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"Höhle der Löwen" Schweiz: Warum das Startup Livom auf einen Millionen-Deal verzichtet

Das Livom-Gründerpaar Tamara Haag & Sandro Haag mit Investor Lukas Speiser
Das Livom-Gründerpaar Tamara Haag & Sandro Haag mit Investor Lukas Speiser (auf dem Sofa) | Bild: CH Media

Investoren zeigen Startups oftmals die kalte Schulter, das ist Teil des Finanzierungs-Marathons – ungewöhnlich ist, wenn ein Startup einen Millionen-Deal ausschlägt.

Das Startup Livom produziert "das Sofa fürs Leben", um der Wegwerf-Mentalität entgegenzuwirken. Das Möbelstück ist modular, langlebig, nachhaltig, in Form und Funktion flexibel und deshalb mehr als nur ein Sofa.

Umsatzstark und im ersten Jahr schon profitabel

In der "Höhle der Löwen" Schweiz haben die beiden Gründer Tamara Haag und Sandro Haag vier Löwen von einem Investment überzeugen können. Die stolze Firmenbewertung von 20 Millionen Franken haben die Jungunternehmer mit Zahlen unterlegt, welche die Investoren ins Staunen gebracht haben: im ersten Jahr hat das Startup einen Umsatz von 8 Millionen Franken generiert, 2022 sollen 24 Millionen in mehreren Ländern erreicht werden. Zudem, die absolute Ausnahme für ein junges Startup, die Aussage der Gründer zur Profitabilität:

Wir sind profitabel, waren wir vom ersten Tag an, weil wir uns etwas anderes nicht leisten konnten

Vier von fünf Löwen sind beeindruckt und bereit zu investieren – sie halbieren die Firmenbewertung auf 10 Millionen, machen ihr Angebot und das Gründerteam schlägt ein: Roland BrackTobias ReichmuthJürg Schwarzenbach und Lukas Speiser​ investieren jeweils 250'000 Franken und erhalten dafür je 2.5 Prozent der Unternehmensanteile.

Der Deal steht und kommt trotzdem nicht zustande, warum nicht?

Dass Deals nach der Ausstrahlung platzen, ist zumindest bei der Schweizer Version der "Höhle der Löwen" die Ausnahme. Gründe können darin liegen, dass zum Beispiel die genannten Zahlen nicht stimmen oder dass man sich nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen kann. In der Regel kommt die Abfuhr in solchen Fällen von den Investoren. Bei Livom war's umgekehrt, das Gründerpaar hat die gesprochene Million ausgeschlagen. Warum?

Livom ist bereits in mehreren Länden vertreten und will weiter expandieren, insbesondere auch in die USA. Co-Gründer Sandro Haag gibt an, dass die Schweizer Löwen nach eigenen Aussagen das Startup bei der internationalen Expansion nicht wie erhofft unterstützen können. Deshalb verzichtet das Startup auf den Deal und bleibt offen für neue Investoren mit Know-how in den Bereichen Internationalisierung und Produktion.

Starke Haltung mit Lerneffekt für andere Startups

Eine selbstbewusste Entscheidung, auf eine Million Franken Wachstumskapital zu verzichten. Eine Entscheidung jedoch, welche die umfassende Rolle von Investorinnen und Investoren unterstreicht. Neben Kapital stellen Investoren Startups auch Know-how, Kontakte und strategische Unterstützung zur Verfügung. Sie ebnen zudem aktiv den Zugang zu neuen Kanälen und Distributionswegen. Kann dieser zweite und mindestens ebenso wichtige Teil der Investoren-Rolle nicht ausgefüllt werden, das ist hier offenbar der Fall, wäre das Investment nur ein Geld-Deal – das ist zu wenig.

So wie Investoren nach bestimmten Kriterien in ein Startup investieren oder eben nicht, so sollten auch Startups die wichtige und umfassende Rolle von Investoren im Auge behalten, die weit über blosses Kapital hinausgeht. Wenn's für beide Seiten passt, wird Wachstum und Erfolg möglich. Wenn's nicht passt, droht ein Fiasko für beide Seiten.