Am 9. Oktober trat in der EU die neue Regelung "Verification of Payee" (VoP) in Kraft. Banken müssen künftig prüfen, ob der Name des Empfängers zur angegebenen IBAN passt.
Ziel der neuen Vorschrift ist, Fehlüberweisungen und einfache Betrugsformen zu verhindern. Doch was als zusätzliche Sicherheitsmassnahme gedacht ist, bringt auch neue Herausforderungen mit sich, sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen.
Frust für Sicherheit
VoP sorgt dafür, dass versehentlich falsche Überweisungen künftig seltener vorkommen. Wenn eine IBAN nicht zum angegebenen Namen passt, schlägt das System Alarm und stoppt die Zahlung. Das kann Verbraucher und Firmen vor echten finanziellen Schäden bewahren.
Gleichzeitig entstehen neue Fehlerquellen, etwa wenn legitime Überweisungen fälschlicherweise blockiert werden. Unterschiedliche Schreibweisen, Sonderzeichen oder Doppelnamen können dazu führen, dass Zahlungen als "kein Treffer" gewertet werden, was in der Praxis häufiger Menschen mit Migrationshintergrund trifft, deren Namen oftmals von der formalen Schreibweise abweichen. Besonders in der Anfangsphase dürfte das für mehr Rückfragen und Frustration sorgen.
Trotz Vertrauen prüfen
Ein weiteres Problem liegt in der menschlichen Wahrnehmung. Wer auf seinem Bildschirm eine grüne Bestätigung sieht, fühlt sich automatisch sicher und genau das macht das System anfällig. Eine "Übereinstimmung" zeigt nur an, dass Name und IBAN formal zusammenpassen. Ob das Konto tatsächlich einer vertrauenswürdigen Person oder Firma gehört, prüft VoP nicht.
Diese Lücke eröffnet Raum für neue Betrugsmethoden. Kriminelle können Unternehmen mit ähnlich klingenden Namen gründen oder unter leicht abgewandelten Bezeichnungen Konten eröffnen, die VoP nicht erkennt. Die Folge ist ein trügerisches Sicherheitsgefühl, das besonders gefährlich wird, wenn Nutzer Warnmeldungen übergehen oder vermeintlich kleine Abweichungen ignorieren.
Banken und Zahlungsdienstleister stehen daher vor der Aufgabe, Warnhinweise nicht nur technisch korrekt, sondern auch psychologisch verständlich zu gestalten – eine Herausforderung, die über reine Systemlogik hinausgeht. Vertrauen lässt sich dabei stärken, indem Unternehmen transparente Kommunikationsstrategien nutzen, etwa durch leicht verständliche Hinweise, konsistente visuelle Gestaltung und die nachvollziehbare Darstellung von Prüfprozessen.
Technische Hürden für Banken und Unternehmen
Auch technische und organisatorische Fragen bleiben: Ältere Bankensysteme speichern Namen oft in uneinheitlichen Formaten, was die Trefferquote bei der Namensprüfung reduziert. Zudem können Sammelzahlungen oder automatisierte Lohnläufe empfindlich auf einzelne Abweichungen reagieren. Hier müssen Finanzinstitute und Unternehmen Abläufe anpassen, um den Übergang reibungslos zu gestalten.
Unternehmen müssen ihre internen Prozesse überdenken. Besonders Sammel- oder Lieferantenzahlungen sind anfällig für einzelne Fehlermeldungen, die ganze Zahlungsläufe blockieren können. In solchen Fällen sind präzise Daten, klare Verantwortlichkeiten und die Fähigkeit, technische Prüfungen vorab zu simulieren, entscheidend. Der Erfolg von VoP hängt somit nicht nur von Regulierung und Infrastruktur ab, sondern auch von Datenqualität und organisatorischer Disziplin.
Eben "nur" ein Schritt in die richtige Richtung
Trotz aller Anfangshürden ist VoP ein wichtiger Schritt in Richtung sichererer digitaler Zahlungen. Langfristig dürfte die Zahl fehlgeleiteter Überweisungen deutlich sinken, einfache Betrugsmaschen werden schwerer umsetzbar, und die Datenlage für Betrugserkennung verbessert sich.
Allerdings verlagert sich das Risiko hin zu komplexeren Formen von Finanzkriminalität, etwa durch Identitätsmissbrauch, Lookalike-Konten oder gezielte Social-Engineering-Angriffe. VoP ist damit weder Wundermittel noch Stolperfalle, sondern ein Werkzeug, das den Zahlungsverkehr sicherer machen kann, wenn alle Beteiligten wissen, wie sie damit umgehen.