Verbände

Neu: Sygnum wird Mitglied der SBVg. In Arbeit: Die zentrale Herausforderung für die Schweizerische Bankiervereinigung.

Ein modernes Glasdach von unten
Haben in der Schweiz alle Banken unter einem gemeinsamen Dach Platz? (Bild: venakr | Getty Images)

Die Schweiz hat zwei Krypto-Banken, Seba und Sygnum – jetzt sind beide FinTechs Mitglied des Schweizer Branchenverbandes SBVg.

FinTechs pflegen in der Regel keine Berührungsängste, sie agieren und kooperieren in alle Richtungen, sofern Verbindungen sinnvoll erscheinen. 

Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg), der Spitzenverband der Schweizer Banken, agiert ebenfalls offener und zugänglicher als in früheren Zeiten.

Das eine wie das andere bringt allen Beteiligten Vorteile, zumal die Schweiz nur einen Finanzplatz hat, einen gemeinsamen. Die nationale und internationale Ausstrahlung ist das erarbeitete Resultat ebenso gemeinsamer Innovationen und Leistung – unabhängig davon, ob Aussergewöhnliches aus den Küchen von FinTechs, klassischen Banken oder eben auch Krypto-Banken stammt.

Der Neuzugang in der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die Krypto-Bank Sygnum ist das jüngste Mitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung, bestätigt gestern von der SBVg. CEO Jörg Gasser freut sich, durch den Neuzugang auf eine verstärkte Expertise im Bereich Digital Assets bauen zu können und sagt:

Gemeinsam können wir als Banken mehr erreichen und uns für einen innovativen sowie wettbewerbsfähigen Finanzplatz stark machen

Matthias Imbach, Group CEO der Sygnum Bank, teilt Gassers Ansicht und meint:

«Wir freuen uns, durch die Mitgliedschaft bei der Schweizerischen Bankiervereinigung einen weiteren Kanal zu haben, um unsere Expertise im Bereich digitaler Vermögenswerte mit einzubringen und gemeinsam mit anderen die Innovationskraft des Schweizer Finanzplatzes positiv zu prägen.»

Die zentrale Herausforderung für die Schweizerische Bankiervereinigung

Nach dem Austritt der Raiffeisen und der WIR-Bank letztes Jahr setzte die Schweizerische Bankiervereinigung ihre Flaggen nicht gerade auf Halbmast – eine Zäsur war und ist jedoch sicher notwendig, um erodierendes Terrain zu festigen und weitere Abwanderungen zu verhindern.

Fühlen sich einzelne Institute oder ganze Banken-Gruppen nicht gehört, nicht gewürdigt oder werden "laufend überstimmt", sind ihre Interessen durch die Mitgliedschaft in einem Verband nicht vertreten, sie haben kein Gewicht. In der Konsequenz verliert durch drohenden Mitgliederschwund auch der Verband an Gewicht. Eine ungemütliche und auch eine gefährliche Situation.

Inlandsbanken wie Raiffeisen oder die WIR-Bank haben eine andere Ausrichtung als Gross- und Privatbanken oder international ausgerichtete Krypto-Banken. Das liegt in der Natur verschiedener "Banken-Typen" – gerade in dieser Verschiedenheit liegen jedoch grosse Chancen. Für alle Mitglieder und damit auch für den Spitzenverband und den Finanzplatz Schweiz.

Die zentrale Herausforderung für die SBVg dürfte darin liegen, durch modifizierte Strukturen und das Definieren gemeinsamer Interessen verschieden ausgerichteten Finanzhäusern eine Heimat zu bieten. Gelingt das, hat die SBVg weiterhin eine tragende Rolle und kann alle Karten ausspielen, um den Finanzplatz Schweiz national und international zu prägen und zu stärken. Gelingt das nicht, könnten sich Erosionstendenzen fortsetzen und dem Spitzenverband irgendwann insofern die Spitze brechen, als eine Reihe kleinerer Verbände die jeweils spezifischen Interessen ihrer Mitglieder vertritt.

Ein Verband der Inlands- und Regionalbanken neben einem Verband der Gross- und Privatbanken und einem Verband der Neo- und Kryptobanken und noch einige Verbände dazu. Jeder Verband wurstelt mit engerem Fokus vor sich hin, macht sich für seine kleinteiligen Interessen stark, rangelt um die beschränkten Lobbyplätze in Bern und spricht mit leiser Stimme, weil das Megaphon der kraftvollen und geeinten Stimme nicht mehr in Betrieb ist. Im Ergebnis verliert der Finanzplatz Schweiz national und auch international an Gesicht und an Gewicht. 

Das wäre fatal. Und unnötig. Es ist die Herausforderung der nächsten Jahre für die SBVg, welche mit modifizierten Strukturen, Einigkeit, Gleichwertigkeit, dem Finden und Bündeln gemeinsamer Interessen zu tun hat, gegenseitige Akzeptanz und Wohlfühlfaktor inklusive. Sicher keine einfache Aufgabe, aber möglicherweise eine lohnende. Zumal der Finanzplatz Schweiz selbst vor grossen Herausforderungen steht. Die sind mit vereinten Kräften sämtlicher Mitspieler eher und leichter zu bewältigen – abtrünnige Splittergruppen und eine Vielzahl von Kleinverbänden, die alle ihr individuelles und unterschiedlich gewürztes Süppchen kochen, werden an diesen Herausforderungen scheitern.