Kommentar

Ein Kommentar zu den hohen Gebühren von Banken

Junge Frau prüft kritisch ihren Bankauszug und ist besorgt über die hohen Gebühren
Bild: Getty Images | damircudic

Warum Banken oftmals mit hohen Gebühren unterwegs sind – und warum auch Banken ihre Rechnung nicht ohne die Kundinnen und Kunden machen.

Unsere Redaktion bringt regelmässig Analysen von Vergleichsplattformen zu Gebühren und Kosten von Bankdienstleistungen. Die Unterschiede sind gross, im Vergleich zu den Konditionen von Neo-Banken noch sehr viel grösser.

In einer aktuellen Studie hat der Vergleichsdienst Moneyland die teilweise sehr hohen Gebühren der Credit Suisse berechnet, wir haben berichtet, hier. Was bei Gebührenvergleichen meistens ausgeblendet bleibt, sind weitere Faktoren über die Kosten hinaus und vor allem die Rolle der Kundinnen und Kunden. 

Warum zahlen Kunden hohe Gebühren und akzeptieren tiefe Sparzinsen?

Die von Moneyland berechneten Gebühren- und Kostenunterschiede sind teilweise tatsächlich eklatant. Es bleibt dahingestellt, ob die Credit Suisse hohe Gebühren durch andere Qualitäten kompensieren kann – oder ob Schweizerinnen und Schweizer einfach sehr wenig preissensitiv sind. Möglicherweise eine Mischung aus beidem.

Allerdings: die Credit Suisse hat über Jahrzehnte Hunderttausende von Kundinnen und Kunden bedient, die sich offenbar bei ihrer Bank wohlgefühlt haben. Ergo scheinen sich Bankbeziehungen und Banking nicht nur an Gebühren und Kosten festzumachen. Wäre das der Fall, hätte bei zahlreichen Banken schon längst eine Abwanderung unzufriedener Kundinnen und Kunden eingesetzt, die sich zum Beispiel an zu tiefen Sparzinsen stören.

Praktisch alle Retailbanken verzeichnen in diesen Tagen Spitzenergebnisse, weil sie von der Schweizerischen Nationalbank mit Zinsen von 1.75 Prozent für ihre Einlagen verwöhnt werden. Ein Blick auf die Sparzinsen, die Banken ihren Kundinnen und Kunden momentan einräumen, zeigt, dass dieses Verwöhnprogramm oftmals nur in sehr bescheidendem Umfang in der Beziehung von Banken zu ihren Kunden eine Rolle spielt. 

Daraus lässt sich schliessen, dass Kosten, Gebühren oder faire Zinsen einerseits zunehmend wichtiger werden, dass jedoch andererseits zahlreiche weitere Faktoren eine Rolle spielen, die Kundinnen und Kunden zum Bleiben bewegen. Zum Beispiel Gewohnheit, Bequemlichkeit, persönliche Beziehungen, geschätzte Serviceleistungen oder andere Gründe. Überwiegen diese anderen Faktoren in der Summe, treten Gebühren und Kosten etwas in den Hintergrund. Das erweitert die Spielräume für Banken bei der Gestaltung ihrer Gebühren.

Banken werden diese Spielräume nutzen und Kunden werden dafür bezahlen. Das war immer schon gelebte Praxis und bleibt ein bewährter Marktmechanismus. Unfair ist das nicht, weil: keine Kundin wird dazu verdonnert, bei einer Bank mit hohen Gebühren anzudocken und kein Kunde ist gezwungen, bei einer teuren Bank zu bleiben. Mündige und informierte Kunden haben Wahlfreiheit und können jederzeit ihre Bank wechseln, wenn ihnen Gebühren, Kosten oder Zinsen nicht passen. Der Wettbewerb spielt und die Auswahl an klassischen Banken mit unterschiedlichen Gebühren ist gross. Bezieht man Neo-Banken mit ein, wird das Gebühren-Spektrum in Richtung von günstig nochmals sehr viel breiter.

Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Banken erst auf Druck reagieren. Kommt kein Druck, werden hohe Gebühren bezahlt und tiefe Zinsen akzeptiert, geht eine Bank zu Recht davon aus, dass die Zufriedenheit auf Kundenseite grösser ist als der Missmut. Das will heissen: Gebühren und Kosten – auch versteckte, eine Unsitte zahlreicher Banken – sowie Sparzinsen werden nicht einfach nur von Banken diktiert, sondern ebenso von Kunden gutgeheissen, wenn sie passiv bleiben.

Insofern ist und bleibt die Banken- und Gebühren-Welt in Ordnung, weil die jeweils gültigen Spielregen von beiden Seiten beeinflusst und definiert werden. Oder durch einen Wechsel der Bank auch rigoros geändert werden können.