Impact Investing

Impact Investing: Was steckt dahinter?

Windpark und Solarzellen
Bild: NanoStockk | Getty Images

Was es ist, wie es performt und was es bewegen kann: Spezialist Dr. Tillmann Lang wird konkret und beleuchtet die zentralen Aspekte rund um Impact Investing.

Traditionell gelten Philanthropie und Vermögensaufbau eher als zwei gegensätzliche Pole. Doch diese traditionelle Vorstellung ignoriert, dass Unternehmen zu den grossen Katalysatoren für Veränderungen gehören, im Guten wie im Schlechten. Und hier kommt Impact Investing ins Spiel.

CO2-Emissionen, Chancengleichheit, Menschenrechte, Korruption – Unternehmen haben starken Einfluss auf diese Themen. Oft stehen sie mittendrin. Anders als beim herkömmlichen “nachhaltigen” Investment (auch SRI, Socially Responsible Investment, genannt) werden beim Impact Investing aber nicht nur die grössten Missetäter vermieden. Stattdessen kann man beim Impact Investing auch in Unternehmen investieren, welche die Welt nach den eigenen Vorstellungen positiv verändern. Somit ist Impact Investing zwischen traditionellem Investieren und gemeinnützigen Spenden einzuordnen. Aber fangen wir von vorne an...

Was ist Impact Investing?

Die Definition von Impact Investing in der Finanzwelt kann sehr unterschiedlich sein. Die Autorin Judith Rodin schreibt in ihrem Buch “The Power of Impact Investing” etwa: “Eine neue Welle an Investoren benutzt Impact Investing, um einige der grössten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen – vom Klimawandel bis zur Wasserknappheit, vom fehlenden Zugang zu Gesundheitsversorgung bis hin zu Bildung und erschwinglichem Wohnraum. Dabei bleibt das Ziel, auch finanziell Gewinn zu machen.”

Der Vorreiter im Bereich Impact Investing, "The GIIN" (Global Impact Investing Network), definiert die Anlageform etwas anders: "Impact-Investitionen sind Investitionen mit dem Ziel, neben einer finanziellen Rendite auch einen sozialen und ökologischen Impact zu erzielen."

Unter dem Strich handelt es sich um eine Möglichkeit für Investoren, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – und gleichzeitig ihr Vermögen mit einem Anlageportfolio zu vergrössern. Dabei kann und sollte in Unternehmen investiert werden, welche die eigenen Interessen und Werte vertreten. 

Vorsicht vor Greenwashing

Inzwischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, Impact Investing zu betreiben. FinTech-Plattformen, Startups, aber auch grössere Banken bieten Investitionen in nachhaltige Obligationen, Aktien, Fonds oder Kredite an. Aber wie entscheiden sie, was “nachhaltig” ist? Das ist in der Tat nicht immer ganz einfach – und das sogenannte “Greenwashing” ist einer der Hauptgründe dafür.

Greenwashing stellt ein ernsthaftes Problem dar, nicht nur für Geldanlagen. Es findet statt, wenn Unternehmen mit ausgefeilten PR- und Marketingkampagnen einen ökologischen Etikettenschwindel betreiben, um Menschen davon zu überzeugen, dass sie sehr viel umweltbewusster sind und handeln, als es tatsächlich der Fall ist. So mag ein Modelabel beispielsweise seinen Einsatz für Menschenrechte feiern, während es mit Zulieferern zusammenarbeitet, deren Arbeitsbedingungen alles andere als menschenwürdig sind.

Solche Fälle auszuschliessen, ist für Anbieter von Impact Investing Challenge und Anspruch zugleich. Dennoch legt jeder seine eigenen Standards fest – was etwa dazu führen kann, dass plötzlich Unternehmen wie Alibaba, die chinesische E-Commerce-Plattform und einer der weltgrössten Marktplätze für Billig-Gadgets und Wegwerfmode, im nachhaltigen Portfolio landen. So geschehen bei einer Schweizer Grossbank.

Besonders unerfahrenen Investoren sei deshalb empfohlen, das eigene Portfolio von einem vertrauenswürdigen Anbieter zusammenstellen zu lassen, bei dem man volle Einsicht und ein Mitspracherecht hat. Und immer gilt: Vorsicht vor horrenden Gebühren!

Gewinne durch Impact Investing: Was kann ich erwarten?

Es ist ein häufiges Missverständnis, dass man finanzielle Erträge opfern muss, wenn man sich für Impact Investing anstatt für traditionelles Investieren entscheidet. Auch wenn es viele Impact Investoren gibt, die den "Impact" beziehungsweise die Auswirkungen über den finanziellen Gewinn stellen, ist es möglich, positiv zu wirken ohne bei den Gewinnen Kompromisse eingehen zu müssen. Heute gibt es mehr und mehr Belege, dass Impact Investing sogar zu höheren Gewinnen führt als konventionelle Geldanlagen:

  • Eine Untersuchung der Royal Bank of Canada von mehr als 40 grossen Studien ergab, dass es keine Beweise dafür gibt, dass sozial verantwortliches Investieren zu niedrigeren Anlagerenditen führt.
  • Die 2017 Annual Impact Investor Survey von GIIN ergab, dass die Mehrheit der Befragten eine marktübliche Rendite erzielte und 91% der Investoren und Fondsmanager eine finanzielle Rendite erzielten, die ihren Erwartungen entsprach oder diese sogar übertraf.
  • Eine Meta-Analyse der Harvard University (eine statistische Analyse, die die Ergebnisse mehrerer Studien kombiniert) ergab, dass die Anwendung sozial verantwortlicher Kriterien zur Bewertung von Fonds keine negativen Auswirkungen auf das Risiko-Rendite-Verhältnis hat.

Eine Erklärung lautet so: Wenn sich ein Aktienportfolio an starken umweltverträglichen und sozialen Praktiken orientiert, dann wird das finanzielle Risiko durch Ressourcenknappheit, schwankende Ölpreise, Umweltstrafzahlungen, Korruption und Menschenrechtsskandale gemindert. Ausserdem investiert man in Zukunftsthemen und Zukunftstechnologien. Da zum Beispiel CO2-arme Technologien in der Zukunft an Bedeutung gewinnen, stellen sie oft eine gute Investition dar.

Kann mein Geld wirklich etwas bewegen?

Aber kann das Geld eines Kleinanlegers wirklich einen Einfluss auf ein Unternehmen haben, das Milliarden wert ist? Kann es durchaus. Ein Impact-Investing-Trend ist es, sich für die Investition in ein Unternehmen zusammenzuschliessen, um da bedeutende Veränderungen zu erwirken. Eine Reihe von Aktivisten hat im Kampf um mehr Waffensicherheit etwa einen beachtlichen Anteil an dem Waffenhersteller Ruger erworben. Ihr Ziel war es, Druck auf das Unternehmen auszuüben.

Ein anderes Beispiel ist Tesla: Das Unternehmen ist nur 14 Jahre alt. Trotzdem ist es führend auf dem Markt für Elektrofahrzeuge. Ohne Investoren, die an das Unternehmen glaubten, hätte Tesla nicht zu dem werden können, was es heute ist. Es ist auch denkbar, dass andere Autohersteller ohne die Innovationen von Tesla nicht den Druck verspürt hätten, ihr Angebot weiterzuentwickeln.

Je nach Investment kauft man direkte Anteile an Unternehmen. Als Miteigentümer am Unternehmen hat man das Recht, an der Hauptversammlung teilzunehmen und über wichtige strategische Entscheidungen abzustimmen. Da viele Investoren dieses Recht nicht wahrnehmen, hat man also eine wirkliche Chance, die Richtung des Unternehmens zu beeinflussen, in das man investiert.

Sprich, Impact Investing vereint das Beste aus zwei Welten: das Vermehren des eigenen Vermögens und die Möglichkeit, einen echten Einfluss auf die Entwicklung unseres Planeten zu haben. Eine wirkungsvolle Kombination, die weit über klassische Anlageoptionen hinaus geht. 

Der Autor: Dr. Tillmann Lang

Dr. Tillmann Lang ist Mitgründer und CEO von Yova. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Frage, wie man die Welt nachhaltiger gestalten kann – und welche Rolle die Finanzen bei diesem Übergang spielen.

Vor der Gründung von Yova arbeitete Tillmann mehr als sechs Jahre lang bei der Strategieberatung McKinsey & Company. Zudem war Tillmann CFO von Benefiit, einem Netzwerk von Impact-Investoren, und er ist Gründungsdirektor des Sustainability-in-Business-Lab der ETH Zürich.

Tillmann promovierte an der ETH Zürich und studierte Mathematik und Informatik an den Universitäten Heidelberg und Santiago de Chile. Seine Freizeit verbringt Tillmann mit seiner Familie beim Skifahren, Mountainbiken und anderen Outdoor-Aktivitäten.