Neo-Banken

Wo steht die Neo-Bank Yapeal heute?

Thomas Hilgendorff, CEO der Neo-Bank Yapeal
Thomas Hilgendorff, CEO Yapeal (Bild: Yapeal)

Wie entwickelt sich die Neo-Bank Yapeal seit ihrem Strategiewechsel? Nachrichten zu Yapeal sind selten, wir haben sie – ein Lagebericht.

Die Neo-Bank Yapeal ist seit Juli 2020 im Markt. Mit dem Deal und der strategischen Partnerschaft mit dem Software-Hersteller Abacus 2021 hat das FinTech auch einen bemerkenswerten Strategiewechsel vollzogen. Zuerst inoffiziell als Generalprobe, gegen aussen sichtbar und offen kommuniziert dann erst später.

Der Strategiewechsel der Neo-Bank

Yapeal hatte schon vor dem Start und hat auch heute die besten Entwickler an Bord – und deshalb auch beste Software entwickelt. Software, die in verschiedenen Bereichen einer anderen Philosophie folgt und teilweise mehr kann im Vergleich zur Technologie anderer Neo-Banken. Der Strategiewechsel vom reinen B2C- zum B2B4C-Geschäft folgte denn auch der Einsicht: Technologie, die zu gut ist für ein einziges FinTech, sollte geteilt werden. 

Dieses Teilen kann sich auszahlen, der Markt von Banking as a Service (BaaS) und Embedded Finance verspricht für die kommenden Jahre grosses Wachstumspotenzial. McKinsey zum Beispiel beziffert den adressierbaren Gesamtmarkt in Europa mit 75 bis 85 Milliarden Euro bis 2030. Schätzungen aus anderen Quellen gibt's auch, die Grössenordnungen bleiben vergleichbar.

Bereits seit einiger Zeit operiert Yapeal nun auf der Schiene der BaaS-Anbieterin, die Banken und Unternehmen Embedded-Finance-Lösungen zur Verfügung stellt. Finanz-Technologie, die Dritt-Unternehmen in ihre Umgebungen, Angebote und Prozesse einbinden können. Mit ihren Lösungen und Services deckt Yapeal zwischen Konto, Karte, Zahlungen, Instant Payments, Card Issuing, KYC und mehr Leistungen ab, die für Banken, FinTechs und Nicht-Banken interessant sein können. Für Yapeal ebenfalls, neue Nutzerinnen und Nutzer kommen durch Multiplikatoren von ausserhalb auf die Plattform der Neo-Bank. Und Yapeal hat sich mit dem B2B4C-Geschäft einen zweiten Ertragspfeiler geöffnet, der auch das B2C-Geschäft befruchtet.

Yapeal ist nach wie vor (auch) eine Neo-Bank für direkte Kundinnen und Kunden, Private und Firmen. Mit dem Unterschied, dass das FinTech an der kostenintensiven Jagd nach Neukunden nicht mehr teilnimmt. Diese finden den Weg zu den Services der Neo-Bank weiterhin direkt, ohne Marketing, oder zunehmend über die Kanäle von Drittunternehmen.

Die Entwicklung im Firmenkundengeschäft

Im "normalen" Firmenkundengeschäft ist die Neo-Bank offenbar weiterhin gut unterwegs, wie Yapeal zu Protokoll gibt. Das Unternehmen habe in den vergangenen Monaten über 150 Aktiengesellschaften und über 150 GmbHs als Kunden gewinnen können. Kunden, welche Konto-, Zahlungsverkehr- und Karten-Dienstleistungen nutzen und von Leistungen wie zum Beispiel Echtzeit-Integration in die Buchhaltung, digitalisierte Spesenprozesse sowie attraktiven Wechselkursen profitieren würden.

CEO Thomas Hilgendorff macht den Erfolg der Lösungen an der Benutzerfreundlichkeit der Produkte fest und verweist im Zusammenhang mit den flexiblen Möglichkeiten auf einen USP, den in der Schweiz niemand ausser Yapeal bieten könnte: Unternehmen hätten die Möglichkeit, weitere Firmen-Konten selbstständig in Echtzeit zu eröffnen und zu schliessen. Zudem könnten sie eigenständig virtuelle Karten in Echtzeit und physische Karten innerhalb von sieben Tagen an Mitarbeiter neu ausgeben sowie die Karten auch deaktivieren oder löschen. Autonomie und Flexibilität, die im Markt anzukommen scheint.

Zur Entwicklung im Segment der Privat-Kunden gibt das Unternehmen keine Zahlen bekannt.

Wie ist Yapeal als BaaS-Anbieterin im Markt unterwegs?

Nach Aussagen von Hilgendorff hat Yapeal mit den angebotenen Embedded-Finance-Lösungen im Banking-as-a-Service-Geschäft erfolgreich Fuss gefasst.

Yapeal ist mit mehreren BaaS-Projekten live, zum Beispiel für zwei Casinos – eins davon ist das Grand Casino Luzern mit dem Online-Casino. Hilgendorff meldet auch den ersten Embedded-Finance-Kunden im Mobility-Bereich mit livegeschalteter Lösung, die Mobilitäts-Plattform Urban Connect. Zwei weitere Plattformen sollen noch dieses Jahr live gehen. Mit weiteren Unternehmen wären Letters of Intent unterzeichnet worden, unter anderem mit der grössten Flotten-Leasing-Gesellschaft der Schweiz.

Die Rezeptur der KMU-Clusters

Yapeal arbeitet mit KMU-Clusters, das bedeutet: Was für ein Unternehmen in der Mobility-Branche interessant ist, ist es in der Regel auch für andere Firmen in der gleichen Branche. Beispiele der von Yapeal aktuell aktiv bearbeiteten KMU-Clusters sind Mobility, Leasing, Private Banking, Casinos, Social Media sowie ERP-Anbieter. 

Fokus auf Profitabilität

Der Markt reagiert offenbar auf die wachsende Zahl der konkreten und sichtbaren Embedded-Finance-Anwendungsfälle. Nach Aussagen von Thomas Hilgendorff verzeichnet Yapeal eine spürbar steigende Nachfrage nach BaaS-Lösungen. Hilgendorff ist überzeugt davon, dass bei Yapeal in den kommenden Monaten die Umsätze signifikant ansteigen werden.

Wie bei anderen Neo-Banken liegt auch bei Yapeal der Fokus im Erreichen der Profitabilitätsschwelle. Hilgendorff glaubt, dass diese dank dem überproportionalen Geschäftswachstum Mitte 2025 erreicht werden kann.

Yapeal fährt mit Überzeugung auf der Schiene eines "nachhaltig erfolgreichen Geschäftsmodells", das mit dem Strategiewechsel auch einen neuen Namen bekommen hat: "Tomorrow’s Technology for today’s Banks and non-Banks".