Digitale Schweiz

Sarah Schlagenhauf zur Zukunft der digitalen Schweiz

Sarah Schlagenhauf

In unserer Serie richten wir den Scheinwerfer auf die digitalen Macherinnen und Macher der Schweiz – heute auf Sarah Schlagenhauf.


Wer bist du und was muss ein junger Digital Native, der noch am Anfang seiner Berufskarriere steht, über dich, deine Organisation und ihre digitalen Initiativen wissen? 

Ich bin selber eine junge Digital Native! 

Als ich vor eineinhalb Jahren merkte, dass ich bei meinem damaligen Arbeitgeber nicht so schnell vorwärtsmachen und meine Ideen nicht so umsetzen kann, wie ich wollte, gründete ich meine eigene PR-Agentur. Ich spezialisierte mich auf die branchen- und breitenwirksame Kommunikation digitaler und technologischer Trends und Megatrends und unterstütze so meine Kunden in der strategischen und innovationsbezogenen Markenpositionierung. 

Es ist wichtig, dass man sich schon früh getraut, Veränderung zuzulassen, eigene Ideen umzusetzen, möglichst viele Erfahrungen in verschiedenen Jobs und Unternehmen zu sammeln – aber auch zu lernen, mit den unterschiedlichsten Menschen zu kommunizieren und zu interagieren. Soft Skills sind mindestens so wichtig wie Hard Skills! 

Per Definition verkörpern wir, die Generationen Y und Z, unter anderem Offenheit, Individualismus und Idealismus. Ich bin überzeugt, dass genau darin auch unsere Stärke in beruflicher Hinsicht liegt!

Bei meiner PR-Agentur, Brand Relations, ist Networking für eine erfolgreiche Kommunikationsstrategie das Erfolgsrezept. Ich positioniere mich bei meinen Kunden als Sparringspartnerin für die Kommunikation ihrer digitalen Kompetenzen, ihrer Referenz-Produkte oder -Projekte. Dafür hole ich spannende und relevante Netzwerkpartner mit an Bord.

Gemeinsam ist man besser und stärker. Den nötigen "Culture Change", um das Ziel bei der B2B-Kommunikation anzustossen, nämlich Transformation und Innovation in den Unternehmen, erreicht man nur durch die richtige Flughöhe der Markenpositionierung, die richtige Distribution mit spannenden Meinungsmachern sowie durch höchste Qualität beim Storytelling.

Mit welchem digitalen Macher möchtest du dich gerne einmal bei einem Kaffee austauschen, weil er für dich ein spannendes Rollenmodell oder gar Vorbild verkörpert? 

Jack Ma! 

Der Gründer von Alibaba. Seine Erfolgsgeschichte, wie er aus dem absoluten Nichts kam und mit kompromisslosem Biss, einer klaren Vision und natürlich Talent, China mit E-Commerce auf die Landkarte des Internets brachte, inspiriert mich. Zudem ist sein Lieblingsfilm "Forrest Gump" – genau wie meiner.

Falls es mit einem Rendez-vous nicht klappen sollte, schau ich einfach nochmals "Jack Ma's Top 10 Rules For Success" auf Youtube – oder "Forrest Gump" auf Netflix.

Was können Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Bildung und wir alle tun, damit es in Zukunft Google, Salesforce und Facebook aus der Schweiz gibt? 

Die relevanten KPIs für Digitalisierung, Innovation, Bildung und Wachstum sicherstellen und vor allem eine Kultur fördern, die Gründergeist und Lust am Unternehmertum hervorbringt! Im Silicon Valley herrscht ein anderer Spirit, man hat immer noch das Gefühl, alles ist möglich und der Satz "try fast, fail fast" scheint Bestandteil der Unternehmer-DNA zu sein. Ich bin immerhin halb Irin, vielleicht hat mir das geholfen. 

Innovationsstandort Nummer 1 oder mindestens unter den Top 3 zu figurieren, sollte ein strategisches, politisches Ziel der Schweiz sein. Die Schweiz darf sich dafür politisch nicht abschotten, sondern soll gezielt internationale Abkommen, Programme, Allianzen und Wettbewerbe fördern.

Technologische Megatrends müssen sichtbar kommuniziert und positioniert sowie der Austausch mit Innovationsführern aktiv gesucht werden. Beispiele hierfür könnten die aktive Förderung Schweizer Blockchain- oder KI-Initiativen, internationale Hackathons oder das Festlegen von Kontingenten für Tech-Startups sein. Sichtbarkeit und Attraktivität gehen Hand in Hand und sind essenziell, wenn es um Wettbewerbs- oder Standortvorteile geht. Letztlich hat Erfolg auch mit Mut zu tun: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! 

Was würde dein Teenager-Ich heute zu dir sagen und was würdest du deinem 15-jährigen Ich mit auf den Weg geben wollen für seine Zukunft? 

Mein Teenager-Ich zu mir: "Cool!"

Mein Rat an mein 15-Jähriges Ich wäre: 

Sich weiterbilden, auch autodidaktisch. Früh viele Kontakte knüpfen. Menschen kennenlernen. Mehrere Sprachen lernen. Sich nicht zu früh festlegen, in keinem Bereich. Das Minimum an Rat von den Eltern annehmen. Sich nicht zu viele Sorgen und Druck machen. Eigenes wagen und nicht auf Neinsager hören! 

Welchen Stellenwert haben Anlässe wie der Digital Economy Award für die Förderung einer starken digitalen Innovationskultur in der Schweiz? 

Solche Anlässe haben einen hohen Stellenwert, wenn sie richtig organisiert werden und man es schafft, spannende Themen, Personen und Unternehmen dafür zu gewinnen. Man muss den Besuchern und Sponsoren das exklusive Gefühl vermitteln, Teil von etwas Wichtigem und Grossem zu sein.

Ich finde, man könnte allgemein bei Schweizer Events noch ein bisschen mehr für Spektakel sorgen, zum Beispiel durch unerwartete Keynotes, verblüffende Präsentationen oder Livedemos. Events sind bestenfalls "Epizentren" neuer Trends und Innovationen, an die man sich noch wochenlang zurückerinnert und dann fürs nächste Jahr im Kalender vormerkt. 

Wenn ein Event gelingt, kann er zum "Culture Change" beitragen sowie Nährboden für neue Ökosysteme und Kontakte sein. Dann besitzt ein Anlass auch die Kraft, die Agenda für den Innovationsstandort Schweiz zu setzen sowie Ideen und Visionen nachhaltig zu fördern.

Die Interviewpartnerin: Sarah Schlagenhauf

Sarah Schlagenhauf gründete mit 29 Jahren ihre eigene PR-Agentur Brand Relations. Zuvor hatte sie, parallel zu ihrem Studium in Politikwissenschaften und Jura, Erfahrungen in Vertrieb und Marketing in internationalen Unternehmen wie IBM, SAP, BMW und Mediaplanet gesammelt.

2016 gewann Sarah den internationalen Wettbewerbspreis der Mediaplanet Group und lebte ein Jahr in Stockholm, um ihre Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation, PR und Publishing zu perfektionieren und globale Megatrends zu scouten und zu analysieren.

Sarah hatte den Anspruch, neue Massstäbe in der Kommunikation digitaler, disruptiver Trendthemen zu setzen und für digitale Leader und Innovationsführer aus den Schweizer Branchen "Banking" sowie "Bau/Immobilien" eine relevante und sichtbare PR-Plattform für digitale Initiativen zu schaffen. Deshalb entschied sie sich, ihr eigenes Ding zu machen und gründete Brand Relations.

Seither produziert und publiziert Sarah erfolgreich die halbjährlich erscheinenden Kampagnen "Zukunft Bauen" und "Zukunft Banking".