Startups

Die "Höhle der Löwen" Schweiz: Ein FinTech, das alle lieben und ein FinTech, das keiner versteht

Das Gründerteam des FinTechs Splint Invest
Das Gründerteam des FinTechs Splint Invest | Bild: CH Media

Die sechste Folge der Gründershow mit einem Startup, in das ein beherzter Löwe nur gerade 1 Franken investiert – und damit fröhliche Gesichter produziert.

In der sechsten Folge der Gründershow sind sechs Startups angetreten, um sich eine Löwin oder einen Löwen ins Boot zu holen. Eine Sendung mit durchmischter Erfolgsquote, verwirrten Löwen und mit einem Überraschungseffekt.

Splint Invest: Die App für alternative Anlagen

Das Geschäftsmodell von Mario (38), Robin (27) und Aurelio (32) hat die Löwinnen und Löwen von Anfang an überzeugt. Das Startup Splint Invest hat MoneyToday.ch bereits letzten Frühling porträtiert, hier. Das FinTech bietet bereits ab 50 Franken den Einstieg in alternative Anlagen, zum Beispiel in Luxus-Uhren, exklusive Weine oder in limitierte Whiskey-Flaschen.

Split Invest hat in den ersten sechs Monaten nach Start 500 Kundinnen und Kunden mit Account, 250 davon haben investiert, die Investitionssumme liegt bei insgesamt 250'000 Franken. Trotz noch sehr überschaubarer Zahlen, rufen die Gründer eine Bewertung von 10 Millionen Franken auf, sie wünschen sich 200'000 Franken für 2 Prozent der Firmenanteile.

Die hohe Firmenbewertung kostet die Löwinnen und Löwen in diesem Fall nur ein Lächeln und produziert kein Stirnrunzeln, weil die Investoren Potenzial wittern. Die Demokratisierung von Investitionen in Luxusgüter kommt gut an, dass die Gründer noch mit sehr tiefen Salären arbeiten ebenfalls.

Deal: Drei Löwen kappen die Bewertung um ein Drittel, legen zusammen und bieten 500'000 Franken für 7.5 Prozent der Firmenanteile. Lukas Speiser und Jürg Schwarzenbach investieren je CHF 200'000 für 3 Prozent, Patrick Mollet steigt mit CHF 100'000 ein und erhält 1.5 Prozent.

Caropha: Schokolade, die keine ist

Die Gründer Philipp (63), Rebecca (32) und Nora (35) erklären, was Schoggi ohne Schoggi ist: es sieht aus wie Schokolade, es schmeckt wie Schokolade, besteht jedoch aus den Früchten des Johannisbrotbaums und ist vegan. Kein Hauch von Schoggi in der Schokolade.

Das Produkt des Startups Caropha schmeckt allen Löwinnen und Löwen gut, sie finden aber die Bewertung schwer verdaulich. Das vegane Schoko-Team wünscht sich ein Investment von 400'000 Franken für 10 Prozent der Firmenanteile.

Kein Deal: Gewissermassen mit vollem Mund loben alle Löwinnen und Löwen das Produkt, selten hätten sie so etwas Gutes gegessen, aber: das Startup ist in seiner Entwicklung noch nicht so weit, wie es sein könnte oder sein sollte. Die Schokolade, die keine ist, haben die Löwen behalten – der kleine Hunger kommt ja immer wieder zurück, auch bei Nicht-Investitionen.

Memoria: Eine Software-Suite, die Löwen verwirrt und Löwinnen begeistert

Das Startup Memoria ist eine Mischung aus Softwareschmiede und FinTech. Die Gründer Aathavan (39 und Sarankan (32) haben ein Produkt entwickelt, das Prozesse und Geldflüsse in Unternehmen automatisiert und vernetzt, Finanzen und Cash-Anbindung mit Wallets für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inklusive.

Das ist nicht wirklich kompliziert, aber irgendwie doch zu viel für die männlichen Löwen. Die sind verwirrt, verstehen Bahnhof statt Memoria, haben keine Ahnung, was das FinTech genau anbietet und deshalb auch wenig Verständnis für eine Firmenbewertung von stolzen 8 Millionen. Ergo: keinerlei Motivation, 200'000 Franken für 2.5 Prozent zu investieren.

Vollends erledigt sind die Investoren und Löwen, als einer der Gründer die sichtbare Verwirrung hilfsbereit mit der Frage auflösen will: «Wo haben Sie noch Fragezeichen?». Roland Brack meint lakonisch:

Wenn ich ehrlich sein soll, die Frage ist: wo habe ich keine Fragezeichen?

Die einzige Löwin im Investoren-Board, Bettina Hein, mag die Probleme und Verzweiflungsattacken ihrer verwirrten Kollegen nicht teilen. Sie hat als Tech-Investorin von Anfang an den Durchblick, erkennt Potenzial und schreitet zur Tat.

Deal: Die zu hoch gegriffene Bewertung fährt Bettina Hein auf ein Viertel runter und steigt mit 200'000 Franken für 10 Prozent der Firmenanteil in das Startup ein.

Ve Cook: Vegane Cooking Kits

Um das vegane Kochen zu erleichtern, haben Adriana (24) und Niklas (30) vegane Cooking Kits für verschiedene Gerichte entwickelt. Die Kits von Ve Cook bestehen aus dem richtigen Fleischersatz, passenden Gewürzen und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Zubereitung des jeweiligen Menüs ohne Geschmacksverstärker und mit ausschliesslich natürlichen Zutaten.

Die Gründer wünschen sich 200'000 Franken und sind bereit, dafür 10 Pozent ihrer Firmenanteile abzugeben. 

Die Löwinnen und Löwen bekommen eine Kostprobe, finden die Gerichte lecker, die Produkte "irgendwie spannend", fangen aber dennoch nicht wirklich Feuer. 

Kein Deal: In der Betrachtung der Investoren zu wenig USP im Vergleich zu bereits bestehenden Alternativen, deshalb kein Deal – Roland Brack prüft mit den Gründern jedoch eine Kooperation für den Vertrieb in seinem Online-Shop.

Storylino: Personalisierte Hörgeschichten für Kinder

Die Idee haben Stefan (40) und Jonas (30) während der Corona-Pandemie zum Konzept entwickelt und zum Startup Storylino gemacht. Das Startup produziert personalisierte Hörgeschichten für Kinder im Alter von 3 bis 9 Jahren. Die Idee kommt gut an, aber das Unternehmen steckt noch in den Kinderschuhen. 

Die Gründer brauchen kein Kapital, sie wünschen sich einen Mentor, der sie unterstützt und ihr Startup im deutschen Markt zum Skalieren bringt. Deshalb platzieren sie ein ungewöhnliches Angebot:

Für 1 Franken Kapital geben sie 4 Prozent ihrer Firmenanteile ab.

Diesmal gibt's keine Diskussionen zur Firmenbewertung, tiefer geht nicht. Zudem sind die Löwinnen und Löwen angetan von Idee, Gründern, Potenzial und budgetschonendem Invest-Vorschlag.

Deal: Der eine Franken wird von Lukas Speiser lockergemacht, er steigt bei Storylino ein und will das Startup zusammen mit den Gründern zum Erfolg führen.

New GreenTech: Das kompakte Wind-Solar-Kraftwerk auf dem Dach

Der Gründer Frido (67) hat sich für den Pitch mit seinen Mitstreitern Heidi und Marc verstärkt und stellt die Produkte seines Startups New GreenTech vor: kleine Kraftwerke, mit Windturbine und Photovoltaik-Panels, die auf jedes Hausdach oder in jeden Garten passen.

Das private Kraftwerk liefert durch die Windturbine auch dann Strom, wenn die Sonne grad nicht scheint. Die kompakten Fertig-Anlagen werden einsatzbereit geliefert und produzieren mindestens die Hälfte des jährlichen Strombedarfs eines Haushalts.

Gegen 300'000 Franken bietet der Gründer 15 Prozent seiner Firmenanteile.

Die Löwinnen und Löwinnen outen sich alle als Green-Energy-Fans – danach ist aber gleich wieder fertig mit Grün. Die Investorinnen und Investoren sehen in den kompakten Klein-Kraftwerken keine Chancen, sondern vor allem Probleme: Baubereich schwierig, Bewilligungs-Praxis in der Schweiz noch schwieriger, Nachbarn könnten motzen, kurz, der Glaube an die smarten Fertigprodukte zur Stromproduktion fehlt. Zudem betrachten die Investoren das Startup zu sehr als One-Man-Show. 

Kein Deal: Für die etwas unmutigen Investoren schlägt einzig Tobias Reichmuth eine Bresche, er bietet dem Startup Support und Beratung an, um die Zukunft von New GreenTech auszuloten.