig etwas weniger darauf achten, ob neue Angebote die Etikette Bank, Versicherer, Finanzdienstleister, Startup, FinTech oder Kooperation tragen. Was neuen Komfort und neue Möglichkeiten bringt, was das Leben einfacher macht, wird ausprobiert und angenommen. Darin liegen neue Chancen für alle Player, welche die richtigen Wege gehen und mit den richtigen Partnern kooperieren.

SRF Tagesschau vom 12. Juli 2017: "Kleine Aargauer Bank als Vorreiterin für Digital Banking"

Credit Suisse: Angebot und Video zur Online-Kontoeröffnung

Hypothekarbank Lenzburg: Digitales Onboarding der Aargauer Bank

Stichworte im Lexikon: Digital Onboarding | FinTech | Open Banking | Digitale Transformation