Apple erfindet das räumliche Computing und definiert mit Vision Pro das Metaverse neu und anders

Blick auf die virtuelle Umgebung, die mit Apple Vision Pro erzeugt werden kann
Bild: Apple

So viel Technologie, Features, Möglichkeiten, virtuelle Erlebnisse und konkreten Nutzen hat bisher kein anderes Big Tech im Angebot.

Interessant an Apples grossem Wurf mit dem Mixed Reality Headset Apple Vision Pro ist, dass das Big Tech bei der Präsentation den Begriff Metaverse tunlichst auslässt. Man scheint dem Konkurrenten Meta weder eine Bühne zu bieten noch eine Brücke bauen zu wollen. 

Apple positioniert die Vision Pro und das Betriebssystem VisionOS anders, nämlich als das erste räumliche Betriebssystem der Welt, das digitale Inhalte mit der physischen Welt verbindet.

Räumliches Computing

Räumliches Computing kling erstmal bescheiden, ist es aber nicht. Apple hat an Technologie, Features und Möglichkeiten so ziemlich alles in das erste Mixed Reality Headset eingepackt, was heute möglich ist. Tim Cook, CEO von Apple, beschreibt die Innovation mit folgendem Statement:

«Heute beginnt eine neue Ära des Computers. So wie der Mac das Personal Computing eingeführt hat und das iPhone das mobile Computing, führt die Apple Vision Pro das räumliche Computing ein. Die Vision Pro baut auf Jahrzehnte der Innovation bei Apple, ist um Jahre voraus und anders als alles, das bisher geschaffen wurde — mit einem revolutionären neuen Eingabesystem und Tausenden von bahnbrechenden Innovationen.»

Was sich nun wiederum wie ein marketinggetriebener Werbespot anhört, der mit Superlativen nicht geizt, wird durch das Produkt selbst bestätigt. Die Brille verbindet virtuelle Welten mit der Realität der jeweiligen Benutzer. Oder sie schafft die gewünschte virtuelle Umgebung, die User sich gerade wünschen. Die Apple Vision Pro kann Computing in 3D, verbindet Gewohntes mit Neuem, bietet eine riesige Leinwand für Apps bei der Arbeit, macht Kommunikation und Facetime räumlich, schafft immersive Umgebungen, bringt Kino, Film, Konzerte, Unterhaltung und was auch immer gewünscht ist ganz nahe an den User – in einer Bild-, Sound- und 3D-Qualität, die bisher Bekanntes in den Schatten stellt.

Was die Brille im Einzelnen kann, stellt Apple in Bild und Text eindrücklich vor, hier. Wer nicht lesen mag, lieber gleich live erlebt: das Video zeigt die faszinierende Mischung aus Science Fiction, Realität, Computing und Metaverse. Die Apple Vision Pro verbindet alle diese Ebenen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Computing, Arbeit, Unterhaltung, Kommunikation, virtuelle Welten und mehr – die Apple Vision Pro kann das und schafft dabei aussergewöhnliche neue Erlebnisse für Nutzerinnen und Nutzer. Indem die Brille eine Riesenleinwand bietet – zu Hause, im Büro, im Park oder irgendwo. Diese Leinwand kann mit jeder Art von gewünschten Daten, visuellen und akkustischen Inhalten gefüllt werden.

Also einfach ein Computer, neu nun eben räumlich?

In gewisser Weise schon. Alles, was ein iMac oder ein iPhone bringt, kann die Vision Pro auch – neu in 3D und räumlich. Sie kann aber noch sehr viel mehr. In dieser Verbindung von gewohntem PC-Alltag und räumlicher sowie virtueller Innovation mit beeindruckenden Sound- und Bild- und Kino- und 3D-Erlebnissen, liegt die eigentliche Innovation und der gewaltige Schritt von Apple nach vorne.

Deshalb kostet die Vision Pro auch wesentlich mehr als eine 3D- oder Virtual-Reality-Brille. Sie kostet so viel wie ein aufgerüsteter iMac mit erstklassiger Brille dazu, weil sie genau das ist. Der von Apple genannte Startpreis ab 3'499 US-Dollar dürfte in der Schweiz so um die 4'000 Franken liegen, sobald die erste Generation der Apple Vision Pro hier verfügbar ist.

Ist die Apple Vision Pro die Zukunft?

Dem räumlichen Computing mit all seinen Möglichkeiten gehört sicher die Zukunft, der Vision Pro eher nicht. Warum nicht? Aus unserer Sicht deshalb:

Die heutigen virtuellen Brillen sind momentan noch ein Klotz am Kopf. Sie machen heute schon vieles möglich, sind jedoch auf Dauer nicht sehr komfortabel. Das gilt auch für die Apple Vision Pro. Die ist wohl ergonomisch gebaut, bringt aber dennoch um die 1.5 Kilogramm auf die Waage. Mehrere Stunden Computing mit einem PC ist locker zu schaffen. Dasselbe mit 1.5 Kilogramm Brille im Gesicht dürfte schwierig werden, zumindest sehr ungemütlich, ermüdend und mit dem latenten Risiko der Genickstarre.

In unserer Betrachtung liegt die Zukunft von Computing und Metaverse nicht in diesen Ungetümen, da geht mehr und anderes, wenn die Technologie ein Stück weiter ist. Die Apple Vision Pro ist jedoch ein guter Anfang für diese Zukunft.

Weshalb kommt Apple gerade jetzt mit der Vision Pro?

Das Metaverse wird stark mit Meta assoziiert, weil der Facebook-Konzern am meisten Reden von sich macht. Mit der Vision Pro besetzt Apple in zweifacher Hinsicht Terrain. Zum einen in der Kerndisziplin des Big Techs, also erstklassige Computer, erstklassige Smartphones und jetzt die Weiterentwicklung mit erstklassigem räumlichen Computing in Form der Vision Pro.

Zum anderen schubst Apple den Konkurrenten Meta mit einem beeindruckenden Produkt unsanft aus dem Scheinwerferlicht des Metaverse. Die Vision Pro ist räumliches Computing und Metaverse. Die Brille kann sich neben allem anderen mit jedem Metaverse verbinden. Hat ein User keine Lust in ein Metaverse einzutauchen, kreiert er sein eigenes Metaverse mit der Brille. Die Verbindung von Alltag, Realität, Computing, virtuellen Welten und räumlichen Erlebnissen ist ziemlich einzigartig.

Apple hat lange gewartet, setzt jetzt jedoch auf einen Schlag einen sehr grossen Schuh in die Entwicklung rund ums Metaverse. Dieser Schuh ist so gross wie jener im Computing ausserhalb des Metaverse. Und genau darum geht es: das eine mit dem anderen zu verbinden. 

Deshalb ist die Lancierung der Vision Pro ein cleverer Schachzug von Apple. Das Big Tech beweist sich einmal mehr als Leader in Sachen Technologie und Innovation. Und gleichzeitig meldet Apple denselben Führungsanspruch für das Metaverse an, ohne auch nur ein einziges Wort über das Metaverse zu verlieren. Das Big Tech geht sogar noch weiter, indem Apple das Metaverse neu definiert. Deshalb braucht die neue Selbstverständlichkeit weder benannt noch erklärt zu werden, Nutzerinnen und Nutzer werden sich in den virtuellen Welten von selbst zurechtfinden.