Instant Payments

SIX hat SIC5 in Betrieb genommen und macht damit den Weg frei für Instant Payments in der Schweiz

Junge Frau geht sehr schnell und schaut auf ihr Smartphone
Bild: Getty Images | Maria Korneeva

Mit der Bereitstellung der SIC5-Plattform hat SIX die technischen Voraussetzungen geschaffen – nun sind die Banken am Zug.

Wie SIX meldet, hat die neue SIC5-Plattform die Verarbeitung von Instant-Zahlungen im produktiven Betrieb erfolgreich aufgenommen. Das moderne Zahlungssystem SIC5 ist die Voraussetzung, damit Geldbeträge in Echtzeit zwischen Banken in der Schweiz und in Liechtenstein in Echtzeit überwiesen werden können. Echtzeit bedeutet: innerhalb von 10 Sekunden oder weniger.

Instant Payments in der Schweiz ab August 2024

Mit der Inbetriebnahme des Zahlungssystems SIC5 hat SIX die erste Projektphase abgeschlossen, Instant Payments in der Schweiz starten jetzt mit der Phase zwei. Was bedeutet das konkret?

Die ersten Banken haben sich bereits an SIC5 angeschlossen und schnelle Konto-zu-Konto-Zahlungen erfolgreich durchgeführt.

Bis zum Sommer 2024 werden sich rund 70 Finanzinstitute, die zusammen den grössten Teil des gesamten Kundenzahlungsverkehrs in der Schweiz abdecken, ebenfalls an das neue System SIC5 anschliessen und in der "Friends and Family"-Phase" Erfahrungen sammeln.

Die offizielle Markteinführung von Instant-Zahlungen ist ab 20. August 2024 geplant.

Zieht die Schweiz mit diesem Schritt gleich mit den Banken im EU-Raum?

Nicht in vollem Umfang. Instant Payments werden auch in der Schweiz obligatorisch, vorerst allerdings nur in eine Richtung: Schweizer Banken werden zum Empfang von Instant Payments verpflichtet. Sie bleiben jedoch frei in der Entscheidung, ob sie die ausgehenden schnellen Zahlungen ihren Kundinnen und Kunden als Service oder als Standard anbieten wollen.

Letzteres wäre eine sehr gute Idee. Im digitalen Zeitalter haben Überweisungen, die Stunden oder Tage dauern, bis sie beim Empfänger ankommen, einen fast schon musealen Charakter. Deshalb empfinden Kundinnen und Kunden Instant Payments auch nicht als unglaubliche Innovation, sondern eher als eine Selbstverständlichkeit. Zumal sie sich an die schnellen Zahlungen gewöhnt haben, die zahlreiche Big Techs, FinTechs und Neo-Banken als kostenlosen Standard für sie durchführen.

Die Idee der Banken im EU-Raum, Instant Payments mit zusätzlichen Gebühren zu belasten, hat sich denn auch als Schlag ins Wasser erwiesen. Kundinnen und Kunden erwarten schnelle Zahlungen von ihrer Bank, ohne dafür extra bezahlen zu wollen. Die EU-Kommission hat verstanden und sorgt nun dafür, dass Zusatzgebühren für Sofortzahlungen fallen werden.

Einbahnstrassen werden auf Dauer nicht genügen

Die Schweiz macht mit der Initiative der Schweizerischen Nationalbank (SNB) einen Schritt in die richtige Richtung. Sämtliche Schweizer Banken mit mehr als 500'000 Kundenzahlungen pro Jahr müssen die Vorgaben der SNB zu Instant Payments bis August 2024 erfüllen. Alle anderen Banken, die Kundenzahlungen durchführen, haben Zeit bis Ende 2026.

Das bedeutet, dass der Service des Empfangs von Sofortzahlungen ab August 2024 weitgehend, ab Ende 2026 dann flächendeckend in der Schweiz zur Verfügung steht. Instant Payments in die andere Richtung – vom Zahler zum Empfänger – möglicherweise auch. Zumindest zum Teil, angeboten von Banken, die sich nicht damit begnügen möchten, ihre Kundinnen und Kunden auf Einbahnstrassen fahren zu lassen.

Die Vorteile von Instant Payments für Kunden und für ihre Banken

Die sofortige Sichtbarkeit von erfolgten Zahlungen bringt im Handel und im eCommerce Sicherheit und kann logistische Prozesse beschleunigen (Kunde hat bezahlt, wir können ausliefern).

Banküberweisungen gehen auf Augenhöhe zu Kartenzahlungen und können diese teilweise ersetzen.

Die jeweiligen Zahlungspartner profitieren von sofort nachgeführten und deshalb jederzeit aktuellen Kontoständen, Zahlungsempfänger können ohne Wartezeien sofort über das Geld verfügen.

Private Kundinnen und geschäftliche Kunden werden diesen Serviceausbau schätzen, das wiederum kann generell die Beziehung zwischen Banken und ihren Kunden verbessern.

Warum Regulatoren in der EU eingegriffen haben

Instant Payments sind im EU-Raum seit Ende 2017 Realität. Die Teilnahme war bisher für Banken freiwillig. Das hat zu Friktionen geführt, weil das System nur flächendeckend funktionieren kann. Wechselnde Auslöser und Empfänger von Überweisungen, also sämtliche Zahlungsdienstleister und Banken, müssen am System angeschlossen sein. Ein System mit Lücken ist nicht brauchbar, Sofortzahlungen funktionieren auf einem Flickenteppich nicht zuverlässig. Aktuell bietet ein Drittel der Banken im EU-Raum die schnellen SEPA-Zahlungen gar nicht an.

Gegenmassnahme: Die Regulatoren haben nun eingegriffen, Instant Payments werden für EU-Banken zur Pflicht.

Auslöser für diese Intervention war auch, dass die Die EU-Kommission bereits vor einem Jahr festgestellt hat, dass Ende 2021 nur 11 Prozent aller Überweisungen innerhalb der EU als Instant Payments durchgeführt worden sind. Das hängt auch damit zusammen, dass zahlreiche Banken für ihre Kundinnen und Kunden Sofortzahlungen mit Gebühren bis zu 1 Euro pro Transaktion unattraktiv gemacht haben.

Gegenmassnahme: Der Rat und das Europäische Parlament haben nun festgelegt, dass die Zusatzgebühren für Instant Payments fallen müssen. 

Oft gehört und ziemlich sicher falsch: "Instant Payments entsprechen keinem Bedürfnis". Wahrscheinlicher ist: für erwartete Selbstverständlichkeiten, die noch nicht mal flächendeckend funktionieren, wollen Kundinnen und Kunden nicht extra bezahlen. 

Gegenmassnahme: Es braucht keine. Werden Instant Payments zum vielgepriesenen "neuen Normal", werden sie als Standard genutzt und geschätzt.