Mobino bei Paymit mit an Bord

Thomas Landis (Head Paymit Exploration Team SIX Payment Services) und Jean-François Groff (CEO Mobino)

Am Swiss Payment Forum gab's heute nicht nur spannende Vorträge, vielmehr auch brandheisse News: Mobino wird mit Paymit von SIX kooperieren.

Mobino, die Bezahllösung und App auf Prepaid-Basis kooperiert mit Paymit von SIX. Der Funktionsumfang von Mobino ist mit TWINT vergleichbar, zumal TWINT Mobino als Basistechnologie für ihre eigene App eingekauft hat. Mit dieser Kooperation macht Mobino einen gewaltigen Sprung vorwärts. Umgekehrt dürfte auch für SIX und Paymit die Mobino-Technologie Vorteile bringen. Und mit Jean-François Groff hat SIX zusätzliches Know-how an Bord, das sich auszahlen könnte.

Drei Aussagen sind bei der Präsentation von Jean-François Groff (CEO Mobino) aufgefallen:

  • Mobino und Paymit Systeme werden vernetzt und kompatibel
  • Zusammenarbeit, um den Schweizer Standard zu entwickeln
  • Ausbau eines breiten offenen Ökosystems mit weiteren Partnern (Swisscom, Banken, Händler)

Brisante Kooperation

Für Jean-François Groff (CEO Mobino) öffnet sich mit dieser Kooperation via Paymit der Zugang zum dichten Netz der Verkaufsstellen, die mit einem SIX Terminal ausgestattet sind (ca. 60'000 POS). iso-20022.ch wollte es genauer wissen und hat nachgehakt. Unser Korrespondent, Oscar Neira, hat die Exponenten von SIX und Mobino am Swiss Payment Forum exklusiv zu den aktuellen Plänen befragt.

Interview mit Thomas Landis (SIX) und Jean-François Groff (Mobino)

Was genau bedeutet: "Mobino und Paymit Systeme werden vernetzt und kompatibel"?

Thomas Landis (Head Paymit Exploration Team SIX Payment Services): Wir sind ja eine Plattform, die von jedem Anbieter genutzt werden kann. Über diese Plattformen schliessen sich die beiden Systeme zusammen.

Was heisst das für den User, was kann er nachher, was er vorher nicht konnte?

Jean-François Groff (CEO Mobino): Die beiden Systeme verstärken sich gegenseitig, das heisst, Händler haben mehr Kunden pro Verfahren. Umgekehrt können Kunden bei mehr Händlern einkaufen und bezahlen. Dazu kommen die P2P-Möglichkeiten, die Paymit und Mobino anbieten. Durch diese Kooperation gewinnen Händler und Privatkunden Sicherheit: Egal für welches System sie sich entscheiden, es ist ein System mit Zukunft und es wird genügend Nutzer haben.

Wie funktioniert das Handling?

Thomas Landis: Wichtig ist, dass das Handling, also die Customer Experience, überall gleich funktioniert. Es darf nicht sein, dass der Kunde überlegen muss, was er nun einzusetzen hat. Es muss einfach laufen und funktionieren, Look and Feel müssen genau gleich sein, überall.

Wie stehen Mobino und Paymit neu im Vergleich zu TWINT?

Thomas Landis: Paymit funktioniert virtuell, also softwarebasiert, und kommt ohne zusätzliche Geräte aus. Wir glauben, dass der Handel nicht in in Infrastruktur oder zusätzliche Terminals investieren will. Für den Händler ist vor allem wichtig, dass er das Vertrauen und die Garantie hat, dass die Zahlung ausgeführt worden ist. Und diese Sicherheit lässt sich schaffen.

Jean-François Groff: Alle drei Systeme, Mobino, Paymit und TWINT, sind andere Produkte, haben unterschiedliche Features und sind verschieden aufgestellt. TWINT hat sehr früh mit dem Handel angefangen und basiert bei Zahlungen am POS auf Bluetooth. TWINT hat ja unser System gekauft und weiterentwickelt. Darum sehen die beiden Systeme heute auch unterschiedlich aus. Wir wollen vor allem ein Portemonnaie-Feeling schaffen, das heisst, dass der Kunde sein Handy wie ein Portemonnaie nutzt, also vorher laden muss. Und Paymit hat primär mit P2P angefangen, basiert jedoch vor allem auf hinterlegten Bankkonten.
Nun nähern sich Mobino und Paymit einander an und bieten die Chance, auf einer Plattform die Stärken des anderen zu nutzen.

Wie geht es weiter, was ist für die Zukunft geplant?

Thomas Landis: SIX macht ja Standards für die Banken. Das ist ein Spagat zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit für Konsumenten.

Das ist auch der Grund, weshalb die Händlerseite bisher nicht einbezogen worden ist. Das kommt jetzt, ab Februar 2016 starten wir mit dem Rollout. SIX hat ja viele eigene POS-Geräte im Einsatz. Es ist klar, dass Paymit über diese Terminals funktionieren wird. Ob das via Bluetooth, NFC, QR-Code oder Barcode sein wird, haben wir fast schon entschieden, die letzten Usertests laufen noch.

Aber im Grundsatz: Es soll möglichst wenig Infrastruktur zum Einsatz kommen. Also möglichst wenig bis keine Investitionen für den Handel nach sich ziehen, sondern primär über Software-Installation funktionieren.

Wir wollen uns als Scheme, also mit einem Verfahren positionieren, genauso wie Visa, Masterard, Maestro etc. Deshalb UBS Paymit, ZKB Paymit, neu Mobino Paymit, und auch andere Partner Paymit.

Jean-François Groff: Die gemeinsame Roadmap kommt in ein paar Monaten raus. Jedoch vom Grundsatz her wünsche ich mir, dass es einen europäischen oder weltweiten Mobile Payment Standard geben wird, ähnlich wie im Zahlungsverkehr das Format ISO 20022. Wir sind an vorderster Front dabei, sind informiert und beeinflussen auch mit, was läuft.

Lexikon | Mobile Payment & P2P: Schweizer Lösungen

Korrespondent am Swiss Payment Forum: Oscar Neira
Redaktion iso-20022.ch: Ruedi Maeder

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