Kredit- und Debitkarten

Bewegung an der Kartenfront und null Bock auf Gebühren

Bild mit Kreditkarten
Bild: Swisscard, Viseca, Yapeal

Die einen bringen neue Karten auf den Markt, die anderen öffnen ihre Karten für die Mobile Payment-Lösungen der Big Techs – und Twint wird langsam erwachsen.

Bewegung und Dynamik in der Finanzbranche nehmen zu. Wer die News der letzten Wochen und Monate aus den Lagern von Banken, FinTechs und Big Techs nicht einzeln konsumiert, sondern in Beziehung zueinander setzt, erkennt Muster und Richtungen. Für Entwicklungen, welche die Finanzbranche sehr viel stärker verändern werden, als das in den letzten Jahren der Fall war. Das ist nicht erstaunlich – vieles, was für alle in der Branche sichtbar schon länger Anlauf geholt hat, gewinnt nun einfach an Tempo und an Konkretisierung.

Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die zahlreichen Studien, welche vermehrt mit unterschiedlichen Resultaten überraschen. Je nach Absender, Studienanlage und Fragestellung wird den Banken eine gloriose Zukunft prophezeit oder Jahre der Dürre werden angekündigt, mit der Abwanderung von Kunden in Scharen und anderen Schrecknissen.

Umfrageresultate sind generell mit Vorsicht zu geniessen, zumal alle Marktteilnehmer die Möglichkeit haben, noch sehr aktiv am Rad der Entwicklung zu drehen und die (eigene) Zukunft ebenso aktiv zu beeinflussen. Wir kommen in nächsten Artikeln auf das Thema zurück.

Heute ein Blick auf den Kartenmarkt, auch da tut sich im Moment einiges.

Swisscard gibt Gas mit den Cashback Cards

Das Gemeinschaftsunternehmen von Credit Suisse und American Express forciert aktuell sichtbar die neuen Cashback Cards. Die Kreditkarten sind kostenlos, null Jahresgebühr, und sie locken mit bis zu einem Prozent Cashback, unlimitiert. Cashback Cards gibt's als American Express, Mastercard oder Visa und sie alle verstehen sich auf Anhieb mit Apple Pay und Samsung Pay – die Mastercard unterstützt zusätzlich Swatch Pay.

Die breit angelegte Werbekampagne mit Plakaten, Spots und Werbemitteln in weiteren Kanälen sagt: "Ich lass mich bezahlen fürs Bezahlen." und wirft damit den gebührenfreien Fehdehandschuh mit Cashback-Anlauf in Richtung der jüngsten Stinkefinger-Kampagne von Neon, welche mit der eher rhetorisch gestellten Frage operiert: "Fürs Zahlen auch noch zahlen?".

Die beiden Kampagnen harmonieren nicht nur prächtig in Fragen und Antworten, sie kommen auch in Groove und Anmutung wie Zwillinge daher. Naheliegend deshalb, dass beide Anbieter dieselben Kundensegmente im Visier haben: Lifestyle-Zielgruppen, jung, digital affin mit null Bock auf Gebühren. 

Kooperiert Viseca mit Google Pay und Samsung Pay?

Was Viseca Mitte April in einem Tweet schon mal in Aussicht gestellt hatte, scheint sich zu konkretisieren. Mit Bezug auf Insider und "mehrere hochrangige Manager von Partnerbanken" meldet die Handelszeitung, dass sich das Kreditkartenunternehmen dem Smartphone-Bezahlen öffnen wolle, die Einführung von Mobile Payment für Android-Handys stehe bei Viseca unmittelbar bevor.

Viseca gehört zu den Grossen im Markt und betreut über eine Million Karteninhaber. Stimmt das Gerücht, das keines sein soll, dann öffnet sich für Google Pay und Samsung Pay bald schon ein attraktiver neuer Kanal. iPhone-Benutzer müssen sich dem Vernehmen nach noch etwas gedulden, die Öffnung von Viseca soll zum Start ausschliesslich für Android-Handys nutzbar sein.

Wie die Handelszeitung zu berichten weiss, soll der Unmut unter den Viseca-Partnerbanken dazu beigetragen haben, die ablehnende Haltung gegenüber den Big Techs aufzuweichen. Zum Beispiel ZKB, Raiffeisen und BCV gehören zu den Eigentümern und Unterstützern von Twint, stören sich jedoch als Aktionäre von Viseca offensichtlich daran, dass ihre Kartenkunden beim mobilen Bezahlen aussen vor bleiben und deshalb zur Konkurrenz abwandern. Zumindest was Karten oder eben Mobile Payment angeht. 

Dass die Allianz des entschlossenen Widerstands irgendwann zu bröckeln beginnt, war immer schon klar, mehr eine Frage der Zeit und der Reihenfolge der kooperationswilligen Banken. Die kürzliche Öffnung der Credit Suisse mit Ja-Wort in Richtung Big Techs hat zusätzliche Signalwirkung und wird die Haltung weiterer Banken mit beeinflussen.

Was heisst das für Twint?

Nein, auch mit dieser Entscheidung, sollte es denn eine sein, ist das Schicksal von Twint noch nicht besiegelt. Längst noch nicht. Die Lösung der Schweizer Banken verliert einfach zunehmend den Schutzschild ihrer Schöpfer, weil für Banken mehr auf dem Spiel steht und sie deshalb dem Druck des Marktes und den Wünschen ihrer Kunden folgen.

In der Finanzbranche setzt sich zu Recht langsam die Einsicht durch, dass Twint nicht verordnet werden kann, auf eigenen Füssen stehen muss und seine Stärken als autonome Lösung unter konkurrierenden anderen ausspielen soll.

Twint wird sich allerdings eher bald entscheiden müssen, was es sein will: eine reine Folklore-Lösung, die sich stark auf schweizerische Vorteile fokussiert oder eine internationale Lösung, die für Schweizer Nutzer mehr zu bieten hat, als die Konkurrenz, dennoch aber auch im Ausland eingesetzt werden kann. Ersteres ist Folklore mit Swissness Appeal und kann damit im kleinen Schweizer Markt möglicherweise punkten. Letzteres nimmt die Vorteile von Ersterem mit, geht jedoch zusätzlich auf Augenhöhe mit internationalen Lösungen. Damit erhöht sich der Anspruch, allerdings erweitern sich auch die Chancen.

Die erste Visa Debitkarte in der Schweiz kommt von Yapeal

Das Greenfield-Projekt von Yapeal entwickelt sich, läuft alles nach Plan, dann kommt die App im Herbst, die Community sitzt bereits im Boot, das schnellste Onboarding als digitaler Spaziergang von drei Minuten ist schon ausprogrammiert und die Karte zum Konto kommt von Visa.

Die Yapeal-Karte ist eine Debitkarte ohne Berührungsängste, sie ist weltweit einsetzbar, funktioniert dennoch berührungslos und weiss vom Start weg, wie Mobile Payment geht. Mit wem genau die neue Visa eine mobile Bezahl-Liaison eingeht, wird Yaepal noch kommunizieren.