Die Schweiz sagt: Nüüt isch. Frankreich sagt: Bienvenue.

Bild: Website "French Tech Visa" für Tech-Talente, Startups und Investoren

Sommersession 2017: Bewegung und Engagement in Bundesbern rund um die Strategie "Digitale Schweiz".


Startup-Visa für Firmengründer

Ist ein Land ein Magnet für Startups und Tech-Firmengründer auf der ganzen Welt, hat das zahlreiche positive Auswirkungen: Ideen, Technologien und hochqualifizierte Spezialisten im eigenen Land, Firmengründungen und neue Arbeitsplätze, Reputation, Signalwirkung nach aussen, Stärkung der Position als Innovations- und Tech-Hub – durchwegs Wettbewerbsvorteile, die ins Gewicht fallen und damit auch eine Sogwirkung generieren.

Die Schweiz sagt: Nüüt isch

Diesen Argumenten mochte der Ständerrat noch nicht folgen, er hat die Motion zum Thema "Startup-Visa für Gründer" von Ruedi Noser (FDP) in der Sommersession 2017 abgelehnt. Im zweiten oder dritten Anlauf wird das dann wahrscheinlich klappen – schade jedoch, dass inzwischen wertvolle Zeit verloren geht, die andere Länder aktiv nutzen und ihre internationale Position dadurch stärken. Das schlägt mittelfristig auch in Studien durch, welche die Ranglisten der attraktivsten Länder für Startups, Tech-Talente und Innovation nachführen.

Kommentar von Ruedi Noser zur Ablehnung:

«Leider zeigt sich einmal mehr: Die Zukunft hat in Bern keine Mehrheit.»

Frankreich sagt: Bienvenue

Nicht als einziges Land, das Beispiel macht aus naheliegenden Gründen international Schule. Aktuell sendet jedoch Frankreich seine Botschaft in die Welt hinaus: "Welcoming Tech Talent from around the World to France". Unter "French Tech Visa" laufen vereinfachte und schnelle Verfahren für Startup-Gründer, Mitarbeiter und Investoren, die in Frankreich leben und arbeiten möchten. Der "Talent Passport" ist gültig für vier Jahre und kann jeweils erneuert werden.

Die Website erklärt Gründern die vier, Mitarbeitern und Investoren die drei kurzen Schritte zum "French Tech Visa". Wer's liest, fühlt sich tatsächlich willkommen. Die Botschaft dürfte in der Welt gut ankommen und Frankreich Tech-Talente, neue Firmen und Investoren ins Land bringen, die vorerst in der Schweiz nur Urlaub machen dürfen.

Der Bundesrat sagt: Kompetenz und Unterstützung für die "Digitale Schweiz"

Die Exekutive hat in den letzten Monaten schon mehrfach bewiesen, dass sie den Fragen der Digitalisierung und der Digitalen Transformation sehr offen gegenübersteht. Chancen, Risiken und Herausforderungen werden erkannt und benannt und der Bundesrat versucht, die Weichen vorausschauend richtig zu stellen, um die Chancen für die Schweiz zu nutzen.

Aktuell haben Bundespräsidentin Doris Leuthard (UVEK) und Bundesrat Johann Schneider Ammann (WBF) gemeinsam die Idee eines Kompetenz-Pools umgesetzt, um die entscheidenden Themen zu definieren und die zentralen Fragen der Digitalisierung im Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu diskutieren.

Konkret haben Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann einen "Beirat Digitale Transformation" geschaffen, der ihnen und ihren Departementen (UVEK und WBF) bei der Umsetzung der Strategie "Digitale Schweiz" beratend zur Seite steht. Die Gruppe der kompetenten Köpfe ist gut gemischt und hervorragend besetzt. Mit Exponenten aus Wirtschaft, Hochschule und Verbänden:

Jurgi Camblong (Sophia Genetics), Lino Guzzella (ETHZ), Christina Kehl (Swiss Finance Startups), Andreas Kubli (UBS), André Kudelski (Innosuisse, Kudelski Group), Moritz Lechner (Sensirion), Andreas Meyer (SBB), Ruedi Noser (Noser Management), Monika Rühl (Economiesuisse), Susanne Ruoff (Die Post), Urs Schaeppi (Swisscom), Roman Schafer (ABB), Jürgen Schmidhuber (IDSIA), Jean-Philippe Tripet (Aravis), Martin Vetterli (EPFL), Marc Walder (Digital Switzerland, Ringier) und Patrick Warnink (Google).

Interessantes Detail am Rande: An der ersten konstituierenden Sitzung des Gremiums ist, unter anderen Themen, der Fokus auch auf die "Gewinnung von Talenten" gelegt worden. Neben Bildung und Talentschmieden im eigenen Land, wäre hier jetzt noch etwas Überzeugungsarbeit im Ständerat zu traktandieren, damit die Idee der "Swiss Tech Visa" und damit "die Zukunft der Schweiz" in Bern und im Stöckli beim zweiten Anlauf eine Mehrheit bekommen. Sonst wird das wieder nichts mit den Talenten aus dem Ausland, die unsere Talente im Inland verstärken und ergänzen möchten.

Stichworte zum Thema im Lexikon: Digitale Transformation

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