Fractional Shares

Yuh macht fette Aktien schlanker und das Portfolio breiter: Fractional Trading und hundert neue Titel

Grafik, welche das Wesen von Fractional Shares darstellt
Grafik: Yuh

Die Challenger-App von Swissquote und Postfinance legt kräftig nach, baut das Produkt-Portfolio aus und bietet 33'000 Nutzerinnen und Nutzern neue smarte Features.

Die Challenger-App Yuh hat bereits bei ihrem Start im Mai 2021 gut vorgelegt – neben den klassischen Banking-Funktionen waren mit den Bereichen Sparen, Aktienhandel und Kryptowährungen zentrale Kundenmagnete mit an Bord. Dass Plattformen für Aktien- und Kryptohandel seit Monaten boomen, hat mehrere Gründe. Challenger-Banken, welche diese Funktionen anbieten, sind klar im Vorteil. Yuh hat jetzt mit erweiterten Funktionen und Angeboten nachgelegt.

Fractional Trading

Mit Fractional Trading wirft Yuh eine grosse Karte in die Waagschale. Fractionale Shares sind Bruchteile von Aktien – und genau diese verschlankten Aktienschwergewichte können nun von allen gehandelt werden. Wer nicht hunderte oder tausende Franken in ein einzelnes Wertpapier investieren kann oder will, kauft bereits ab 25 Franken Anteile jeder beliebigen Aktie. Das macht auch mit kleinem Budget eine breite Diversifizierung des eigenen Portfolios möglich.

Konkret können Nutzerinnen und Nutzer zum Beispiel hundert Franken aufteilen und je 25 Franken in ihre vier Lieblingsaktien investieren. Damit sind sie mit dem investierten Anteil an Gewinnen (Verlusten ebenfalls) und Dividenden an ihren Wertpapieren beteiligt. 

Ausländische Handelsplattformen haben diese bei Kunden beliebte Funktion schon länger im Angebot, in der Schweiz waren "gestückelte" Aktien und Fractional Trading bisher nur bei der FlowBank zu haben. Markus Schwab, CEO von Yuh, zum neuen Feature:

Mit Fractional Trading revolutionieren wir nicht nur den Schweizer Bankenplatz, wir demokratisieren ihn

An den Gebühren soll sich durch Fractional Trading nichts ändern, die bleiben weiterhin bei 0.5 Prozent.

Trading in Echtzeit und hundert neue Titel

Wurden zuvor Handelsaufträge von verschiedenen Kunden aus Kostengründen gesammelt und mit zeitlicher Verzögerung in Paketen platziert, ist dieses Defizit nun vom Tisch. Neu werden Aufträge unmittelbar in Echtzeit zum Marktpreis ausgelöst. Auch dieses von Kunden erwartete und gewünschte "Upgrade" soll auf die Gebühren keine Auswirkungen haben.

Waren zum Start um die hundert Aktien im Angebot, die gekauft, gehalten und verkauft werden können, hat Yuh die Palette nun verdoppelt – mehr als hundert weitere Titel hat die Finanz-App ins Produkt-Portfolio aufgenommen.

Das aktuell handelbare Angebot für Kundinnen und Kunden setzt sich bei Yuh aus 220 Aktien, 5 ETFs, 12 Trendthemen, 2 Anlagethemen und 24 Kryptowährungen zusammen. Das FinTech stellt weitere Ergänzungen in Aussicht, die noch im laufenden Jahr folgen sollen.

Wer nutzt die Angebote von Yuh?

Seit dem Start im Mai hat Yuh über 33'000 Nutzerinnen und Nutzer an Bord holen können. Rund die Hälfte dieser Kundinnen und Kunden nutzt nach Aussagen der Verantwortlichen aktiv die Trading-Funktionen. Ein sichtbarer Beleg dafür, dass Challenger-Banken mit dem Angebot von Aktien- und Kryptohandel gegenüber ihren Mitstreitern ohne diese Funktionen Unterschiede schaffen und im Vorteil sind.

Neukunden sollen weiterhin etwa zur Hälfte aus Kundenbeständen der beiden Muttergesellschaften Swissquote und Postfinance stammen. Dieser Kannibalisierungs-Effekt ist jedoch zu verschmerzen, die Kunden segeln wohl unter neuer Flagge, bleiben jedoch gewissermassen im eigenen Haus.

Interessantes Detail am Rande: Die frei zugewanderte andere Hälfte soll nach Aussagen des FinTechs im Verhalten zu den aktiveren Nutzern gehören. Das kann möglicherweise damit zusammenhängen, dass diese Kunden nicht aus Kosten- und Gebührengründen das Lager gewechselt haben, sondern eben bewusst und mit konkreten Absichten den Weg zu Yuh gewählt haben.

Wie steht Yuh im Markt?

Die Finanz-App ist erst seit sechs Monaten im Markt, zeigt eine gute Entwicklung, weist ein solides Wachstum auf und wird auch weiterhin von abwanderungswilligen Kunden bei Swissquote und Postfinance profitieren können.

Mit den Trading-Funktionen hat Yuh gegenüber anderen Neos und Challengern wie CSX von Credit Suisse, Neon, Yapeal und Zak von Bank Cler in diesem Bereich klar die Nase vorn. Aktienhandel bietet keine der anderen Apps, Kryptohandel nur Yapeal in einer beschränkten Form, Zak hat die bisher verfolgten Kryptopläne kürzlich beerdigt.

Gefahr für Yuh droht hier von der FlowBank, welche mit über 50'000 Finanzprodukten, Fractional Shares inklusive, eine extrem breite Palette anbietet. Zudem verfolgen Yuh und die FlowBank eine ähnliche Strategie, beide bieten Konto, Karten, Sparen und Investieren in einer App.

Ist die FlowBank eher als Trading-Plattform und Neo-Broker mit Banking-Funktionen positioniert, stellt sich Yuh als Banking- und Finanz-App mit Trading-Funktionen auf. FlowBank spielt mit Blick auf andere FinTechs und Neo-Banken die Karte der lizenzierten Bank aus, Yuh die Karte der coolen Finanz-App mit zwei grossen Mutter-Banken im Rücken. Finanz-Apps sind beide, aktuell aber mit unterschiedlich gesetzten Schwerpunkten unterwegs.

Welche Rolle spielen ausländische Player?

Challenger-Banken wie Revolut oder N26 spielen mit. Revolut hat Aktien- und Kryptohandel für einige Länder in Europa schon länger im Angebot, N26 will diese Trading-Funktionen eher bald integrieren. Die Schweiz ist ein attraktiver Markt und dürfte für beide Challenger-Banken mittelfristig als Teil der expansiven Planung auf dem Programm stehen. Spürbar würde hier vor allem Revolut mit 350'000 Nutzerinnen und Nutzern in der Schweiz.

Ob reine Neo-Broker wie Bitpanda oder Trade Republic in Zukunft auch in der Schweiz eine tragende Rolle spielen wollen und können, wird sich erst zeigen. Beide Anbieter profitieren vom Boom und von der Lust am eigenverantwortlichen Investieren der neuen Anleger-Generationen. Bitpanda wie auch Trade Republic verzeichnen in Europa enorme Wachstumsraten, Aktien- und Kryptohandel können beide. Sollten diese und weitere Neo-Broker irgendwann auf die Idee kommen, Banking-Funktionen als Ergänzung in ihre Plattformen zu integrieren, würden sich dadurch heute teilweise noch klare Unterschiede und Positionierungen zusätzlich verwischen.