Digitale Schweiz

Tillmann Lang zur Zukunft der digitalen Schweiz

Dr. Tillmann Lang, CEO Yova

In unserer Serie richten wir den Scheinwerfer auf die digitalen Macherinnen und Macher der Schweiz – heute auf Tillmann Lang.


Wer bist du und was muss ein junger Digital Native, der noch am Anfang seiner Berufskarriere steht, über dich, deine Organisation und ihre digitalen Initiativen wissen?

Ich bin Nachhaltigkeitsaktivist, Unternehmer, Techi und inzwischen Finanzprofi. Ich möchte an den grossen Problemen unserer Zeit arbeiten, zum Beispiel an der Lösung des Klimawandels.

Das ist nicht nur Aufgabe meiner Generation, sondern technologisch und unternehmerisch schlicht hoch faszinierend. Und als Investor glaube ich, dass in der Lösung von Nachhaltigkeitsthemen die grössten Investment-Opportunities unserer Zeit liegen.

Meine Organisation Yova wurde gegründet, um eine nachhaltigere Welt zu schaffen – durch gute nachhaltige Geldanlagen. Wir möchten sicherstellen, dass unsere und deine Enkelkinder einen lebenswerten Planeten Erde erben.

Wir nutzen Impact Investing als wirkungsvolles Instrument zur Gestaltung einer saubereren, umweltfreundlicheren und sozial verantwortlichen Zukunft. Dem zugrunde liegt die Erkenntnis, dass das Finanzsystem zentral ist für die Frage, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft und unser Planet entwickeln wird.

Mit welcher digitalen Macherin möchtest du dich gerne einmal bei einem Kaffee austauschen, weil sie für dich ein spannendes Rollenmodell oder gar Vorbild verkörpert? 

Ich habe das grosse Glück, vielen tollen digitalen Macherinnen schon begegnet zu sein und teilweise mit ihnen zusammenzuarbeiten. Spannende digitale Macherinnen sind für mich Karina Storinggaard und Mette Skjold Rotbøll von Think Yellow. Sie setzen sich für “Less Talk, More Action” bei der Lösung von Geschlechterungleichheit ein. Und zwar nicht nur mit Elan, sondern vor allem mit viel positivem Enthusiasmus. Sie zeigen nicht nur Probleme auf, sondern die Lösungen und vor allem, wie wir alle (nicht nur die Frauen) profitieren, wenn wir die Welt ein Stück besser machen.

Was können Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Bildung und wir alle tun, damit es in Zukunft Google, Salesforce und Facebook aus der Schweiz gibt? 

Gesellschaftlich würde eine stärkere Failure Culture sicher helfen. Leider wird bei uns unternehmerisches Scheitern oft als Schwäche gesehen. In den USA gilt es dagegen eher als Erfahrung, die einen stärker macht. Entsprechend sind sowohl Unternehmer als auch Investoren bereit, mehr Risiko einzugehen. Denn bei einem möglichen Scheitern verliert man nicht sofort sein Gesicht.

Die Politik könnte Startups unterstützen, indem sie ihnen den Marktzugang regulatorisch erleichtert. In vielen Branchen sind die Gesetze so, dass sie für Grossfirmen bewältigbar sind, nicht aber für kleine Teams. Dadurch kommen viele Ideen gar nicht aus den Startlöchern. So genannte regulatorische "Sandboxes" können hier helfen.

Was würde dein Teenager-Ich heute zu dir sagen und was würdest du deinem 15-jährigen Ich mit auf den Weg geben wollen für seine Zukunft? 

Mein Teenager-Ich zu mir heute: Mach dir nicht so viel Stress um das, was die Erwachsenen denken und sagen.

Ich heute zu meinem Teenager-Ich: Mach dir nicht so viel Stress um das, was die Erwachsenen denken und sagen.

Welchen Stellenwert haben Anlässe wie der Digital Economy Award für die Förderung einer starken digitalen Innovationskultur in der Schweiz? 

Einen grossen! Sie geben Startups, Ideen und Teams eine Bühne sowie Anerkennung. Sie zeigen Wertschätzung für die harte Arbeit von talentierten Teams, die die Welt neu erfinden wollen. 

Der Interviewpartner: Dr. Tillmann Lang

Dr. Tillmann Lang ist Mitgründer und CEO von Yova. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Frage, wie man die Welt nachhaltiger gestalten kann – und welche Rolle die Finanzen bei diesem Übergang spielen.

Vor der Gründung von Yova arbeitete Tillmann mehr als sechs Jahre lang bei der Strategieberatung McKinsey & Company. Zudem war Tillmann CFO von Benefiit, einem Netzwerk von Impact-Investoren, und er ist Gründungsdirektor des Sustainability-in-Business-Lab der ETH Zürich.

Tillmann promovierte an der ETH Zürich und studierte Mathematik und Informatik an den Universitäten Heidelberg und Santiago de Chile. Seine Freizeit verbringt Tillmann mit seiner Familie beim Skifahren, Mountainbiken und anderen Outdoor-Aktivitäten.