Banking as a Service

Cembra startet eine digitale Sparoffensive und setzt auf Finstar

Ein Einmachglas mit Banknoten als Spartopf

Sparen ist im Trend, in verschiedensten Formen. Cembra will mitprofitieren, lanciert digitale Sparprodukte und die HBL wird zur Full-Service-Bank für Partner.

Das Rennen um Neukundengelder und Einlagen von Sparerinnen und Sparern läuft schon länger. Von Bank zu Bank allerdings mit unterschiedlicher Vehemenz, je nach Strategie. Die einen locken mit interessanten Zinsangeboten, andere bleiben zurückhaltend und verbuchen Zinsen lieber als Erträge in ihrer eigenen Bilanz.

Cembra lanciert digitale Sparprodukte

Cembra will vom Sparboom mitprofitieren und öffnet für Sparerinnen und Sparer verschiedene Tore, um neue Kunden und Gelder anzuziehen. Cembra bietet drei Typen von digitalen Sparkonten mit Zinsen zwischen 1.25 und 1.85 Prozent. Die Konten unterscheiden sich in der Flexibilität und in der Verfügbarkeit des angesparten Geldes – sie haben tiefere oder höhere Rückzugslimiten sowie kürzere oder längere Kündigungsfristen.

Den höchsten Zins mit 2 Prozent gibt's für das ebenfalls neu geschaffene Kindersparkonto. Im Gegensatz zur Lösung des FinTechs True Wealth, dürfen die Kontoeröffner, das sind meistens die Eltern, über das angesparte Kapitel bis zur Vorjährigkeit des Kindes frei verfügen. Bei True Wealth sind die Sparkinder besser geschützt, weil die Konten auf den Namen des Kindes eingetragen werden. Das FinTech bietet allerdings keinen reinen digitalen Cash-Spartopf, sondern eine kombinierte Spar- und Investlösung, ein ETF-Kinderportfolio.

Alle Konten von Cembra werden gebührenfrei geführt und lassen sich schnell und einfach digital eröffnen. 

Die Kombination von Sparen und Anlegen

Die Kombination von Sparen und Anlegen hat Cembra ebenfalls ins Programm aufgenommen. Kassenobligationen werden mit einem Sparkonto kombiniert, für die Obligationen gibt's Zinsen zwischen 1.95 und 2.10 Prozent, jeweils garantiert für die Laufzeit zwischen 2 und 10 Jahren.

Kassenobligationen bietet Cembra schon länger an, neu ist die Kombination von Sparkonto und Anlageform. Zinsen werden jeweils direkt dem verbundenen Sparkonto gutgeschrieben.

Die Technologie kommt aus Lenzburg

Für die neuen digitalen Sparprodukte nutzt Cembra die Technologie der Open-Banking-Plattform Finstar der Hypothekarbank Lenzburg (HBL). Darüber hinaus bezieht Cembra von den Lenzburgern zusätzliche Serviceleistungen im Zahlungsverkehr und auch bei der Kundenbetreuung.

Die Implementierung der neuen Module bei Cembra hat Finstar in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres umgesetzt. Die Open-Banking-Plattform Finstar verfügt über eine offene Schnittstellen-Architektur mit über 300 Endpunkten für zahlreiche Banking-Services.

Nach Aussagen von Patrick Vogt, Leiter Finstar Professional Services, soll mit dem Cembra-Case die modulare Integration in Rekordtempo realisiert worden sein:

Dank unserer offenen Architektur und den vielfältigen Schnittstellen konnten wir unsere Lösung innert kurzer Zeit auf Cembra anpassen und mit ihren existierenden Systemen verbinden

Diesen Weg sind inzwischen zahlreiche FinTechs, Neo-Banken und andere Finanzinstitute gegangen. Aufgefallen ist die Kooperation mit Coop letzten Herbst. Der Detailhandelsriese hat seine eigene Neo-Bank in Form der App Coop Finance+ mit Unterstützung der Hypothekarbank Lenzburg in den Markt gestellt. Offensichtlich sind die Systeme von Finstar hoch skalierbar und verkraften auch grosse Brocken mit entsprechendem Traffic und hohem Transaktionsvolumen.

Wird die HBL zur Full-Service-Bank für FinTechs und Finanzdienstleister?

Interessant ist, dass Cembra weitere Services aus Lenzburg bezieht, zum Beispiel die Ausführung von Kundenbetreuungsaufgaben. Ein Bekenntnis der HBL, dass in Zukunft nicht nur Technologie zu haben ist, auch weiteres Know-how und kundenbezogene Leistungen gehören mit zum Angebot. Für diese Bereiche steht Manuela Spillmann, Bereichsleiterin Services der Hypothekarbank Lenzburg.

HBL und Finstar erweitern dadurch das Spektrum der Begriffe Open Finance, Banking as a Service (BaaS) und Embedded Finance um eine Dimension. Mit dieser Dimension festigt die HBL ihre ohnehin schon einmalige Position in der Schweiz, weil Technologie zusammen mit weiteren Leistungen im Package bezogen werden kann.

Haben FinTechs, Neo-Banken oder andere Finanzdienstleister keine eigenen Ressourcen für die Kundenbetreuung oder sonstige Services, können diese Leistungen einfach dazugebucht werden. Das löst Drittunternehmen ein Problem und spült der HBL zusätzliche Einnahmen in die Kassen.

Zudem positioniert sich die HBL mit einem erweiterten Leistungsspektrum in Open Finance als One Stop Shop im Bereich BaaS. Damit vergrössert die Regionalbank aus Lenzburg ihren Vorsprung zu anderen Schweizer Banken, die in Sachen BaaS und Embedded Finance bisher erstaunlich inaktiv geblieben sind, zusätzlich und erheblich.

Die erste Schweizer Studie zu BaaS und Embedded Finance

Wie sich die BaaS-Landschaft in der Schweiz entwickeln wird, ist im Moment noch unklar. Einsichten und Konturen könnte eine Studie bringen, die Dr. Manuel Thomet und Prof. Dr. Bernhard Koye in Arbeit und unterwegs haben. Über die breit angelegte Studie, die erste dieser Art in der Schweiz, hat MoneyToday.ch ausführlich berichtet – hier geht's zum aufschlussreichen Interview mit den Initianten und Studienautoren.