Mobility

Mit dem SBB-Flugtaxi vom Bahnhof nach Hause?

Lilium-Jets bei der Landung
Bild: Lilium

Die Schweizerischen Bundesbahnen denken über den Tellerrand hinaus – und ernten harsche Kritik dafür.

Auch andere Exponenten haben schon Häme und Kritik provoziert, wenn sie laut über Flugtaxis nachgedacht haben.

Flugtaxis sind leise summende Fluggeräte, welche zum Beispiel vom Dach eines Bahnhofs senkrecht starten und vier Passagiere schnell und komfortabel zum Flughafen bringen. Oder ins Kongresshotel. Oder ins Einkaufzentrum. Oder wohin auch immer.

Aktuell noch mit Pilot, bald schon ohne. Was unglaublich futuristisch klingt, ist es nicht. Neben Tech-Unternehmen wie Uber verfolgen auch kleinere Innovatoren das Ziel, das Taxi vom Boden in die Luft zu bringen. Schnell, sicher, leise und hoch über dem Verkehrskollaps auf den Strassen.

Die SBB wollen mit Lilium kooperieren

Lilium ist ein Startup, das sich im Bereich der senkrechtstartenden Flugtaxis einen Namen geschaffen hat. Die Entwicklung läuft, Prototypen sind in Betrieb – aus der Überzeugung heraus, dass die Taxi-Beförderung in der Luft in Zukunft eine grosse Rolle spielen wird. Nicht in fünfzig Jahren, in eher naher Zukunft.

Dieser Ansicht sind offensichtlich auch die SBB, welche eine Zusammenarbeit mit Lilium ins Auge fassen. Die Sonntagzeitung hat in ihrer letzten Ausgabe ausführlich über das Projekt berichtet. Eine weitsichtige Idee, welche die letzten Meilen und Schienen vom Bahnhof nach Hause in die Luft denkt.

Es hagelt Kritik

Im Verkehrsdepartement beäugt man nach dem Bericht der Sonntagszeitung die Pläne der SBB offenbar mit Argwohn und Strinrunzeln. "Man spricht von einer fragwürdigen Prioritätensetzung angesichts der grossen Probleme der SBB in ihrem Kerngeschäft: Missstände bei der Zugbeschaffung, zunehmende Verspätungen, mangelnde Rentabilität.", hält die Zeitung fest.

Als «seltsam und irritierend» bezeichnet FDP-Nationalrat Thierry Burkart das luftige Vorhaben der SBB. Wie die Zeitung schreibt, weil es nicht sein dürfe, «dass ein subventioniertes Unternehmen mit dem Auftrag, den öffentlichen Verkehr auf der Schiene sicherzustellen, in völlig fremden Gebieten tätig wird».

Auch der Berner Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus vermag dem Projekt wenig abzugewinnen: «Die SBB sollen als Service-public-Unternehmen für den Schienenverkehr die grossen Probleme auf der Schiene lösen, statt sich in utopische Luftverkehrspläne zu flüchten.»

Die Gegenwart tun und die Zukunft nicht lassen

Stimmt schon, dass die SBB primär den Auftrag zu erfüllen haben, den öffentlichen Verkehr auf der Schiene in Topform zu bringen und zu halten. Die Gegenwart zu tun und die nahe Zukunft nicht zu lassen, scheint als Konzept dennoch die klügere Alternative, als nur gerade auf der Schiene zu verharren. 

Digitalisierung und Technologie schaffen neue Möglichkeiten und verändern Ansprüche der Kunden. Auch im Bereich der Mobilität. Gut möglich, dass heute noch erbitterte Kritiker in wenigen Jahren anders denken, wenn sie im Flugtaxi den Stau überfliegen und entspannt im Bundeshaus oder zu Hause ankommen.

Sie dürfen sich dann mit Fug und Recht als Teil der Legende bezeichnen, weil sie nie so richtig dagegen waren, nur halt das Tempo der heranrauschenden Zukunft etwas unterschätzt haben. Und läuft's auf der Schiene und in der Luft, werden alle zufrieden sein. Auch mit den Schweizerischen Bundesbahnen.