Interview

Über ein Wundertüten-FinTech, das als WealthTech startet und zur Neo-Bank werden könnte, ohne eine sein zu wollen

Jan-Philip Schade, Mitgründer des FinTechs Kaspar&
Jan-Philip Schade, Mitgründer Kaspar& (Bild: Kaspar&)

Mit "Zahlen, Aufrunden und Investieren" beschreibt Jan-Philip Schade die Seele seines FinTechs – Kaspar& hat aber noch sehr viel mehr vor.


Interview mit Jan-Philip Schade, Mitgründer des FinTechs Kaspar&

MoneyToday.ch: In drei Sätzen auf den Punkt der Persönlichkeit gebracht, wer ist Jan-Philip Schade

Jan-Philip Schade: Ich bin einer der vier Mitgründer von Kaspar& und somit Teil eines hoch motivierten Teams mit der einmaligen Chance, ein FinTech von Null aufzubauen. Mich fasziniert es theoretische Konzepte, Ideen und Ansätze zu kombinieren, bestehende Produkte zu durchleuchten, einzelne Elemente herauszulösen und somit am Ende etwas Neues mitgestalten zu können. Eine meiner grössten Erkenntnisse seit Kaspar&: auch wenn es oft zu kurz kommt, entstehen die besten Ideen beim gemeinsamen Feierabendbier oder auf dem Nachhauseweg mit dem Hund.

Ist Kaspar& ein FinTech mit Wundertüten-Effekt, ein WealthTech oder eine getarnte Neo-Bank in Gestalt einer Invest-Plattform?

Die Frage wird uns witzigerweise noch häufig gestellt und um ehrlich zu sein, kann ich sie bis heute nicht wirklich abschliessend beantworten. Auf der einen Seite sind wir ein WealthTech, weil wir professionelle Vermögensverwaltung einfach zugänglich machen wollen. Auf der anderen Seite bieten wir aber auch ein Schweizer Bankkonto mit zugehöriger Zahlkarte an und somit klassische Neo-Bank-Dienstleistungen. Wir wollten uns nie wirklich an irgendwelchen Kategorien orientieren, sondern haben uns vielmehr immer die Frage gestellt: Wie muss ein Produkt denn auf der grünen Wiese aussehen, welches Spass macht und Anlegen in den Alltag nahtlos einbindet?...

...und, wie muss es aussehen?

Am Ende ist dann Kaspar& mit seiner Kombination von Zahlen, Aufrunden und Investieren herausgekommen. Gegenüber Investoren war unser Setup übrigens nicht immer ganz einfach zu erklären, da sich Wundertüten deutlich schwerer erklären lassen als ganz eindeutige Geschäftsmodelle, aber am Ende ist uns das dann glücklicherweise ja doch gelungen.

Der kurze und dennoch etwas sperrige Name "Kaspar&“ lässt einiges offen – wer ist Kaspar und was kommt nach dem "&“?

Die eigentliche Namensgeschichte geht auf Kaspar und Konrad zurück, denn sie waren die Gründer der ältesten noch existierenden Privatbank der Schweiz. Da wir professionelle Vermögensverwaltung ins heutige Zeitalter bringen und diese der breiten Masse zugänglich machen, möchten wir uns auf der einen Seite somit an diesen alten Kernwerten orientieren, aber gleichzeitig doch nicht ganz so verstaubt rüberkommen. Von daher haben wir uns entschieden, einen der beiden Vornamen zu behalten und den Platz hinter dem "&“ für unsere Kundinnen und Kunden frei zu lassen. Also wirklich als integratives Logo. So würde beispielsweise auf Deiner Karte vorne "Kaspar& Ruedi“ stehen.

Wir haben uns die Frage gestellt: Wie muss ein Produkt denn auf der grünen Wiese aussehen, welches Spass macht und Anlegen in den Alltag nahtlos einbindet?

Der Kreativität sind übrigens keine Grenzen gesetzt, denn Kaspar ist auch ein alter Name für Schatzmeister oder kann auch als Kombination von "Karte“ und "Sparen“ gesehen werden. Das haben wir zugegebenermassen allerdings alles erst später bemerkt, als uns Kundinnen und Kunden von ihrer Namensinterpretation erzählt haben.

Ihr bietet eine Karte und ein Konto für alles, seid aber dennoch in erster Linie ein WealthTech – braucht’s die Karte nur deshalb, um bei jeder Zahlung die aufgerundete Differenz investieren zu können? Oder ist da in Sachen Banking und Finance noch mehr in der Pipeline?

Die Kaspar&-Karte ist für uns ganz am Anfang vor allem ein wirklich cooles Gadget, um den ersten Schritt ins Anlegen und Investieren zu ermöglichen. Mit kleinen, gefühlt geschenkten Beträgen können sich somit wirklich alle an das Thema herantasten, Vertrauen aufbauen und verstehen, wie Anlagen und Investieren funktioniert. Der Link zwischen Zahlungen und Microinvestments bietet somit die erste Probefahrt in der professionellen Anlagewelt. Mit der Zeit und der eigenen Nutzung haben wir aber schnell erkannt, wie mächtig die Idee einer eigenen Karte sein kann. Nicht nur, weil es Kaspar& tatsächlich physisch greifbar macht, sondern auch, weil ein kostenloses Konto ohne Auslandsgebühren und mit Interbankenkurs bei Fremdwährungen an sich ja schon stark ist.

Von daher evaluieren wir immer wieder neue Möglichkeiten, die Karte noch weiter zu integrieren und weitere Funktionen zu verbinden. Die eine oder andere wird sicherlich noch dieses Jahr kommen. Wir sind aber auch offen, weitere Karten für Kaspar& zu öffnen und somit Aufrundungsinvestieren für alle zu ermöglichen – unabhängig von der genutzten Karte. Leider rennen wir damit nur noch nicht überall offene Türen ein, aber das kann ja durchaus noch kommen.

In der Schweiz gibt’s mehrere Invest-Plattformen, mehrere Neo-Banken mit Trading-Tools und mehrere 3a-Vorsorge-Apps – und jetzt Kaspar& dazu, kommt das gut?

Klar! Wenn wir uns einmal unsere Zielkundengruppe anschauen, also Personen zwischen 25 und 40 Jahren in der Schweiz, dann liegt die Anlagequote bei nur ungefähr 10 bis 15 Prozent. Und das, obwohl in dieser Gruppe Anlegen besonders viel Sinn machen würde. Solange dieses "Anlagemuffel-Problem“ nicht gelöst ist, kann in unseren Augen nicht davon ausgegangen werden, dass es eine existierende Lösung auf dem Markt gibt, die wirklich erfolgreich ist. Von daher finde ich es sogar extrem wichtig, mit einem weiteren neuen Ansatz an den Markt zu gehen und somit zu versuchen, wirklich das ganze Anlagethema als gesellschaftlich normal zu etablieren.

Wir sind offen, auch weitere Karten für Kaspar& zu öffnen und somit Aufrundungsinvestieren für alle zu ermöglichen

Natürlich bin ich der Überzeugung, dass unser Ansatz sehr gute Chancen hat, aber am Ende können Probleme nur dann gelöst werden, indem immer wieder neue Dinge versucht werden und genau das machen wir jetzt mit Kaspar&.

Im August 2020 gegründet, befindet sich Kaspar& seither auf Erfolgskurs, ist in einer Eurer Medienmitteilungen zu lesen – wie kann ein Startup auf Erfolgskurs sein, das noch nicht im Markt ist?

Na, es ist doch schon mal ein Erfolg, wenn unsere Medienmitteilungen überhaupt gelesen werden (lacht). Nein, im Ernst: Natürlich denkt beim Begriff "Erfolg“ jeder erstmal an Kundenwachstum und eine Vertriebskooperation nach der anderen. Das ist zum Teil sicherlich auch so, aber wenn man wie wir seit über eineinhalb Jahren nichts anderes macht, als zu entwickeln und zu arbeiten, dann braucht man auch einfach mal die Abende, wo wir abends zusammen alle beim Feierabendbier uns über das freuen, was wir schon erreicht haben und darauf anstossen.

Mir würde ehrlich gesagt auf Dauer schon ein wenig die Freude verloren gehen, wenn wir nicht regelmässig auch zurecht stolz auf das zurückblicken dürften, was wir schon alles geschafft haben. Sei es der Abschluss unserer ersten Pre-Seed Finanzierung, die gesamte Eigenentwicklung unserer Infrastruktur, App und Investment Engine, der Ausbau des Teams, das Gewinnen von renommierten Advisors und Verwaltungsräten oder das Erreichen der FINMA-Lizenz. Aber uns ist natürlich auch bewusst, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben und darum sind wir ja am nächsten Tag auch immer wieder im Büro am Weitermachen.

Wann endet die Pionierphase und wann öffnet sich Kaspar& für alle?

Unsere Pionierphase läuft seit Winter 2021 und wird in den nächsten Wochen abgeschlossen sein. Mit dem Ende der Pionierphase planen wir dann, Kaspar& für alle zu öffnen.

Euer FinTech bezieht seine Existenzberechtigung aus dem von Euch formulierten Anspruch, "weil Finanzdienstleistungen einfach anders sein müssen“ – wie anders sind sie denn bei Kaspar&?

Kurzum: unkompliziert und in den Alltag integriert. Uns ist es wichtig, dass sich unsere Kundinnen und Kunden so wenig wie möglich um Finanzdienstleistungen kümmern müssen, sondern dass diese einfach nebenbei passieren. Daher auch unsere Kombination von Zahlung und Investieren: Eine Kundin bezahlt einen Kaffee und spart dabei für ihre persönliche Vorsorge, ohne an die Zukunft denken zu müssen. Das ist doch wirklich anders und neu.

Ebenfalls in einer Medienmitteilung sagt Ihr: "Obacht Paradeplatz, wir kommen!" Das klingt angriffslustig, auf was muss der Paradeplatz sich jetzt gefasst machen?

Als wir in der Vorbereitungsphase von Kaspar& eine Vielzahl an Kooperationsgesprächen mit unterschiedlichen Banken geführt haben, sind wir zwar an der einen oder anderen Stelle auf Interesse gestossen, aber am Ende lief es dann doch häufig auf das gleiche hinaus: "Lasst uns doch einfach bestehende Produkte in einem digitalen Kanal verkaufen.“ Aber genau das ist ja nicht die Idee von Kaspar&, sondern es geht eben viel mehr darum etwas Neues zu schaffen, unabhängig von bestehenden Lösungen. Wir möchten Kundinnen und Kunden begeistern, anstatt ihnen einfach nur wieder das Gleiche zu verkaufen.

Eine Kundin bezahlt einen Kaffee und spart dabei für ihre persönliche Vorsorge, ohne an die Zukunft denken zu müssen – das ist doch wirklich anders und neu

Diese Phase war zwischenzeitlich recht enttäuschend und von daher ja, ein wenig angriffslustig sind wir natürlich schon, denn wir möchten zeigen, dass der Kaspar&-Weg funktioniert. Idealerweise haben wir aber nicht nur mit dem Kaspar&-Ansatz Erfolg, sondern können auch einen Beitrag zur zukünftigen Gestaltung von digitalen Finanzangeboten ganz allgemein leisten.

Zusammen mit der Hypothekarbank Lenzburg gibt Kaspar& dem in der Schweiz etwas stiefmütterlich behandelten Phänomen Open Finance ein zusätzliches Gesicht – für was genau steht die HBL in Euren Angeboten oder Prozessen?

Die HBL ist unsere Bankingpartnerin und erlaubt uns somit, ein breites Set an Bankdienstleistungen anzubieten, ohne selbst als Bank reguliert sein zu müssen. Zum Start ist dies ganz klar das Zahlungsgeschäft und die Vermögensverwaltung. Unsere Kunden erhalten ein Bankkonto, eine Zahlkarte und die Möglichkeit, professionell zu investieren. Durch die Open Finance-Architektur können wir all dies mit einer "einfachen“ Vermögensverwaltungslizenz abbilden, was uns sonst so nicht möglich wäre. Die HBL ist somit ein wirklicher Enabler für unser Geschäftsmodell.

Kommen bei Kaspar& Embedded Finance Services auch aus anderen Ecken oder ausschliesslich von der Hypothekarbank Lenzburg?

Zu Beginn kommen alle unsere Embedded Finance-Angebote aus dem HBL-Universum. Hiervon ausgeschlossen sind unsere eingesetzten Anlageprodukte, also Indexfonds und ETFs. Diese wählen wir nach objektiven Kriterien wie Liquidität, Kosten undsoweiter aus und sind somit vollständig unabhängig in deren Auswahl. Mit Hinblick auf unsere Entwicklungspipeline und wie wir in Zukunft Kaspar& gestalten möchten, kann es durchaus sein, dass wir auch andere Anbieter bei uns mit einbinden.

Kaspar& hat im Februar die Vermögensverwaltungslizenz von der FINMA erhalten – war das ein Spaziergang oder ein Hürdenlauf mit Marathon-Charakter?

Sagen wir es mal so: Morgens mit dem Husky ins Büro zu laufen ist sicherlich entspannter. Fairerweise muss jedoch auch gesagt werden, dass das gesamte Lizenzverfahren noch sehr neu ist und wir als FinTech gewissermassen selbst Pionierarbeit leisten mussten. Die Zusammenarbeit mit unserer Aufsichtsorganisation und der FINMA war aber zu jedem Zeitpunkt sehr konstruktiv, ehrlich und offen. Trotz der einen oder anderen offenen Frage, welche im Rahmen des Verfahrens kam, waren alle Beteiligten immer motiviert, eine Lösung zu finden und am Ende hat dies auch wie gewünscht funktioniert.

Im Nachgang muss ich sogar sagen, dass das Verfahren uns geholfen hat, unsere regulatorischen Prozesse sauber aufzuarbeiten und einige Punkte nochmals zu hinterfragen. Am Ende hat es auch sicherlich unser Selbstbewusstsein gestärkt, dass wir mit Kaspar& eine Lösung haben, die auch aus Kundenschutzsicht einen klaren Mehrwert bietet.

Wozu braucht Kaspar& die Vermögensverwaltungslizenz, wenn doch mit der HBL eine Bank im Hintergrund steht?

Als regulierter Vermögensverwalter können wir unabhängig für unsere Kundinnen und Kunden Anlageentscheide treffen und somit unser gesamtes Know-how in der Finanzberatung einbringen. Wir glauben, dass wir nur so auf der Vermögensverwaltungsseite authentisch den Mehrwert schaffen können, den es braucht, um Vertrauen zu gewinnen. Hätten wir eine solche Lizenz nicht, müssten wir uns an die Vorgaben unserer Partnerbank bei den Anlagen halten, was diametral zu unserem Unabhängigkeitsansatz stehen würde.

Wir möchten uns nicht als Trading App positionieren, sondern unsere Kundinnen und Kunden entlasten und ihnen die Komplexität des Investierens abnehmen – eben eine echte Vermögensverwaltung für die breite Masse

Negativzinsen und vor allem auch die Corona-Pandemie haben die Zahl der Privatanleger massiv anwachsen lassen, Plattformen wie Robinhood, Trade Republic oder Bitpanda haben enorm zugelegt, in der Schweiz auch Neo-Banken wie Revolut, Yuh und FlowBank. Auch deshalb, weil sie zwischen Aktien, ETFs und Kryptos alle Anlagen anbieten – ist diese Breitenbewegung für Kaspar& ein marktöffnender Vorteil oder ein Kunden minimierender Nachteil?

Das ist in unseren Augen ganz klar ein marktöffnender Vorteil, denn diese Plattformen stärken die Selbstverständlichkeit von digitalen Angeboten im Umgang mit Anlegen und Investieren. So wie Elektroautos das neue "Normal“ werden, werden in Zukunft digitale Anlagelösungen klassische Modelle zunehmend ablösen. Im Gegensatz zu den von Dir genannten "Do-it-yourself“-Plattformen möchten wir uns dabei jedoch nicht als Trading App positionieren, sondern eben unsere Kundinnen und Kunden entlasten und ihnen die Komplexität des Investierens abnehmen – eben eine echte Vermögensverwaltung für die breite Masse. Ich glaube die Marktpräsenz der anderen Player wird uns helfen, dass Kunden überhaupt unser Angebot wahrnehmen, was uns natürlich dann erlaubt, diese Kunden zu erreichen.

Die eigenverantwortlichen Anleger in der Bandbreite zwischen Zocker und autonomem Langfristanleger mit Vernunft werden nicht bei Euch andocken – ist der Markt der Anderen gross genug, die könnten ja auch zu einer klassischen Bank gehen, wenn sie begleitet und betreut werden möchten?

Der Markt ist nicht nur attraktiv, sondern stellt das wahrscheinlich attraktivste Segment überhaupt dar. Wer es schafft, die bisher nicht investierte breite Bevölkerungsmitte zu erreichen und zum Investieren zu bringen, wird wahrscheinlich zu einem der erfolgreichsten Marktspieler überhaupt. Im Gegensatz zu Banken setzen wir dabei auf die schnelle und unkomplizierte Zugänglichkeit, die zeitgemässe digitale Gestaltung unseres Angebots und die Gamification des Aufrundens. Das bietet so in der Form heute keine Bank. Hinzu kommt unsere transparente All-in-Gebühr, welche unsere Kundinnen und Kunden von Anfang an wissen lässt, was ihre Anlage bei Kaspar& kostet – mit nur einer Zahl.

Gutes Stichwort, Gebühren und "nur eine Zahl": Einige Eurer Mitbewerber wissen bereits, wie günstig geht – seid Ihr ebenfalls der ruhige und sichere Hafen für gebührentraumatisierte Anlegerinnen und Sparer in der Schweiz?

Vor Kaspar& haben wir alle vier Gründer viele Jahre in der Finanzbranche gearbeitet und dabei vor allem eines gelernt: In keiner Industrie sind Gebühren so intransparent wie in der Finanzindustrie. Das mag zugegeben attraktiv sein, so lange man dort arbeitet, aber wirklich fair ist es ehrlich gesagt nicht.

In keiner Industrie sind Gebühren so intransparent wie in der Finanzindustrie

Von daher stand für uns von Anfang an fest, dass wir ein echtes All-in-Gebührenmodell für Kaspar& wollen. In unseren 0.85 Prozent pro Jahr sind alle Produktkosten (TER), Stempelsteuern, FX-Gebühren, Transaktionskosten, Courtagen, Depot- und Verwaltungsgebühren, Ein- und Auszahlungen, Umschichtungen sowie der Steuerauszug drin. Es kommt somit nichts Zusätzliches am Ende noch obendrauf. Die Karte und das Konto sind zusätzlich immer kostenlos. 0.85 Prozent pro Jahr mag auf den ersten Blick zwar nach viel klingen, aber wenn bei anderen Angeboten wirklich offen sämtliche Gebühren einberechnet werden, dann sind wir halb so teuer wie traditionelle Bankangebote und in der unteren Hälfte im Vergleich zu anderen digitalen Anbietern.

Die Berechnung unserer All-in-Gebühr ist übrigens operativ alles andere als trivial und hat uns lange Kopfschmerzen bereitet, aber so schliesst sich wohl dann irgendwann im Leben der Kreis.

In welche Richtung wird Kaspar& das Angebot ausbauen, welche Erweiterungen, Funktionen oder neuen Anlageformen sind geplant?

Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auf der einen Seite planen wir unterschiedliche Erweiterungen basierend auf unseren angestrebten Vertriebskanälen und Partnerkooperationen, welche wir im Verlauf dieses Jahres nach und nach launchen wollen. Hinzu kommen naheliegende Erweiterungen wie beispielsweise Apple und Google Pay, welche die Bedienbarkeit der Kaspar&-Lösung verbessern sowie mögliche Produkterweiterungen im Vorsorgebereich. Schliesslich spielt für uns aber auch die Kaspar&-Community eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der nächsten Produktfeatures, wie zum Beispiel der Wunsch nach mehr Mitbestimmung in der finalen Portfolioausgestaltung.

Kaspar& in drei Jahren: Wo steht Euer Unternehmen, wer ist Kunde, wie viele Kunden sind an Bord und wie geht’s der Konkurrenz?

Das ist natürlich eine Steilvorlage, um nochmals auf das Thema Erfolg zu sprechen zu kommen: Natürlich möchten wir in den nächsten Jahren möglichst viele Kundinnen und Kunden in der Schweiz von Kaspar& überzeugen. Wenn sich unser Karten- und Zugänglichkeitsansatz dabei im Live-Betrieb so wie in der Pionierphase verhält, dann glaube ich, dass wir auch tatsächlich sehr gute Chancen haben, mehrere Zehntausend Kundinnen und Kunden in den nächsten Jahren zu gewinnen.

Davon aber mal abgesehen glaube ich vor allem, dass wir dann Erfolg haben, wenn es in Zukunft immer noch morgens allen Freude macht ins Büro zu kommen, um Kaspar& voranzubringen. Mit Blick auf unsere Wettbewerber kann ich mir vorstellen, dass der Markt für digitale Anlagelösungen in der Schweiz zunehmend an Fahrt aufnehmen wird und sich langsam aber sicher mehr Player etablieren können. Dies wäre nicht zuletzt auch deshalb begrüssenswert, da es für Endkunden einen wirklichen Mehrwert an Angebots- und Preisqualität bieten würde.

Der Interviewpartner: Jan-Philip Schade

Jan-Philip Schade, Mitgründer des FinTechs Kaspar&

Jan-Philip Schade ist neben Lukas Plachel, Lauro Böni und Sebastian Büchler einer der vier Gründer von Kaspar&, einem FinTech Spin-off der Universität St.Gallen (HSG) und ETH Zürich.

Vor der Gründung von Kaspar& arbeitete Schade als Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei einem Schweizer Vermögensverwalter und sammelte dort umfangreiche Erfahrung in der Verwaltung von quantitativen Anlagestrategien für Schweizer Pensionskassen und institutionelle Anleger. Später war er beim selben Unternehmen für die Digitalisierungsstrategie zuständig.

Schade verfügt über einen PhD in Finance der Universität St.Gallen (HSG) im Bereich Quantitative Asset Management sowie FinTech und schraubt gerne an seinem alten Auto.