Open Banking in der Schweiz

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Die Hypothekarbank Lenzburg setzt einen Meilenstein und öffnet ihre Bankenplattform für FinTechs und Drittanbieter.

Die Hypothekarbank Lenzburg betreibt mit Finstar ein eigenes Kernbankensystem. Aktuell rüsten die Lenzburger technisch auf, integrieren einen Open API Layer und öffnen damit ihre Bankenplattform für Drittparteien. Open Banking in der Schweiz, made in Lenzburg, mit konkreten Plänen: die HBL macht mit der Open API ihre Daten und Services rund um Konten, Depots und andere Bankenprozesse für FinTechs nutzbar.

Mit diesem Schritt wird die Hypothekarbank Lenzburg zur Eisbrecherin in Sachen freiwilliger und adäquater Umsetzung der PSD2 und setzt sich in der Schweiz an die Spitze der Pioniere, welche die Möglichkeiten mit Open Banking in der Praxis ausloten.

Der erste Schritt im Open Banking

HBL kooperiert mit dem Münchner Unternehmen NDGIT, das sich auf die Vernetzung von Banken mit digitalen Ökosystemen spezialisiert hat – konkret auf die schnelle und problemlose Anbindung von FinTechs und ihren Angeboten. Schon Ende Mai 2017 soll die technische Umsetzung der offenen API abgeschlossen sein. Im ersten Schritt können ausgewählte digitale Partnerunternehmen aus der FinTech-Branche ihre Finanzdienstleistungen, Funktionen und Tools mit der Open API sicher und einfach an das Finstar-System anbinden.

Die Hypothekarbank Lenzburg kooperiert bereits seit längerem mit den FinTechs Qontis, Advanon, Finform, EdgeLab, CreditGate24, Payrexx und Datalizard – die ersten Kandidaten für die offene Plattform dürften also bereits gesetzt sein.

Der Ausbau zum digitalen Ökosystem

Die neue Open Banking-Plattform stellt die Hypothekarbank Lenzburg auch ihren Partnerunternehmen zur Verfügung, also Banken, welche das Kernbankensystem Finstar aktuell nutzen. Nach Aussagen von HBL bekunden zudem Neobanken und Drittanbieter mit digitalen Finanzprodukten bereits im Vorfeld der API-Integration Interesse an der offenen Infrastruktur.

Die Sandbox für Swiss FinTech Innovations

Swiss FinTech Innovations profitiert mit, die HBL stellt dem Branchenverband die offene Plattform als Sandbox und Testumgebung zur Verfügung. Swiss FinTech Innovations steht für das Projekt Swiss Open Finance API (SOFA), über das wir kürzlich berichtet haben.

Jürgen Petry, Co-Direktor bei Swiss FinTech Innovations zur HBL-Sandbox:

«SFTI arbeitet an einem vereinheitlichten Schweizer API-Standard mit Schwerpunkt Banken und Versicherungen. Mit der Sandbox soll eine allgemein zugängliche API-Referenzumgebung verfügbar gemacht werden, die beispielsweise von SFTI-Mitgliedern zu Testzwecken genutzt werden kann. Die damit gemachten Erfahrungen sollen unter anderem dazu dienen, um mit einem branchenübergreifenden technischen Standard die IT-Plattformen von Banken und Versicherern zu flexibilisieren und damit fit für die Zukunft zu machen.»
 

PSD2 und Open Banking

Die neue Zahlungsdienste-Richtlinie der EU ist bekanntlich für die Schweiz nicht verbindlich, die Auswirkungen der PSD2 in gewisser Weise schon, weil der Druck vom Markt kommen wird: Open Banking ist die Zukunft, auch in der Schweiz. Was aktuell noch in den Anfängen steckt, bekommt durch professionelle Experimentier- und Innovationsfreudigkeit einen konkreten Rahmen und damit ein zusätzliches Gesicht. Im aktuellen Beispiel durch die mutige Entscheidung von CEO Marianne Wildi, die ihrer Bank, anderen Banken, Versicherern und der FinTech-Branche mit der offenen API die Türen öffnet. Um Kunden mit neuen Ökosystemen und damit Finanzdienstleistungen zu überzeugen, die im Ergebnis Kunden, Banken und FinTechs Vorteile bringen.

Der Pioniergeist und das Besetzen des neuen Terrains in der Schweiz wird Früchte tragen – und dürfte weitere Unterstützung finden. Weil es sich auszahlt, dem Markt und den Wünschen von Kunden einen Schritt voraus zu sein.

Hypothekarbank Lenzburg: Website

Finstar: Website

Stichworte zum Thema im Lexikon: PSD2 | API | Open Banking | Swiss FinTech Innovations