Das FinTech Klarna gewinnt weiter an Marktmacht und holt sich zusätzliche 639 Millionen US-Dollar

Smartphones mit der Klarna-App
Bild: Klarna

Die letzte Finanzierungrunde über 1 Milliarde US-Dollar liegt erst gerade drei Monate zurück – Klarna will noch schneller wachsen, die Investoren machen mit.

Wer als Finanzdienstleister Klarna bisher noch nicht auf der Beobachtungsliste hatte, sollte das schwedische FinTech spätestens jetzt auf den Radar nehmen.

Zum einen kann man von den Schweden einiges lernen, zum anderen gewinnt das FinTech in einem Tempo an Grösse und Bedeutung, welche früher oder später (eher früher) am eigenen Kundenstamm nagen könnte. Ob diese Kunden im Retail- oder im Unternehmensbereich zu Hause sind, spielt keine Rolle, Klarna verwöhnt und verbindet sie alle. Payments, Shopping, Ratenzahlungen, Bankkonto, Bankdienstleistungen oder auch Open Banking? Das FinTech steht für sämtliche Bereiche und lässt Konsumenten und Händler aus dem Service-Füllhorn jene Leistungen auswählen, die gerade gefragt sind.

Warum ist Klarna erfolgreicher als viele andere Zahlungs-Anbieter?

Das FinTech mit Banklizenz definiert allein schon den Begriff "Zahlungen" extrem kreativ, operiert sehr nahe an den Wünschen seiner verschiedenen Zielgruppen und hat den Bereich der reinen Zahlungen längst massiv erweitert. Klarna verfolgt eine Strategie, die wir bereits früher mit einer kombinierten Weitwinkel- und Teleoptik beschrieben haben:

Der Erfolg des FinTechs liegt im intelligenten Geschäftsmodell, das Märkte und Teilnehmer durch ein Weitwinkel-Objektiv betrachtet. Was in dieser breiten Optik Platz hat, wird untereinander organisch verbunden und mit Services verwöhnt, die inzwischen sehr weit über blosse Zahlungsdienstleistungen hinausgehen.

Bei den Wünschen der unterschiedlichen Gruppen ersetzt Klarna die Weitwinkel- durch eine Tele-Optik, um Bedürfnisse klar und fokussiert zu erkennen und auch individuell zu erfüllen. In diesen wechselnden Betrachtungswinkeln und Perspektiven dürfte eines der zentralen Erfolgsrezepte des FinTechs liegen.

Klarna verbindet Endkunden über Shoppingerlebnisse und Zahlungsdienstleistungen mit Händlern und erfüllt dabei Wünsche, die auf der einen wie auch auf der anderen Seite als Bedürfnisse oder bisher nicht erfüllte Anforderungen identifiziert werden. Das schwedische Unternehmen ist seit 2005 in den Märkten unterwegs und hat es geschafft, das Netz zwischen App-Nutzern, Handel und sich selbst mit einer Vielzahl von Services immer dichter zu weben.

Diese Dichte umfasst inzwischen (fast) alles, was mit Bankkonto, Zahlungen, Shopping und mehr zu tun hat – in sämtlichen Bereichen verbunden mit Erlebnissen und Services, die offene Wünsche als erkannte Lücken laufend schliessen.

Das FinTech selbst beschreibt seine Erfolgsformel mit folgenden Worten:

"Klarna ermöglicht es Verbraucherinnen und Verbrauchern auf intelligente Art und Weise einzukaufen, zu bezahlen und ihre Bankgeschäfte zu erledigen, indem sich das Unternehmen an die jeweiligen Kundenbedürfnisse anpasst – fernab der Geschäftsmodelle traditioneller Zahlungsdienstleister und Banken. Auf diese Weise kommt es zu einer strukturellen Verschiebung der Nachfrage von Verbrauchern weg von herkömmlichen Kreditlinien, bei denen Zinsen oder Gebühren anfallen, hin zu Debitkarten sowie der zunehmenden Nachfrage nach einem verbesserten Einkaufserlebnis. Klarnas Services knüpfen genau hier an: Eine  fairere, transparentere und bequemere Alternative, die Verbraucherinnen und Verbrauchern die volle Kontrolle gibt, eng auf die sich wandelnden globalen Nutzerbedürfnisse abgestimmt ist und so das globale Wachstum vorantreibt."

Sebastian Siemiatkowski, Gründer und CEO von Klarna, bezeichnet die Services traditioneller Zahlungsdienstleister und Banken als "veraltete Modelle", ist überzeugt davon, dass Krediteangebote mit Zinsen und Gebühren von gestern sind, gibt individuellen Einkaufserlebnissen ein sehr hohes Gewicht und fasst das Klarna-Angebot mit einer schlichten Aussage zusammen:

Die Alternativen von Klarna entsprechen den sich wandelnden globalen Verbraucherpräferenzen – wir bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern faire, transparente und bequeme Produkte, mit denen sie jeden Tag ihre Bankgeschäfte, Einkäufe und Zahlungen tätigen können

1 Milliarde US-Dollar im März, im Juni weitere 639 Millionen dazu – wie kommt's?

Offenbar sind die beteiligten Investoren vom Klarna-Konzept hochgradig überzeugt und wollen das Wachstum des FinTech zusätzlich beschleunigen. Die Statements der Investoren zielen unisono in dieselbe Richtung, die mit "die nächste Generation von Finanzdienstleistungen" umschrieben werden kann.

Yanni Pipilis, Managing Partner bei SoftBank Investment Advisers: «Das Wachstum von Klarna basiert auf einem tiefen Verständnis dafür, wie sich das Kaufverhalten von Verbrauchern verändert»

Eric Munson, Gründer und CIO von Adit Ventures: «Wir freuen uns darauf, diese einzigartige Marke dabei zu begleiten, wie sie die Grenzen des modernen Zahlungsverkehrs, des Bankwesens und des Online-Shoppings weiter verschiebt»

Charlie Young, Partner bei Westcap: «Klarna führt eine Revolution im Bereich sich verändernder Verbraucherpräferenzen an und hat bereits das Zahlungsverkehrs-, E-Commerce- und Bankerlebnis für dutzende Millionen von Menschen neu gestaltet»

Investoren, die sich in diesen Grössenordnungen engagieren, möchten nicht freundlich loben, sie wollen ihr investiertes Kapital mehren. Bei Klarna scheint in Investorenkreisen der Wandel von Hoffnung zu Überzeugung längst stattgefunden zu haben.

Die aktuelle Finanzierungsrunde über 639 US-Dollar wurde von SoftBank Vision Fund 21 angeführt und durch weitere Beteiligungen bestehender Investoren wie Adit Ventures, Honeycomb Asset Management und Westcap Group unterstützt. Zu den weiteren Investoren von Klarna gehören Sequoia Capital, Silver Lake, Dragoneer, Permira, Commonwealth Bank of Australia, Bestseller Group, Ant Group, Northzone, GIC – Singapurs Staatsfonds sowie von Black Rock und HMI verwaltete Fonds und Konten.

Die Juni-Finanzierungsrunde wurde mit einer Post-Money-Bewertung von 45.6 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Damit bleibt Klarna das höchstbewertete private FinTech in Europa und nach Stripe das zweithöchste weltweit (Quelle: CB Insights).

Klarna in aktuellen Zahlen

Neben der 45-fachen Unicorn-Bewertung liefert Klarna konkrete Zahlen zu den Ergebnissen des ersten Quartals 2021:

Das Unternehmen verzeichnete in diesem Zeitraum einen Umsatz von mehr als 18.9 Milliarden US-Dollar (Q1 2020: 9.9 Mrd. US-Dollar), vor allem getrieben durch das Wachstum in allen Märkten und einem starken Momentum in den USA, wo inzwischen mehr als 18 Millionen Amerikaner die Services von Klarna nutzen.

Im Jahr 2020 rangierte die Klarna-App konstant unter den Top 10 der App-Downloads in den USA. Diese Entwicklung setzt sich insofern fort, als die Downloads im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 125 Prozent gestiegen sind, was zu einem Rekordvolumen im März 2021 führte. Klarna ist heute bei 24 der 100 grössten US-Einzelhändler verfügbar, nach Angaben des FinTechs ist das mehr, als jeder andere Wettbewerber vorweisen kann.

Darüber hinaus wächst die globale Präsenz des Unternehmens in 17 Ländern stetig weiter, mit einer Reihe von neuen Märkten, in denen Klarna ab diesem Jahr ebenfalls verfügbar sein soll. Darunter Frankreich, das nach Berechnungen von Market Watch bald der grösste E-Commerce-Markt in Europa mit einem Wert von über 185 Milliarden US-Dollar bis 2024 sein soll. 

Klarna betreut und verbindet heute weltweit 90 Millionen Kunden mit 250'000 Händlern. Aktuell hat das FinTech über 4'000 Mitarbeiter in 17 Ländern auf seiner Lohnliste. Mit den eingesammelten Investorengeldern der letzten drei Monaten von insgesamt 1.639 Milliarden US-Dollar will Klarna das Wachstum und die geografische Expansion verschärft beschleunigen – die Zahl der Mitarbeiter und der Länder dürfte sprunghaft ansteigen.