Kryptomarkt

Fruchtbarer Boden für reiche Ernten? Die Schweizerische Bankiervereingung sieht den FTX-Kollaps als Chance.

En Mähdrescher auf eine grossen Feld beim Ernte einbringen
Bild: Aksakalko | Getty Images

Aktuell prophezeien kryptokritische Exponenten Bitcoin, DeFi und anderen Technologien den sicheren Niedergang. So weit wird es kaum kommen.

Dass ein Luna-Desaster oder die FTX-Pleite die Branche erschüttert und sehr viel Vertrauen bei Anlegerinnen und Anlegern kostet, liegt auf der Hand. Dazu kommt die Unsicherheit, ob der FTX-Kollaps als letzte grosse Pleite in die Geschichte eingehen wird. Nicht unbedingt, in der aktuellen Krypto-Landschaft bleiben weitere negative Überraschungen möglich, die den anhaltenden Krypto-Winter zusätzlich verlängern und Krypto-Kurse in den Keller schicken könnten. 

Warum solche Krypto-Katastrophen, ausgelöst durch einzelne Hasardeure, abgehobene Blender und leichtfertige Glücksritter, nicht genügen, um eine ganze Industrie mit herausragenden Technologien von der Landkarte zu löschen, liegt ebenfalls auf der Hand.

Blender und Glücksritter haben nicht die Kraft, Märkte und Technologien auf Dauer grundsätzlich infrage zu stellen

Jeder Kollaps, jeder Betrug und jedes andere Desaster erzeugt Schockwellen, welche die weitere Entwicklung vorerst bremsen. Haben sich die Schockwellen gelegt, zeigen sachliche Analysen, dass der Wurm weder in Kryptowährungen, DeFi oder anderen zukunftsorientierten Technologien mit enormen Chancen steckt. Die Schwachstellen lassen sich anderswo orten – und auch eliminieren.

Die Kurzformel für das aktuelle Versagen einer ganzen Branche haben wir bereits letzte Woche in Worte gefasst, hier. In dieser Kurzformel haben mehrere Exponenten Platz, welche gemeinsam einen Sündenfall wie den FTX-Kollaps überhaupt erst möglich gemacht haben. 

Die Gründe für das Versagen lässt sich an Glückrittern und Blendern sowie an Menschen und Institutionen festmachen – nicht an der Technologie, nicht an DeFi und auch nicht am Kern und am Wesen von Kryptowährungen. Deshalb hat unsere Redaktion bereits mehrfach ausgeführt, warum auch nach einem deutlich verlängerten Krypto-Winter ein Krypto-Frühling kommen wird.

In unserem Artikel von letzter Woche haben wir auch die positiven Seiten einer FTX-Pleite vorgestellt. Diese positiven Seiten gibt's tatsächlich, aus verschiedenen Gründen. Mit dazu gehört unter anderem, dass sich Felder für etablierte Player öffnen. Für Player, dazu gehören klassische Banken, die es sich bereits gewohnt sind, mit Regulatorik umzugehen und sich innerhalb von definierten Regeln zu bewegen. Das wiederum schafft neues Vertrauen in Märkte und Technologien.

Eine grosse Chance für den Finanzplatz Schweiz?

Unsere formulierte These bekommt Rückenwind von nicht unbedingt vermuteter Seite. Eine interessante Betrachtung zum Thema ist auf der Website der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) zu finden. Andrea Luca Aerni, wissenschaftlicher Mitarbeiter Digitalisierung bei der SBVg, beleuchtet in einem bemerkenswerten Artikel den Knall bei FTX, die finanziellen Folgen der Insolvenz und welche Auswirkungen das Debakel auf die regulatorische Situation haben wird. 

Vor allem aber geht Aerni auf die grossen Chancen für den Finanzplatz Schweiz ein. Gut möglich, dass die Schweizerische Bankiervereinigung zahlreichen klassischen Banken mit dieser Betrachtung einen Schritt voraus ist. Aber ein Schritt ist schnell gemacht, immerhin geht's hier um das neue Banking, um Technologien und um Erträge der Zukunft. Und der nun verlängerte Krypto-Winter schafft Raum für Konzepte und Projekte, die in Ruhe realisiert werden können. Warum sich das lohnen kann? Wir wiederholen uns: der nächste Krypto-Frühling kommt bestimmt.

Die Haltung der Schweizerischen Bankiervereinigung, formuliert von Andrea Luca Aerni, gibt's im Detail hier zu lesen: