Vincent Müller und Fritz Frey über ihr Startup und die Zukunft der Startup-Finanzierung

Vincent Müller (Co-Founder & CEO) und Fritz Frey (Co-Founder & Investor Relations) von Hygh
Vincent Müller (Co-Founder & CEO) und Fritz Frey (Co-Founder & Investor Relations) von Hygh

Warum ein Berliner Startup sich für ein STO als Finanzierungskanal entscheidet, dabei den Umweg über das Crypto Valley macht und sich auch gleich in Zug niederlässt.

In einer Zeit, in der jeder ein Unternehmen gründen kann, sind auch die verschiedenen Finanzierungs-Programme begehrter und umkämpfter denn je. Eine Möglichkeit, sein Startup finanziell auf sichere Beine zu stellen, liegt in der Finanzierung mit blockchainbasierten Wertpapieren. Darin könnte für viele Gründer die Zukunft der Startup-Finanzierung liegen.

Gründerfonds, wohin man sieht

Wer sich ein wenig durch das Netz klickt, um sich über die Startup-Szene und neue technologische Entwicklungen zu informieren, stösst schnell auf unzählige Gründerfonds und Startup-Programme, die das Ziel verfolgen, junge Unternehmen zu fördern und finanziell auf ein stabiles Fundament zu stellen.  

Diese Gründer-Programme sind allerdings häufig mit hohen Auflagen verbunden, welche die Geldgeber an die Startups stellen und setzen diese zusätzlich unter Druck, das Unternehmen so schnell wie möglich profitabel zu machen. Das ist natürlich nachvollziehbar – schliesslich erwartet man in jeder Situation, in der man sein eigenes Kapital investiert, nach einiger Zeit einen Return On Investment.

Ebenso verständlich ist allerdings, dass nicht alle Gründer auf solche Abhängigkeiten eingehen möchten und sich deshalb auf die Suche nach alternativen Finanzierungsformen machen. Eine recht neue Form der Finanzierung, die sich bereits in einigen Ländern sehr grosser Beliebtheit erfreut, ist die Finanzierung über blockchainbasiertes Security Token Offering (STO). STO ist ein Prozess der Ausgabe und des anschliessenden Verkaufs von digitalen Token (basierend auf der Blockchain-Technologie). STOs haben im Gegensatz zu ICOs deutlich mehr Regularien und sind verpflichtet, dem Käufer eine Dividende auszuschütten, ähnlich wie ein herkömmliches Wertpapier.

Die Möglichkeiten im Crypto Valley Zug

Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet ist der Kanton Zug, welcher sich mittlerweile einen Namen als "Crypto Valley Zug" gemacht hat. Hier sind nicht nur zahlreiche Krypto-Unternehmen wie Ethereum ansässig, hier ist auch die Zahlung mit Kryptowährungen gang und gäbe. So akzeptieren die dortigen Behörden den Bitcoin als führende Kryptowährung, sodass Unternehmen etwa anfallende Gebühren beim Handelsregister mit Bitcoins bezahlen können. Krypto-Währungen verlieren allerdings zunehmend an Vertrauenswürdigkeit, durch schlechte Beispiele in der Kypto-Welt und Betrüger-Geschichten, die Investoren abschrecken. Das STO soll diese Angst nehmen und durch starke Auflagen und Richtlinien das Image der Blockchain-basierten Wertpapieren aufbessern. 

Warum Security Token Offering?

Immer mehr junge Unternehmen entscheiden sich für ein STO als Finanzierungsmöglichkeit. Die Unabhängigkeit gegenüber grossen Investoren oder Venture Capitals wirkt extrem attraktiv auf viele Gründer, die ihr Unternehmen nicht sofort durch den Verkauf grosser Anteile "verlieren" möchten. Investoren können durch ein STO zwar Firmenanteile erwerben, jedoch sind die Auflagen nicht von den VCs oder Grossinvestoren abhängig. Alle Auflagen sind im Vorhinein (in den meisten Fällen) vom Staat festgelegt und das Unternehmen selbst kann entscheiden, welchen Anspruch der Käufer im Unternehmen hat.

Die Eigentümer eines Security Tokens erwerben Rechte an einem Unternehmen oder schuldrechtliche Ansprüche auf Vermögenswerte, so wie es auch beim Kauf eines herkömmlichen Wertpapiers der Fall ist und man etwa einen Anspruch auf die Dividende einer Aktie erhält.

Eine Erfolgsgeschichte eines durch ein STO finanziertes Unternehmen, ist die Geschichte des in Berlin ansässigen AdTechs Hygh, das in Zug seinen Zweitsitz hat . 

Das STO von Hygh

Hygh ist ein junges Digital-out-of-home (DOOH)-Unternehmen, das eine Plattform für spezifische Display-Lösungen sowie den Anschluss von diversen Display-Netzwerken an ihr eigenes Netzwerk anbietet. Werbetreibende sollen in Echtzeit hyperlokal Aussenwerbung schalten können und alles durch ein Interface auf dem Smartphone oder Computer steuern können.  

Für die Schaffung eines STOs musste strategisch vorgegangen werden. Im Weiteren war es notwendig, sich genauestens darüber zu informieren, welche regulatorischen Hürden bestehen. Zunächst schuf Hygh geringe Eintrittsbarrieren, wodurch Investoren bereits ab einem Kapital von 500 US-Dollar investieren dürfen. Sei es über klassische Banküberweisung oder den Tausch von Kryptowährungen in den Hygh Security Token. Das Hauptargument für eine Investition liegt jedoch darin, dass 9 Prozent des Netto-Umsatzes anteilig an die Hygh Security Token-Inhaber ausgeschüttet werden. Alle drei Monate wird den Anlegern automatisch die erzielte Rendite überwiesen. 

Für Anleger, Partner und Kunden ergibt sich dadurch die Möglichkeit, sich direkt und ohne Hürden am Unternehmen zu beteiligen. Das war ein Hauptargument, weshalb Hygh sich für ein Security Token Offering entschieden hat.  

Fazit

Die Finanzierung mit STOs dürfte in Zukunft Schule machen. Nicht nur, weil es immer mehr Erfolgsgeschichten wie aus dem Crypto Valley Zug gibt, die zeigen, dass diese Funding-Form funktioniert. Vielmehr auch deshalb, weil STOs weitaus stärker reguliert und technisch sicherer sind als etwa ICOs, die mittlerweile den Ruf als "Wild West"-Währung haben, da es hier zu zahlreichen Betrugsfällen kam. Das ist bei einer Blockchain-basierten Währung von vornherein ausgeschlossen und dürfte auch Länder wie Deutschland, die in diesem Bereich traditionell eher zögerlich agieren, langfristig davon überzeugen, dass STOs eine sichere und legitime Form der Finanzierung von Unternehmen darstellen. Die Startup-Branche bekommt immer mehr Schwung in Sachen Finanzierung und STOs sind ein grosser Teil davon.


Über die Autoren

Fritz Frey und Vincent Müller sammelten erste unternehmerische Erfahrung im Krypto-Bereich. Während der Planung einer eigenen Crypto Consulting Agency stiessen die Gründer auf ihr heutiges Geschäftsmodell, da sie keine adäquate Möglichkeit der Aussenwerbung geboten bekamen. 2017 entschlossen sie sich, zusammen mit Antonius Link, das AdTech Hygh zu gründen. Ende 2019 wurde für den Ausbau des Standorts Berlin eine Kooperation mit Samsung bekannt gegeben. Aktuell expandiert das Unternehmen nach Köln und die Planungen für den im Juli 2020 geplanten Rollout in Zürich laufen.