Klarna engagiert Chat GPT als Shopping-Berater

Blick auf die Shopping-Plattform von Klarna mit Chat GPT an Bord
Bild: Klarna

Zudem bekommt der KI-Shopping-Berater durch eine weiteres Tool Assistenz: Klarna wird nun auch zur Preisvergleichs-Plattform.

Das schwedische Riesen-FinTech Klarna macht vorwärts mit seiner Vision, die ultimative Super-App anzubieten. Immerhin verpflichtet die bereits vor einem Jahr vollmundig platzierte Aussage: "Klarna wird zur einzigen App, die Kundinnen und Kunden brauchen".

Klarna hat bei der letzten Finanzierungsrunde in der Bewertung kräftig Federn gelassen, so wie zahlreiche andere FinTechs auch, MoneyToday.ch hat berichtet, nutzt aber seine Möglichkeiten als weiterhin hochfinanziertes globales Unicorn. Das FinTech hat aktuell nach eigenen Angaben 150 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer in seiner App, verarbeitet 2 Millionen Transaktionen pro Tag und kooperiert mit mehr als 500'000 globalen Händlern.

Was Chat GPT für die Klarna-Nutzerinnen und Nutzer tun soll

In Kooperation mit Open AI, der Mutter von Chat GPT, haben die Entwickler von Klarna ein Plugin kreiert, das KI und Shopping verbindet. Damit soll für Nutzerinnen und Nutzer von Chat GPT ein "hochgradig personalisiertes und intuitives Einkaufserlebnis" geschaffen werden, sofern sie die AI um Ideen und Inspiration bitten. Chat GPT liefert die gewünschten Resultate in Form von Links und konkreten Produktempfehlungen.

Die Integration von Klarna in Chat GPT soll konkret und als Beispiel folgendermassen funktionieren: Sie wissen nicht, was Sie Ihrer Nichte, die eine Leidenschaft für Einhörner hat, zum Geburtstag schenken sollen? Fragen Sie einfach Klarna über Chat GPT. Sie erhalten eine Auswahl der besten Geschenkideen mit Einhornmotiven. Noch nicht das richtige dabei? Schicken Sie Ihr Feedback direkt an Chat GPT und Sie erhalten weitere und präzisere Empfehlungen.  

"Mum-Test" bestanden

Mitgründer und Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski ist überzeugt vom neuen KI-Einkaufsberater, aus mehreren Gründen:

«Ich freue mich sehr über unser Plugin mit ChatGPT, weil es meine Leitkriterien erfüllt, die ich meinen "Mum-Test" nenne, das heisst: Würde meine Mutter das verstehen und davon profitieren? Und das tut es, weil es einfach zu benutzen ist und wirklich eine Menge Probleme löst – es schafft einen enormen Mehrwert für alle.»

Am Rande: Siemiatkowskis "Mum-Test" ist generell eine gute Idee, auch in ganz anderen Bereichen. Zahlreiche Services und Produkte, unverständliche Gebrauchsanweisungen inklusive, würden auch heute noch bei des CEOs Mutter krachend durchfallen.

Das Plugin soll schrittweise für Chat GPT-Benutzer aktiviert werden. Zum Start in den USA und in Kanada, nach der Test- und Optimierungphase dann in weiteren Länderen und Regionen.

Die neue KI-Funktion ist in der Klarna-App mit einem weiteren Tool verbunden, das Nutzerinnen und Nutzern helfen soll, nicht nur das richtige Produkt, sondern auch den Anbieter mit dem besten Preis zu finden.

Das Preisvergleichs-Tool von Klarna

Klarna wird nun auch zur Preisvergleichs-Plattform und will damit nach eigenen Aussagen mit dem unabhängigen Such- und Vergleichs-Tool "eine echte und vertrauenswürdige Alternative zu Google oder Amazon" anbieten. 

Nutzerinnen und Nutzer können ihre Artikel-Suche nach Kriterien wie Farbe, Grösse, Ausstattung, Kundenbewertungen, Verfügbarkeit in den Geschäften und Versandoptionen filtern. Das Tool vergleicht tausende Einzelhändler und listet Produktergebnisse in preislicher Reihenfolge auf, sodass Nutzer auf einen Blick die besten Angebote für jedes Produkt finden. Zudem zeigt das Tool für Artikel auch die Preisentwicklungen an, damit Nutzerinnen und Nutzer entscheiden können, ob sie jetzt kaufen oder auf ein besseres Angebot warten möchten.

Die neue Funktion ist in ein neues Panel im Browser der Klarna App integriert. Wenn Nutzer eine Produktseite durchstöbern, zeigt das Panel alle relevanten Informationen an, beispielsweise die Produktbewertungen oder ob es Angebote zu besseren Preisen gibt. Beim Bezahlen zeigt ein Pop-up automatisch verfügbare Rabatt-Coupons und wendet diese bei Bedarf auch an, um den Preis der ausgewählten Produkte weiter zu senken.

Dass Klarna in seinem Preisvergleichs-Tool mit dermassen ausgebauten Funktionen aufwarten kann, hängt mit der Übernahme von Price Runner im Jahr 2021 zusammen. Das ist die bisher grösste Akquisition des FinTechs, in die Klarna rund eine Milliarde US-Dollar investiert haben soll. Price Runner hatte diesen grossen Funktionsumfang bereits damals an Bord und war erfolgreich damit unterwegs. Das neue Feature ist seit Anfang April 2023 verfügbar.

Schon eine Super-App – oder erst auf dem Weg dazu?

Mit der Erweiterung der Klarna-App um das Preisvergleichs-Too und durch das Chat GPT-Plugin ist Klarna nun ein One-Stop-Shop, in dem die Nutzerinnen und Nutzer Produkte suchen und entdecken, die besten Preise und Angebote finden, ihre bevorzugte Bezahlmethode wählen und nach dem Kauf Features wie Lieferverfolgung, digitale Quittungen oder die nahtlose Rückgabe von Artikeln zur Verfügung haben.

Die bereits zitierte Aussage, "Klarna wird zur einzigen App, die Kundinnen und Kunden brauchen", sagt auf gleich, welche Konkurrenten und Anbieter Klarna durch die Kraft seiner App aus dem Markt kicken will: alle, die nicht Klarna heissen. Das FinTech verbindet heute 150 Millionen Shopperinnen und Shopper mit mehr als 500'000 globalen Händlern und orchestriert eine Vielzahl von Prozessen. Diese Grössenordnungen sind allein für sich betrachtet schon beeindruckend. Klarna ist jedoch sehr viel mehr als "nur" ein Shopping-Vermittler und ein Zahlungsdienstleister, der oft und teilweise fast ausschliesslich mit der Popularisierung von BNPL (Buy-Now-Pay-Later) assoziiert wird. Dieser enge Fokus täuscht.

Klarna ist ein Technologie-Unternehmen und ein FinTech mit Banklizenz, was die Möglichkeiten rund um Zahlungsservices, Konto, Karten, Geld, Sparen, Anlagen, Kredite und mehr stark erweitert. Für Privat- und für Geschäftskunden. Dazu kommt, dass Klarna weiss, wie Open Finance funktioniert. Das FinTech mit eigener Open-Banking-Technologie im Hause bietet diese Services gegen aussen an und kann die Technologie und das Know-how auch für eigene Zwecke nutzen.

Klarna ist 2005 mit der Vision gestartet, "den Bankensektor zu revolutionieren". Diesen Plan hat das FinTech nicht aufgegeben. Das Unternehmen ist bisher weniger als Neo-Bank aufgetreten, es hat auf anderen Kanälen in Massen Kundinnen und Kunden sowie Händler an Bord geholt. Vereint Klarna sämtliche bisher schon bewirtschafteten Bereiche eines Tages in seiner App, dann entsteht dadurch eine Super-App, die einige andere Anbieter deutlich überschatten könnte.