Embedded Finance & Banking as a Service

Überlassen Banken Embedded Finance weiterhin den FinTech-Konzernen – oder werden sie nun selbst aktiv?

Blick auf das Bankenviertel in Frankfurt
Bild: GordonBellPhotography | Getty Images

Wir haben die Chancen nicht erkannt und das Potenzial unterschätzt, sagen deutsche Banken, wollen nun jedoch aktiv werden und sich im Markt positionieren.

Die Studie zur Perspektive deutscher Banken heisst "Embedded Finance: Now or never?" und kommt aus dem Hause des Banking-as-a-Service-Plattform-Anbieters C2. Das Unternehmen hat im März 2022 insgesamt 120 Führungskräfte aus deutschen Banken zu ihrer Haltung und konkreten Plänen zu Embedded Finance befragt. Wir bringen zentrale Resultate und Einsichten aus der Studie.

Die Potenziale von Embedded Finance

Finanzdienstleistungen, welche direkt bei Produkten und Services von Händlern und Unternehmen eingebunden werden, also bei Nicht-Banken, gehört die Zukunft. Nicht von ungefähr wird das Top-Thema Embedded Finance als Milliardenmarkt betrachtet.

In den Bereichen Buy-Now-Pay-Later, bei Abo-Modellen oder Pay-per-Use haben klassische Banken bisher das Feld internationalen FinTechs und Tech-Konzernen überlassen. Anbieter wie Klarna, Afterpay, Amazon und andere mischen die Märkte auf und haben sich mit entsprechenden Services längst etabliert. Mit Auswirkungen auf Finanzinstitute, diese riskieren, ihre klassische und bisher dominierende Rolle im Zahlungsverkehr der Privatkunden oder mit anderen Finanzdienstleistungen zu verlieren. 

Die Studie belegt, dass Banken ihre Versäumnisse inzwischen erkannt haben. Jeder zweite befragte Entscheider gibt selbstkritisch zu Protokoll, das Potenzial von Embedded Finance schlicht nicht erkannt und deshalb unterschätzt zu haben. Offenbar findet bei Finanzinstuten ein Umdenken statt. Der Marktführer Deutsche Bank ist bereits als einer der Vorreiter in den Markt eingestiegen, MoneyToday.ch hat berichtet, nun wollen auch weitere Institute den Anschluss finden.

Banking funktioniert heute auch ohne Banken

Eine Einsicht, die Banken durch die Erfolge und das Wachstum der Tech-Konzerne zu verinnerlichen beginnen. Aus der Sicht von Händlern und Konsumenten ist die Zeit vorbei, als sich Kunden erst ein neues Produkt aussuchten, dann bei ihrer Hausbank um einen Kredit nachfragten und anschliessend nach einem eher trägen Genehmigungsprozess mit der Finanzierungszusage in der Tasche die Ware kauften.

Diesen Umweg haben Tech-Konzerne in den letzten Jahren mit ihren Services und Angeboten stark abgekürzt. Wer sich diesen Trends und damit auch den Wünschen von Kundinnen und Kunden verschliesst, könnte ebendiese Kunden und damit auch direkte Geschäfte zu verlieren.

Mit Embedded Finance verschwimmen oder verschwinden die Grenzen zwischen Banken und anderen Branchen. Doch passen diese neue Art von Finanzierung und "indirekter" Finanzdienstleistungen aus Sicht der Banken zum Geschäftsmodell der Institute?

Überraschende 63 Prozent der befragten Institute sagen heute: "Embedded Finance passt auch zu unserem Geschäftsmodell oder zu unserer Strategie". Und auch der Dringlichkeit ist man sich inzwischen offenbar bewusst, 89 Prozent der Institute geben an: "Wer vom wachsenden Embedded-Finance-Markt profitieren will, muss schnell handeln".

Glaubt man den Ergebnissen der Studie, macht sich auch bei Banken allmählich die Einsicht breit, dass Finanzinstitute Kunden verlieren, wenn sie sich dem Trend von Embedded Finance verschliessen. FinTechs und Tech-Konzerne haben inzwischen Vorsprung und längst bewiesen, dass direkt in Kaufprozesse integrierte Finanzdienstleistungen von Konsumenten erwartet, geschätzt und auch genutzt werden.

Warum wollen Banken auf Embedded Finance setzen?

Die Motive des späten Einstiegs sind nachvollziehbar. Mit Embedded Finance wollen die Institute vor allem die Generationen Y und Z ansprechen. Zugleich zielen sie auch auf neue Einnahmequellen durch Embedded Finance-Produkte wie BNPL, Subscription oder Pay per Use.

Warum erst jetzt?

Zahlreiche Banken haben den Trend verschlafen und laufen einer grossen Bewegung und Entwicklung nun etwas hinterher. Doch warum haben sie Klarna, Afterpay, PayPal und Co. so lange passiv dabei zugeschaut, wie diese Tech-Unternehmen den Milliarden-Markt aufrollen? Jedes zweite Institut erklärt das damit, dass man den Trend und die Potenziale schlichtweg nicht gesehen habe.

Ebenfalls bremsende Rollen spielen offenbar fehlende Ressourcen (Personal und IT) sowie nicht vorhandes Know-how. Nur gut ein Fünftel der Befragten ist der Meinung, dass Embedded Finance wirtschaftlich nicht attraktiv genug wäre. Weitere gut zehn Prozent scheinen resigniert zu haben und betrachten den Markt inzwischen als besetzt (Anmerkung der Redaktion: Aus unserer Sicht eine Fehleinschätzung, Embedded Finance ist erst so richtig am Kommen, viel Raum vorhanden für agile Banken und innovative FinTechs).

Buy Now, Pay Later – wollen das Kunden überhaupt?

Die Frage ist durch die Antwort aus dem Markt längst überholt worden. Platzhirsch im Thema ist Klarna, das FinTech hat (unter anderem) mit BNPL international ein enormes Wachstum realisiert.

BNPL-Lösungen sind nur eine Ausprägung von Embedded Finance, heute im Markt allerdings (noch) die sichtbarste. Flexible Zahlungslösungen mit Ratenzahlungen gehören vor allem für junge Menschen mit zum Shopping-Kriterium und sind inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden. Warum?

Was Kundinnen und Kunden wollen: einfach, schnell, flexibel

Der gesamte Finanzierungsprozess muss einfach sein und reibungslos in das Shopping-Erlebnis und in den Kaufprozess integriert werden – ohne Brüche in der Customer Journey. In Deutschland erwarten drei von vier Konsumenten eine schnelle Kreditzusage innerhalb weniger Minuten sowie flexibel anpassbare Kreditraten.

Zwar ist auch den Instituten klar, dass heute kaum noch jemand bereit ist, seinen Kreditantrag umständlich bei der Hausbank zu stellen und dann auf die Auszahlung des Geldes zu warten. Doch Banken unterschätzen nach wie vor, wie stark das Bedürfnis nach einer einfachen, schnellen und flexiblen Abwicklung bei den Kunden tatsächlich ist, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt.

Die Studie zum Runterladen

Die Studie geht tiefer, weit über BNPL hinaus, thematisiert die Angst der Banken vor dem Verlust der Kundenschnittstelle (Spoiler: 70 Prozent der Banken befürchten, diese möglicherweise bereits verloren zu haben), berührt Aspekte der Regulierung und streift weitere Themen und Bereiche von Embedded Finance.

Der Report "Embedded Finance: Now or never?" mit sämtlichen Detailergebnissen der Befragung kann als PDF kostenlos runtergeladen werden, gegen Angabe von Name und E-Mail, über den Link gleich unten.