Neo-Banken

N26-Gründer Valentin Stalf gibt seinen CEO-Posten auf

Valentin Stalf, Gründer und CEO der Neo-Bank N26
Valentin Stalf, Gründer und CEO der Neo-Bank N26 | Bild: N26

Stalf beugt sich dem Druck der Investoren, zieht sich aus der operativen Verantwortung zurück und wechselt in den Aufsichtsrat von N26. Eine Chance für die etablierte Neo-Bank?

Die Investoren der Berliner Neo-Bank N26 haben sich durchgesetzt, CEO Valentin Stalf wird seinen Posten räumen und in den Aufsichtsrat wechseln. 

Die Forderung der Investoren nach einem Wechsel in der Führungsspitze geht auf auf die wiederholte Kritik und Interventionen der BaFin zurück. Die Finanzaufsicht hat innerhalb einer Sonderprüfung in der Compliance der Neo-Bank erneut verschiedene Mängel und Defizite aufgedeckt, wir haben berichtet, hier

Wie soll sich die Führungsspitze von N26 verändern?

Stalf, Gründer und CEO von N26, wird sich "zeitnah" aus der operativen Verantwortung zurückziehen und nach einer Übergangszeit in den Aufsichtsrat wechseln. Wer neu auf dem CEO-Sessel Platz nehmen soll, scheint im Moment noch nicht festzustehen. 

Stalf kommentiert die aktuelle Entwicklung mit folgendem Statement: «Mein Wechsel in den Aufsichtsrat ist eine strategische Entscheidung, um meine langjährige Erfahrung und mein Wissen weiterhin bestmöglich einzusetzen und N26 zu stärken. Ich werde mich aktiv und mit voller Leidenschaft in die langfristige personelle und strategische Ausrichtung von N26 einbringen. Zusätzlich bleibe ich einer der grössten Anteilseigner von N26. Die neue Rolle bietet mir gleichzeitig die Möglichkeit, mich verstärkt meinem Family Office und weiteren unternehmerischen Projekten zu widmen. N26 hat heute ein starkes Team, mit dem es sehr gut für die Zukunft aufgestellt ist.»

Mitgründer Maximilian Tayenthal, Co-CEO und COO, soll in seinen aktuellen Rollen für N26 engagiert bleiben.

Die Investoren wollen den Vorstand von N26 weiter stärken, im Fokus stehen Bankexperten mit Erfahrung. Dasselbe gilt für den Aufsichtsrat.

Eine erste Personalie im Vorstand steht bereits fest: Neu zur Führungsspitze der Neo-Bank gehört ab 1. Dezember 2025 Jochen Klöpper, der die Verantwortung für das Risikomanagement und den Bereich Compliance übernehmen wird. Klöpper war 20 Jahre lang bei der Deutschen Bank engagiert und bringt viel Erfahrung im Risk Management mit. Zuletzt war er mehrere Jahre Chief Risk Officer der Santander Consumer Bank.

Die Gründer-Ära geht bei N26 mit einer guten Bilanz zu Ende

Nach zwölf Jahren geht die Ära zu Ende, in der die beiden Gründer selbst an der Spitze ihres Unternehmens gestanden haben.

Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal haben ihre Neo-Bank 2013 gegründet und N26 mit unternehmerischer Vision und laufenden Innovationen gemeinsam zu bemerkenswerter Grösse gebracht. Das Duo hält heute zusammen knapp 20 Prozent der Anteile an N26.

Die Leistungen und damit die Erfolgsbilanz von Stalf und Tayenthal können sich tatsächlich sehen lassen. N26 gehört heute zu den grossen europäischen Neo-Banken und ist mit über 1'500 Mitarbeitern und mehr als fünf Millionen Kunden eines der grössten FinTechs in Europa. 

N26 legt Wert auf die Feststellung, dass die aktuellen Veränderungen bei der Neo-Bank in einer wirtschaftlich erfolgreichen Phase des Unternehmens stattfinden. Das FinTech unterstreicht sein Statement auch gleich mit konkrete Zahlen und Fakten:

Im vergangenen Jahr ist der Umsatz um mehr als 40 Prozent gewachsen, mittlerweile liegt er bei über 500 Millionen Euro. Im Sommer 2024 hat N26 erstmals die Gewinnschwelle erreicht. Aktuell schreibt N26 nachhaltige Profite und wird das zweite Halbjahr profitabel abschliessen. Als Kern der guten Entwicklung werden die hohe Kundenaktivität und das ständig erweiterte Produktangebot gesehen.

N26 bezeichnet ihr heutiges Produkt-Portfolio als eines der kompetitivsten am Markt. Neben dem digitalen Bankkonto für weltweite Nutzung bietet N26 Kundinnen und Kunden kostenloses Trading in Aktien und ETFs, individuelle Sparpläne, renditestarke Tagesgeldangebote sowie Investments in Kryptowährungen – alles mit nur wenigen Klicks verfügbar.

Besonders das Trading-Angebot soll sich dabei als Wachstumstreiber erwiesen haben: Das Handelsvolumen hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als versiebenfacht und soll bis zum Jahresende auf jährlich über vier Milliarden Euro ansteigen.

Erfolg meldet N26 auch mit dem kürzlich gestarteten Einstieg in den Mobilfunkmarkt in Deutschland sowie für Reisen weltweit mit Datenvolumen in mehr als 100 Ländern. Kurz nach dem Start werden monatlich bereits 8'000 bis 10'000 neue Verträge abgeschlossen.

Was kommt bei N26 als Nächstes?

In den kommenden Monaten bringt N26 eine Reihe von Neuerungen. Zum Beispiel ein digitales Familienangebot mit Kinderkonto, Karte und Investment-Funktion. Der verstärkte Einsatz von KI soll für besseren Service und smarte Automatisierung sorgen. In Vorbereitung ist ein komplett neues App-Design, das vor allem den ganzheitlichen Vermögensaufbau unterstützen soll.

Zudem will die Neo-Bank ihre Abo-Palette mit einem neuen Premium-Konto ergänzen, das auf den Namen N26 Icon hört. Das neue Konto soll in Kooperation mit exklusiven Partnern erstklassige Specials und Subskriptionen bieten sowie Vorteile wie eSIM oder Versicherungen integrieren. 

Der Führungswechsel markiert den Aufbruch zu einem Neustart

All das und die erreichten Erfolge sind ein guter Boden für neue Ideen und neue Persönlichkeiten. Die Gründer haben viel erreicht, sind aber möglicherweise auch an ihre eigenen Grenzen gestossen. 

N26 ist kein Startup mehr, es ist eine Neo-Bank mit einem breiten Angebot. Eine Neo-Bank, die in den letzten Jahren nicht mehr durch bahnbrechende Innovationen aufgefallen ist. N26 war zu lange mit sich selbst beschäftigt und damit, die Forderungen und Auflagen der Finanzaufsicht BaFin zu erfüllen.

Dazu kommen die Entwicklungen der Konkurrenten. Neo-Banken und klassische Banken haben aufgerüstet und stehen auch nicht mehr am selben Ort wie noch vor Jahren. Holen andere Neos und Banken auf, wird es für die Pioniere schwerer, sich abzugrenzen und zu unterscheiden – USPs sind keine mehr, der Markt hat die einstige Alleinstellung überholt und eingestellt.

Vielleicht ist heute ein guter Zeitpunkt, den vielbeschworenen Aufbruch neu zu definieren, um den Neustart mit klaren Zielen und frischen Visionen in neuer Besetzung anzupacken. 


Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft im Überblick

Die Zusammenstellung der in der Schweiz aktiven Neo-Banken mit den jeweils zuletzt gemeldeten Nutzerzahlen vermittelt einen ungefähren Eindruck der aktuellen Grössenverhältnisse und Marktanteile.

Schweizer Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Alpian (F-ISPB) Oktober 2022 20'000 20'000
Kaspar& März 2022 7'000 7'000
Neon März 2019 237'000 237'000
Radicant (BLKB) August 2023 18'000 18'000
Yapeal Juli 2020 10'000 10'000
Yuh (Swissquote) Mai 2021 350'000 350'000
Zak (Bank Cler) März 2018 70'000 70'000
Aktive Schweizer Apps: 7      
       
Ausländische Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
N26 Schweiz 2019 4.8 Millionen* keine Angaben
Revolut Schweiz 2017 60 Millionen 1'000'000
Wise März 2010 16 Millionen keine Angaben
Aktive ausländische Apps: 3   *ertragsrelevante  
       
Neo-Banken Verticals Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Relio Oktober 2023 Angaben folgen Angaben folgen
Aktive Vertical Apps: 1      
       
Neo-Banken in Umwandlung      
CSX (Credit Suisse)
UBS plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Key4 Banking Pure von UBS
Oktober 2020 400'000 400'000
Coop Finance+ (Coop)
Coop plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Lila Set von Valiant
Oktober 2023 keine Angaben keine Angaben
       
Neo-Banken in Liquidation      
FlowBank
FINMA: Konkurs eröffnet am
13. Juni 2024
November 2020 keine Angaben keine Angaben
Swiss4
FINMA: Konkurs eröffnet am
4. März 2025
April 2024 keine Angaben keine Angaben

Hinweis der Redaktion: Neo-Banken, die ihre aktuellen Kundenzahlen nicht korrekt gespiegelt sehen, weil länger nicht kommuniziert, dürfen Letzteres jederzeit gerne nachholen, hier, damit Ersteres auf den neusten Stand gebracht werden kann.