Kreditkarten

Postfinance erhöht die Auslandsgebühren bei Kreditkarten – und erhebt neu einen Casino-Zuschlag

Symbolbild mit Smartphone als Symbol für ein Online-Casino
Bild: tussik13 | Getty Images

Gebühren für Serviceleistungen gehören zu den zentralen Ertragsquellen von Banken – zuweilen treibt die Gebühren-Kreativität jedoch seltsame Blüten.

Wer die Kreditkarte für Zahlungen im Ausland nutzt, findet auf seiner Abrechnung oftmals pro Kauf einen Bearbeitungszuschlag, direkt in den Betrag eingerechnet. Diese Zuschläge liegen, je nach Kartenherausgeber, zwischen 0 und 2.5 Prozent. Null-Prozenter sind in der Regel Neo-Banken, bei zahlreichen klassischen Banken liegen die Zuschläge zwischen 1.2 und 2.5 Prozent. 

Postfinance lag bisher mit 1.2 Prozent am unteren Rand und spielt sich nun mit der Erhöhung auf 1.7 Prozent ins untere Mittelfeld der klassischen Banken, wie der Vergleichsdienst Moneyland meldet. Fast noch interessanter: Postfinance erhebt neu auch eine zusätzliche Gebühr für Kundinnen und Kunden, die ihre Karte auf Glücksspiel-Portalen einsetzen. 

Die aktuelle Übersicht der Auslandsgebühren

Moneyland hat mit einer aktualisierten Übersicht die Auslandsgebühren oder Bearbeitungszuschläge verschiedener Kartenherausgeber benannt und gelistet.

Weitere Details gibt's direkt im News-Artikel von Moneyland nachzulesen, hier.

Moneyland merkt in der Analyse an, dass Bearbeitungsgebühren für Transaktionen im Ausland und für Transaktionen in Fremdwährungen bei Schweizer Karten weit verbreitet wären und nur Smartphone-Banken auf niedrige Gebühren setzen oder sogar komplett darauf verzichten würden. Die Übersicht dieser Smartphone-Banken bleibt der Vergleichsdienst im Gegensatz zur Übersicht der klassischen Banken dann allerdings schuldig – in der Schweiz sind derzeit immerhin acht Neo-Banken aktiv, deren Gebühren oder eben auch Null-Gebühren verglichen und gelistet werden könnten.

Alles Neon oder was?

Was Moneyland in der Tabelle (einmal mehr) auslässt, sind die weiteren Neo-Banken, neben Neon, die ebenfalls keine Auslandsgebühren erheben. Seine Lieblings-Neo-Bank top zu setzen, ist kein Problem. Alle übrigen Neo-Banken mit denselben Null-Gebühren auszublenden, liegt ebenfalls in der Freiheit der Autoren, könnte jedoch den Anspruch der Neutralität von unabhängigen Vergleichsdiensten etwas ankratzen. 

Der kreative Klimmzug mit den Glücksspiel-Gebühren

Banken entwickeln bei der Erfindung neuer Gebühren zuweilen eine erstaunliche Kreativität. So auch und seit längerem schon praktiziert im Zusammenhang mit Glücksspielen – in der Schweiz wie auch im Ausland. Nutzt ein Kunde seine Karte zum Beispiel in einem der zahlreichen Online-Casinos oder auf anderen Glücksspiel-Portalen, langt neu nun auch die Postfinance zu und zwackt dem Kunden 3.5 Prozent ab. Festgehalten in der aktuellen Dienstleistungs- und Preisübersicht auf Seite 16, deklariert als gesonderte Dienstleistung unter der Bezeichnung "Lotto-, Wett- und Casino-Transaktionen".

Das ist allerdings keine Erfindung von Postfinance, die gelbe Bank zieht lediglich nach – zahlreiche andere Banken pflegen diesen ertragsfördernden Brauch schon länger. Wer jetzt denkt, hier könnte Edelmut und Sorge um die Kundinnen und Kunden im Zusammenhang mit Suchtprävention im Vordergrund stehen, täuscht sich, es handelt sich schlicht um eine zusätzliche Ertragsquelle.

Eine ziemlich originelle Begründung für die Unsitte dieser willkürlichen Zuschläge hat bereits vor Jahren die deutsche Postbank unseren Kollegen vom Handelsblatt gegeben: "Der Erwerb von Lotto- oder Wettscheinen oder Chips im Spielcasino sowie bei entsprechenden Online-Anbietern entspricht dem Wesen nach dem Erwerb von Bargeld". Den "Erwerb von Bargeld" hat unsere Redaktion anders in Erinnerung: Bargeld ist aus Papier, kommt aus dem Automaten oder über den Bankschalter und ist deshalb teuer in der Bewirtschaftung. Casino-Geld über die Karte ist hingegen lediglich ein digital transferiertes Guthaben und funktioniert ohne Papier, Logistik und Automaten.

Die fantasievolle Begründung der Postbank dürfte inzwischen jedoch breit geteilt werden, in der Regel entsprechen die Casino-Gebühren in der Höhe den erhobenen Gebühren beim Bargeldbezug am Automaten. Letztere sind nachvollziehbar, erstere nicht, aber zumindest kreativ gedacht.

Das "Wesen" der Bargeldbeschaffung wird unterschiedlich definiert

Wie auch immer, Banken in Not und in Tiefzinsumfeldern brauchen Erträge, das ist unbestritten. Kundinnen und Kunden, die das "Wesen" der Bargeldbeschaffung dennoch anders definieren, können vor dem Besuch eines Online-Casinos prüfen, ob ihre Karte den virtuellen Glücksspielhallen neutral gegenübersteht. Mehrere Kartenherausgeber, Neo-Banken inklusive, führen in ihrer Gebührenliste keine gesonderte Position zu Casinos und Glücksspielen. Andere langen mit 3.5 bis 4 Prozent zu oder erheben sogar eine Mindestgebühr pro Transaktion von 10 Franken.

Richtig teuer kann die Spielfreude für Schweizer Zocker in ausländischen Casinos werden. Neben dem erwähnten Casino-Zuschlag kommen oftmals noch die Gebühren für Auslandszahlungen dazu und, je nach Karte und Herausgeber, auch noch versteckte Aufschläge auf die Wechselkurse. Die alte Casino-Weisheit scheint sich hier doppelt zu bestätigen: die Bank gewinnt immer.

Interessante Frage am Rande: Gibt's auch bei Glücksspielen die Guten und die Bösen? Jedenfalls scheinen zahlreiche Kartenherausgeber Swisslos und Loterie Romande offenbar zu den Guten zu zählen und erheben bei diesen Portalen keine Zuschläge. Bei allen anderen, möglicherweise den Bösen (?), fallen die beschriebenen Gebühren dann jedoch an.

Moneyland hat in einer aktuellen Übersicht zusammengestellt, welche Kartenherausgeber bei Casino- oder Glückspiel-Portalen zusätzliche Gebühren erheben – und welche eben nicht, Details gleich hier