Nach Jahren mit Durststrecken und strengen Auflagen der Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte die Neo-Bank N26 Mitte 2024 ihre Freiheit zurückbekommen und durfte wieder ohne Einschränkungen geschäften.
Ein Jahr später hat sich N26 bereits wieder ins Visier der Finanzaufsicht manövriert, welche "Schwachstellen in den internen Kontrollsystemen, Prozessen und der allgemeinen Organsation der N26 Bank SE aufgedeckt hatte".
Dieser erneute "Sündenfall" hat dazu geführt, dass die Gründer und Co-CEOs Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal von ihren Investoren faktisch ausgebootet worden sind, wir haben berichtet, hier und hier.
Die BaFin wird konkret und zieht die Zügel an
Eine im Jahr 2024 durchgeführte Sonderprüfung und darüber hinaus auch die Prüfung des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 2024 haben laut BaFin ergeben, dass die ordnungsgemässe Geschäftsorganisation bei der N26 Bank SE nicht gegeben war. Gravierende Mängel gab es insbesondere im Risiko- und Beschwerdemanagement und bei der Organisation des Kreditgeschäfts. Das Institut verstiess damit gegen die Vorgaben des Kreditwesengesetzes.
Die Finanzaufsicht reagiert mit einem ganzen Katalog an Massnahmen und hat Anfang Woche kommuniziert, was sie übergeordnet von N26 verlangt:
Die N26 Bank SE muss angemessene und wirksame Massnahmen ergreifen, um eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation herzustellen
Die BaFin hat zudem einen Sonderbeauftragten bestellt, der die Einhaltung der Massnahmen überwachen und der BaFin über den Umsetzungsfortschritt berichten wird. Darüber hinaus hat die BaFin zusätzliche Eigenmittelanforderungen sowie Geschäftsbeschränkungen für das Institut festgelegt.
Die Bank darf in den Niederlanden kein Neugeschäft mehr mit Hypothekenkrediten betreiben. Auch die Verbriefung von Forderungen aus diesem Geschäft ist dem Institut untersagt.
N26 stellt sich personell völlig neu auf
N26 will in Zukunft personell weniger als FinTech, mehr als Bank operieren. Das zeigt sich auch an personellen Rochaden der letzten Monate in der Geschäftsführung wie auch im Verwaltungsrat. An zentralen Positionen sitzen neu gestandene Banker mit Erfahrung, keine FinTech- oder Startup-Exponenten, wir haben berichtet, hier.
In dieses Bild passt auch die Ernennung von Mike Dargan, der als bisherigen UBS-Spitzenmann ab April 2026 als CEO von N26 die Neo-Bank zum Erfolg führen soll. Die bisherigen und interimistischen Co-CEOs, Maximilian Tayenthal und Marcus Mosen, werden zu diesem Zeitpunkt ihre Sessel räumen.
Der Wechsel von Dargan von der UBS zu N26 bleibt in mehrfacher Hinsicht überraschend. Unsere Kollegen vom Handelsblatt zitieren einen Insider aus dem N26-Umfeld mit folgender Aussage: "Dass wir bei der Suche nach einem neuen Vorstandschef so hoch in das Regal greifen konnten, ist keine Selbstverständlichkeit". Das wäre natürlich "ein teurer Spass", so die Quelle, aber Dargan wäre es wert.
Der erfahrene Banker und bisherige Group Chief Operations and Technology Officer der UBS übernimmt im Frühling 2026 eine schwierige Aufgabe. N26 ist in unruhigen Gewässern unterwegs und es gibt zahlreiche ungelöste Probleme und offene Baustellen zu bewirtschaften.
Dargan bekommt von verschiedenen Seiten viele Vorschusslorbeeren – ein Hinweis darauf, dass mit seiner Person grosse Hoffnungen für die weitere Entwicklung von N26 verbunden werden. Der N26-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Andreas Dombret zum neuen CEO:
«Mike bringt umfassendes Branchenwissen, starke Führungskompetenzen und eine klare Vision für die zukünftige Entwicklung von N26 in diese neue Phase des Unternehmens ein»
Sollte Dargan seine neue Funktion mit einer klaren Vision antreten, muss der Weg zu einer stabilen Position von N26 in der Bankenlandschaft dennoch erst definiert und geschaffen werden. Ob die Neo-Bank zudem auf Dauer neben der erfolgreichen und aggressiven Challenger-Bank Revolut bestehen kann, die längst an N26 vorbeigezogen ist, wird sich ebenfalls erst in der Zukunft zeigen.