Crowdfunding

Wo steht die Crowdfunding-Plattform Funders nach zwei Jahren?

Crowdfunding-Plattform Funders
Bild: LUKB | Crowdfunding-Plattform Funders

Funders, die Crowdfunding-Plattform der Luzerner Kantonalbank hat Geburtstag. Statt Geburtstagskuchen ein Blick auf die Entwicklung der letzten zwei Jahre.

Am 20. Juni 2016 hat die Luzerner Kantonalbank innerhalb ihrer Digitalstrategie die Crowdfunding-Plattform Funders lanciert. 

Zum Start sind primär kulturelle, soziale und Projekte aus dem Sportbereich unterstützt worden – also Crowdsupporting. Bei dieser Form des Crowdfundings unterstützt die Crowd Projekte finanziell und erhält im Gegenzug immaterielle Leistungen, zum Beispiel Konzerttickets oder ein Produkt, das investierte Kapital wird nicht zurückbezahlt.

Im April 2018 hat die LUKB die Plattform erweitert und Crowdlending als alternative Finanzierungsform für KMU und Startups integriert. Beim Crowdlending geht’s dann um "richtige" Kredite, also um rückzahlbares Kapital gegen Zinsen – allerdings nicht klassisch über die Bank, sondern zur Verfügung gestellt von der Crowd.

Wachstum mit Kooperationspartnern

Bereits Anfang 2017 hat die Luzerner Kantonalbank Funders für Partner geöffnet und weitere Kantonalbanken mit an Bord genommen, welche die Technologie und Plattform nutzen können. Mit dem Effekt, dass auch andere Banken regional agieren können und vor allem das Thema Crowdfunding in der Schweiz bekannt und als Finanzierungsform attraktiv machen. 

Neben der LUKB sind heute vier weitere Banken über die Plattform Funders im Crowdfunding unterwegs: die Berner, Nidwaldner, Obwaldner und die Thurgauer Kantonalbank.

Die Crowdfunding-Plattform Funders in Zahlen

Die Zwischenbilanz der LUKB mit Funders nach zwei Jahren: 

  • 137 Projekte
  • 10'000 Funder
  • 2.5 Millionen Franken Funding
  • Erfolgsquote 77.9 Prozent

Über die blossen Zahlen hinaus gibt's auch Rekorde:

Kultur- und Sportsponsoring
Im Juni 2018 ist mit dem Luzerner Sinfonieorchester das bisher grösste Kultur-Crowdfunding der Schweiz mit 580'000 Franken erfolgreich abgeschlossen worden. Und mit dem Sportclub Kriens feiert die LUKB das grösste Schweizer Sport-Crowdfunding-Projekt mit 280'000 Franken.

Crowdlending
Erste Erfolge gibt's auch beim Crowdlending zu melden, das erst im April 2018 als alternative Finanzierungsform für KMU und Startups lanciert worden ist. Die ersten Projekte sind mit Ziellandung abgeschlossen worden, zum Beispiel mit der Kleinbrauerei Soorser Bier AG (Kreditsumme 60'000 Franken) und dem E-Bike-Hersteller Aureus Drive GmbH (Kreditsumme 50'000 Franken). 

Daniel Lütolf, Projektleiter Crowdfunding bei der LUKB, ist überzeugt:
 

Crowdfunding hat sich als alternative Finanzierungsform etabliert

Wirklicher Erfolg oder nur Optimismus?

Sind 2.5 Millionen Franken innerhalb von zwei Jahren ein Erfolg oder nur ein erfreulicher Tropfen auf den heissen Kreditmarkt-Stein?

Als die Luzerner Kantonalbank ihre Crowdfunding-Plattform 2016 lanciert hat, war Crowdfunding noch eine Nische mit eher geringer Bekanntheit. Die LUKB hat mit Funders mitgeholfen, das Instrument bekannter zu machen und als Geldbeschaffungs-Kanal zu popularisieren. So wie die gesamte Branche, so entwickelt sich auch Funders – mit steiler Kurve nach oben.

Im Vergleich zum Startpunkt ist das bisher Erreichte sicher ein Erfolg. Und der Optimismus ist ebenfalls begründet, dafür gibt's mehrere Indikatoren.

Das Interesse an dieser Form der Kapitalbeschaffung hat stark zugenommen. Ein Blick auf die Zahlen des letzten Crowdfunding Monitoring Schweiz vom Mai 2018 zeigt die Entwicklung der verschiedenen Bereiche:

  • Crowdfunding 2017
    Volumen: CHF 374.5 Millionen
    Entwicklung: +192%
  • Crowdlending 2017
    Volumen: CHF 186.7 Millionen
    Entwicklung: +239%
  • Crowdinvesting 2017
    Volumen: CHF 135.2 Millionen
    Entwicklung: +245%
  • Crowdsupporting/Crowddonating 2017
    Volumen: CHF 29.1 Millionen
    Entwicklung: +72%
  • Invoice Trading 2017
    Volumen: CHF 23.5 Millionen
    Entwicklung: +38%

Ein zweiter Blick, fokussiert auf Crowdlending, zeigt, wie sich die Volumen in diesem Bereich verteilen. Die Zahl der erfolgreich vermittelten Kredite hat sich von 840 (2016) auf insgesamt 2'035 (2017) erhöht.

Bereich Volumen 2017 Kreditsummen Ø Investition pro Kreditgeber Ø
Business 111,6 Millionen CHF 300'000 CHF 25'000
Consumer 52,0 Millionen CHF 31'000 CHF 4'000
Real Estate 23,1 Millionen CHF 854'000  

Die Kreditsummen pro Kreditnehmer sind markant angestiegen. Auch das ist ein Indiz für eine gewisse "Gewöhnung", das Instrument Crowdlending hat den exotischen Status abgelegt und ist zur breiter akzeptierten Finanzierungsform geworden. Lag zum Beispiel die Kreditsumme bei den KMU pro Kreditnehmer 2016 im Durchschnitt noch bei CHF 171'000, hat sich die Summe innerhalb eines Jahres auf CHF 300'000 erhöht.

Die grösste einzelne Transaktion in diesem Segment war 2017 ein vermittelter KMU-Kredit in der Höhe von 8,7 Millionen Franken. Ein Einzelfall, der jedoch zeigt, dass im Business Crowdlending Grenzen getestet und erweitert werden können.

Der dritte Blick über die Grenzen der Schweiz hinaus, macht deutlich, welche Volumen in anderen Ländern bereits erreicht worden sind und mit welchen Wachstumsraten Crowdlending in den verschiedenen Ländern nach und nach zum Wirtschaftsfaktor wird.

Crowdlending holt erst Anlauf

Zwischen 2008 und 2015 war Crowdfunding ein exotisches Phänomen, das noch auf sehr kleiner Flamme köchelte. Die Volumen haben sich jährlich in etwa verdoppelt, allerdings auf sehr tiefer Basis und deshalb noch nicht wirklich beeindruckend. 

Medien haben das Thema verstärkt aufgegriffen, regelmässig berichtet, und die Finanzierungsform über die Crowd ins Bewusstsein von Bevölkerung und Wirtschaft gebracht. 2016 und 2017 waren dann erstmals Wachstumsraten zu verzeichnen, die Crowdfunding aus der exotischen Nische geholt haben und vor allem die Bereiche Crowdlending und Crowdinvesting sind sprunghaft gewachsen.

Aller Voraussicht nach geht diese Entwicklung weiter und Crowdfunding wird verstärkt zum Instrument der Kapitalbeschafftung und zur Anlageform für Investoren. Wohin die Reise gehen kann, zeigt die Entwicklung im Ausland, vor allem mit Blick auf jene Länder, die einige Jahre Vorsprung haben und schon länger im Geschäft sind.

Crowdlending – ein Geschäft für Banken?

Die in früheren Jahren vermittelten Kreditsummen pro Kreditnehmer waren für Banken nicht interessant. Nur: die Summen sind kräftig angestiegen und steigen weiter. Der grösste bisher vermittelte KMU-Kredit in der Höhe von 8,7 Millionen Franken ist noch die Ausnahme, zeigt jedoch, in welche Richtung Grenzen erweitert werden können.

Möglicherweise keine schlechte Idee für Banken, in einem Bereich engagiert zu sein, der Grenzen verschieben kann und der Kreditnehmer, Private und KMU, mit Investoren zusammenbringt.